Julia Quinn
als
wollte ich dir etwas antun.«
Sie sah ihn wütend an. »Wer sagt
mir, dass es nicht so ist?«
Er strich sich mit der Hand durch
das Haar. »Mein Gott, seit wann bist du denn so eine Furie?«
»Seit du mich gegen meinen Willen in
dein Haus gezerrt hast!«
»Das hätte ich mit Sicherheit nicht
getan, wenn du mich nicht hinsichtlich deines Bruders angelogen hättest.«
Sie gab einen Laut der Empörung von
sich. »Wie kannst du es wagen, mir eine Lüge zu unterstellen!«
»Hast du denn nicht gelogen?«
»Nun ja, doch«, gestand sie
trotzig. »Aber nur, weil du ein grober, arroganter Mensch bist, der kein Nein
akzeptieren kann!«
»Wenn man sich weigert, das Negative
zu akzeptieren, führt das im Allgemeinen zu einem positiven Ergebnis«,
teilte er ihr so von oben herab mit, dass sie ihn am liebsten geohrfeigt hätte.
Ihr Blick und ihre Stimme wurden
eisig. »Mir scheint, meine einzige Chance, von hier wegzukommen, besteht darin,
dich dein Sprüchlein aufsagen zu lassen. Was wolltest du mir also
sagen?«
Er hielt ihr ein Blatt Papier hin.
»Das habe ich von Lady Danbury erhalten.«
»Hoffentlich deine Kündigung«,
murmelte sie.
Er überging diese Bemerkung. »Das
ist Lady Danburys Gästeliste. Ich muss dir leider mitteilen, dass keiner dieser
Gentlemen akzeptabel ist.«
»So. Ich nehme an, du kennst sie
alle persönlich!«
»Zufällig, ja.«
Sie riss ihm aufgebracht das Papier
aus der Hand. »Ach, ich bitte dich«, sagte sie zynisch. »Darunter sind
zwei Lords und ein Sir. Woher solltest du solche Leute kennen?«
»Dein Bruder ist auch ein Sir«,
erinnerte er sie.
»Dafür ist deiner keiner«, gab
sie zurück.
»Das kannst du nicht wissen.«
Sie hob abrupt den Kopf. »Wer
bist du?«
»Mein Bruder ist kein Sir«,
erklärte er verärgert. »Ich habe nämlich gar keinen Bruder. Ich wollte dich nur
darauf hinweisen, dass du die unglückliche Neigung hast, voreilig Schlüsse zu
ziehen, ohne dich vorher über die Tatsachen kundig gemacht zu haben.«
»Was also ist nicht akzeptabel an
diesen Männern?« fragte sie so leise und langsam, dass er merkte, ihre
Geduld hing nur noch an einem seidenen Faden.
»Drei von ihnen sind
verheiratet.«
Sie presste die Kiefer zusammen.
»Was ist mit den unverheirateten Gästen?«
»Nun, dieser hier zum Beispiel
...« Er zeigte auf Sir Bertram Fellport. »Er ist Trinker.«
»Bist du sicher?«
»Ich könnte
dir nicht guten Gewissens zuraten, einen Mann zu heiraten, der
Alkoholmissbrauch betreibt.«
»Du hast
meine Frage nicht beantwortet.«
Verdammt,
sie war zäh. »Ja, ich weiß, dass er ein Trinker ist. Und
ein ziemlich bösartiger noch dazu.«
Sie blickte
wieder auf das Papier. »Was ist mit Lord Binsby?«
»Er ist
Spieler.«
»Krankhaft?«
James
nickte. Allmählich fing die Sache an, ihm Spaß zu machen.
»Abgesehen davon ist er fett.«
Sie zeigte
auf die nächsten Namen. »Was ist mit ...«
»Verheiratet,
verheiratet, verheiratet.«
Sie sah ihn
durchdringend an. »Alle drei?«
»Ja. Einer
von ihnen sogar glücklich.«
»Nun, das
ist in der Tat ungewöhnlich«, murmelte sie. Er schwieg.
Elizabeth seufzte, und James merkte, dass ihr Ärger
allmählich einer gewissen Mattigkeit wich. »Es blei ben also
noch Mr. William Dunford und Captain Cynric Andrien.
Ich nehme an, der eine ist ein Krüppel und der andere ein
Einfaltspinsel.«
Er hätte
das liebend gern bestätigt, aber ein Blick auf die beiden, und
sie würde wissen, dass er gelogen hatte. »Man hält sie
beide für sehr gut aussehend und intelligent«, gab er zu.
»Wo liegt
dann das Problem?«
»Dunford
ist ein Schürzenjäger.«
»Na
und?«
»Er wird
niemals treu sein.«
»James, ich
bin wohl kaum ein Glückstreffer. Ich kann keine
Vollkommenheit erwarten.«
Seine Augen
begannen zu funkeln. »Du solltest aber Treue
erwarten! Du solltest sie sogar verlangen!«
Sie starrte
ihn ungläubig an. »Das wäre schön, aber es scheint mir
weniger wichtig zu sein als ...«
»Dein
Ehemann wird dir treu sein, oder er bekommt es mit mir zu
tun«, grollte er.
Sie riss
die Augen auf und fing plötzlich zu lachen an.
James
verschränkte die Arme und sah sie aufgebracht an.
Er war es
nicht gewohnt, dass man ihn auslachte, wenn er galant war.
»O James!« rief sie atemlos.
»Verzeih mir, aber das war so lieb von dir!« Sie wischte sich eine
Lachträne fort. »So lieb, dass ich dir fast vergeben könnte, mich entführt zu
haben.«
»Ich habe dich nicht entführt«,
widersprach er finster.
Sie machte
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