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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wie heiratet man einen Marquis
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alles nur, um einen Mann kennen zu lernen, der wahrscheinlich
hängende Schultern hatte.
    Sie stöhnte leise auf. Seit zwanzig
Minuten stand sie nun schon an den Gitterstäben, sie konnte es nicht länger vor
sich herschieben. Sie hob das Kinn, straffte die Schultern und ging los, wobei
sie bewusst James' Verwalterhaus mied. Eine Begegnung mit ihm hätte ihr jetzt
gerade noch gefehlt.
    Sie betrat Danbury House durch den
Haupteingang und lauschte nach den Stimmen der Partygäste, doch alles war ganz
still. Das Notizbuch lag in der Bibliothek, aber da sie ja so tun wollte, als
wüsste sie das nicht, ging sie quer durch das Haus zu der großen Flügeltür, die
hinaus auf die hintere Terrasse führte.
    Ein gutes Dutzend elegant
gekleideter Damen und Gentlemen tummelten sich auf dem Rasen. Manche von
ihnen hielten Tennisschläger in der Hand, andere ein Glas Punsch, und alle
schienen sich bestens zu amüsieren. Elizabeth biss sich auf die Lippe. Sogar
ihre Stimmen hörten sich vornehm an.
    Sie trat auf die Terrasse. Sie hatte
das Gefühl, wie eine scheue graue Maus zu wirken, aber das spielte keine Rolle.
Schließlich erwartete wohl niemand, dass Lady Danburys Gesellschaftsdame forsch
auf einer Party erschien.
    Lady Danbury hielt am anderen Ende
der Terrasse Hof und saß in einem enorm großen Sessel, von dem Elizabeth
wusste, dass er sonst im Blauen Salon stand. Das samtüberzogene Monstrum war
das einzige Möbelstück aus dem Haus, das nach draußen gebracht worden war, und
es hatte eindeutig die Funktion eines Throns – was sicherlich auch so von Lady
Danbury beabsichtigt war. Zwei Damen und ein Gentleman saßen auf Gartenstühlen
bei ihr. Die Damen nickten aufmerksam bei jedem Wort, das sie sagte, der
Gentleman sah sie mit verklärtem Blick an, und keiner schien es seltsam zu
finden, dass Malcolm auf dem Rücken auf Lady Danburys Schoß lag, die Pfoten
weit von sich gestreckt. Er sah aus wie eine Katzenleiche, aber Lady Danbury
hatte Elizabeth wieder und wieder versichert, dass er diese Stellung liebte.
    Elizabeth trat etwas näher und versuchte,
Lady Danbury besser zu verstehen, damit sie sie in einem Moment unterbrechen konnte, wo es am wenigsten
störte. Es war nicht schwer, der Unterhaltung zu folgen, denn es war eher ein
Monolog der alten Dame.
    Sie wollte Lady Danbury gerade auf
sich aufmerksam machen, da fasste jemand nach ihrem Ellenbogen. Sie fuhr herum
und stand dem schönsten Mann gegenüber, den sie je gesehen hatte. Goldblondes
Haar, türkisblaue Augen – das Wort »gut aussehend« war noch eine
Untertreibung für ihn. Dieser Mann hatte das Gesicht eines Engels.
    »Mehr Punsch, bitte«, sagte er
und hielt ihr sein Glas hin.
    »O nein, es tut mir Leid, Sie irren
sich. Ich ...«
    »Nun, los!« Er gab ihr einen
Klaps auf die Kehrseite.
    Elizabeth schoss die Farbe in die
Wangen, und sie drückte ihm das Glas wieder in die Hand. »Das ist ein
Missverständnis. Bitte entschuldigen Sie mich.«
    Die Augen des Mannes wurden
gefährlich schmal, und Elizabeth bekam plötzlich eine Gänsehaut. Diesem Mann
kam man wohl besser nicht in die Quere, obwohl man an sich meinen sollte, dass
selbst der übellaunigste Mensch nicht so wütend wegen eines Glases Punsch
werden würde.
    Achselzuckend verbannte sie den
Zwischenfall aus ihrem Kopf und ging auf Lady Danbury zu, die ihr überrascht
entgegensah. »Elizabeth!« rief sie aus. »Was machen Sie denn hier?«
    Elizabeth setzte ein gewinnendes und
gleichzeitig um Verzeihung bittendes Lächeln auf. Immerhin hatte sie hier
Zuschauer. »Es tut mir sehr Leid, dass ich Sie störe, Lady Danbury.«
    »Unsinn. Was ist denn los? Gibt es
Probleme bei Ihnen zu Hause?«
    »Nein, nein, so schlimm ist es
nicht.« Sie warf dem Gentleman an Lady Danburys Seite einen verstohlenen
Blick zu. Seine Haar- und Augenfarbe war die gleiche wie die von James, und er
schien auch in seinem Alter zu sein, aber seine Augen selbst wirkten um Jahre
jünger.
    James hatte viele Dinge gesehen.
Dunkle, schreckliche Dinge. Es war in seinem Blick zu erkennen, wenn er sich
unbeobachtet glaubte. Aber sie musste aufhören, immer nur an James zu denken.
Wenn sie diesen Mann hier objektiv betrachtete, musste sie zugeben, dass er
umwerfend gut aussah. Und er ließ eindeutig nicht die Schultern hängen.
    Er war
nur eben nicht –
James.
    Elizabeth gab sich innerlich einen
Ruck. »Ich fürchte, ich habe mein Notizbuch hier liegen gelassen«, erklärte
sie Lady Danbury. »Haben Sie es zufällig gesehen? Ich brauche es

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