Julia Saison Band 05
Mann bist, den ich liebe und dem ich vertraue?“
„Gib mir mal die Nummer von deinem kommandierenden Offizier.“ Collin schnappte sich sein Handy. „Ich muss ihm noch von deinem mangelhaften Urteilsvermögen berichten.“
Unbeeindruckt rührte sich Cass nicht vom Fleck. „Wenn ich nicht der Meinung wäre, dass du mit dieser Herausforderung fertig wirst, würde ich das Angebot der Frau von einem Kollegen annehmen und die Mädchen bei ihr auf dem Stützpunkt lassen. Ich habe sogar die Kinder gefragt, was ihnen lieber wäre. Weißt du, was sie gesagt haben?“
„Dass du ihnen ein Haus in Disneyland kaufen und ihre Vormundschaft auf die Gebrüder Grimm übertragen sollst?“
„Sie wollen ihren Onki Collie . Einstimmig, übrigens.“
Collin verschluckte sich beinahe. „Bitte sag mir, dass du dich mit einem Logopäden über dieses Problem mit der Aussprache unterhalten wirst.“
Insgeheim hatte er jedoch schon wieder mit Schuldgefühlen zu kämpfen. Er wusste, dass er es als Onki letzte Weihnachten vermasselt hatte. Anstatt die Feiertage mit seinen Nichten und Cassie zu verbringen, war er mit einer Rothaarigen, an deren Namen er sich schon nicht mehr erinnern konnte, nach Tahiti geflogen.
„Sag ihnen, dass sie es hier abscheulich finden würden. Keine Geschenke und nur noch Haferflocken und Algebra. Mit einem Hauslehrer, der kaum ein Wort Englisch spricht“, fügte er hinzu, weil es nur ein Vorteil sein konnte, noch schlimmere Befürchtungen zu wecken.
Unverdrossen erwiderte Cassie: „Ich dachte eher, das wäre eine tolle Gelegenheit, ihnen zu zeigen, was es hier in der Gegend zu sehen gibt. Du kannst mit ihnen in den botanischen Garten in Fort Worth gehen. Außerdem könnt ihr das Arboretum und den Zoo von Dallas anschauen. Konzentrier dich zur Abwechslung mal nicht nur darauf, was für dich dabei herausspringt.“
„Verzeih mir, wenn sich das jetzt arrogant anhört, aber genau das ist der Grund, warum du dich über mein Einkommen lustig machen kannst, Kleine.“
„Und genau das ist der Grund, warum du nichts vom Leben hast. Eines Tages fliegt dir das alles um die Ohren. Ich will nicht, dass du dich in Luft auflöst wie unsere Eltern, als Dads miese Geschäfte wie Seifenblasen geplatzt sind.“
Collin spannte sich innerlich an. Auf keinen Fall wollte er sich vorwerfen lassen, seinen Eltern in irgendeiner Hinsicht ähnlich zu sein.
„Gib mir einen Augenblick … oder eine Woche“, antwortete er. „Ich bin sicher, dass ich eine bessere Lösung finde. Für die du mir noch dankbar sein wirst.“
Als er das sagte, holte Cassidy tief Luft. Als sie weitersprach, betonte sie sorgfältig jede Silbe. „Ich habe nur noch dich, Collin. Und wenn es zum Schlimmsten kommen sollte, dann wären sie zumindest schon daran gewöhnt, bei dir zu leben.“
Bei diesen Worten ließ er den Kopf sinken. „Bitte denk nicht mal daran.“ Die Vorstellung, sie zu verlieren, erschütterte ihn bis ins Mark. Eilig bemühte er sich, seine Angst mit Humor zu überspielen. „Konzentrieren wir uns mal auf meinen deiner Meinung nach überbezahlten Job. Was soll mit den Mädchen passieren, wenn ich im Büro bin?“
Cassidy verschränkte die Arme vor der Brust. „In deinem riesigen Bekanntenkreis wird es doch wohl jemanden geben, der gut mit Kindern umgehen kann.“ Plötzlich riss sie die Augen auf und schnippte mit den Fingern. „Jetzt hab ich’s! Deine Ex. Die wäre perfekt, glaube ich.“
Ex? „Ich habe keine Ex“, knurrte er. „Du weißt doch genau, dass ich nie oft genug mit einer Frau ausgehe, um sie als ‚meine Freundin‘ bezeichnen zu können. Einfach nur um die Unannehmlichkeiten zu vermeiden, die mit dieser Bezeichnung einhergehen.“
„Ich meine ja auch deine Ex- Mitarbeiterin. Die Assistentin, die du rausgeschmissen hast.“
„Sabrina.“ Ihr Name kam ihm so schnell über die Lippen, wie er sie vor seinem geistigen Auge erblickte. Aber seine körperliche Reaktion war, als ob er einen Lungenschuss abbekommen hätte. Der folgende Hustenanfall zwang Collin, sich vornüber zu krümmen. „Die habe ich nicht gefeuert“, keuchte er.
„Klar, denn das wäre ja auch die korrekte Reaktion gewesen. Oder ihr ganz einfach die Wahrheit zu sagen – dass du auf sie stehst. Aber nein, du hast sie in den Keller verbannt, als Sekretärin von … wie heißt das Fossil da unten noch mal?“
„Norbit. Der Archivleiter.“
„Was für eine freundliche Umschreibung für ‚Aktenablage‘. Der Typ schneidet sich selbst
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