Julia Saison Band 05
vom Training so müde sein werde, dass ich zehn Minuten nach dem Start einschlafe.“
Das trug nicht gerade dazu bei, Collins wachsende Beunruhigung zurückzuhalten. „Ist denen nicht klar, dass du alleinerziehende Mutter von Zwillingen bist?“
„Ein Vertrag ist eben ein Vertrag. Außerdem sind es nur vier Monate, weil ich auf der Offiziersschule war und deswegen nicht mit dem Rest meiner Einheit rübergeschickt worden bin. Das ist nichts im Vergleich zu den Leuten, die für sechs Monate oder ein Jahr dorthin müssen.“ Die Hände in die Hüften gestemmt schüttelte sie den Kopf. „Collin, schaust du eigentlich nie Nachrichten? Ein paar von uns machen das jetzt zum dritten, vierten oder fünften Mal mit.“
Er murmelte etwas Undeutliches und massierte seinen verspannten Nacken. „Lass mich ein oder zwei Bekannte anrufen. Ich bin sicher, dass ich dir in kurzer Zeit eine Infektion mit Hepatitis oder so verschaffen kann.“
Endlich lachte Cassidy und machte die Tür hinter sich zu. „Es nutzt nichts, sich vor irgendetwas zu drücken. Es tut mir leid, Lieblingsbruder, aber du musst deine Rolle als schüchtern unbeholfener Held à la Hugh Grant aufgeben, um mein Held zu werden.“
„Wenn ich das bloß könnte … Unglücklicherweise habe ich jedoch meine Seele an meine Firma verkauft.“
Als sie ihn diesmal umarmte, glänzten Tränen in ihren Augen. „Vielleicht ist dieser ganze Schlamassel am Ende doch zu etwas gut. Du hast mich so lange und intensiv dabei unterstützt, meine Träume zu verwirklichen, dass du deine eigenen aus den Augen verloren hast.“
„Mein Steuerberater ist da anderer Meinung. Anders als du gerät der aber auch in Ekstase, wenn er sich meine 72-Stunden-Wochen genauer ansieht.“
„Du weißt genau, dass Geld allein nicht glücklich macht. Vor allem, wenn du niemanden hast, um deinen Reichtum zu teilen. Vielleicht hilft dir die Zeit mit meinen Mädchen dabei, mal die Scheuklappen abzunehmen, was zwischenmenschliche Beziehungen angeht.“
„Welch weise Worte …“ Collin trat zurück, lehnte sich gegen den Beistelltisch und presste die rechte Hand gegen die Brust. „Nein, nein. Ich weiß, was ich versprochen habe. Aber da warst du im Delirium wegen der Wehen. Oder vielleicht war ich im Delirium aus reiner Panik? Jedenfalls kann ich unmöglich die Mädchen zu mir nehmen, während du weg bist. Du stehst einem Mann gegenüber, der sich noch nie auch nur ansatzweise danach gesehnt hat, den Wickeldienst zu übernehmen.“
„Dann hast du ja noch mal Glück gehabt. Diese Phase haben Genie und Addie schon lange hinter sich. Im Augenblick gehen sie auf eine Vorschule für hochbegabte Kinder.“
„Und als Nächstes auf die Uni?“
Sie durchbohrte ihn mit dem berüchtigten bösen Blick, den schon ihre Großmutter beherrschte. Er hielt beide Hände hoch, während er seine Verteidigungsstrategie noch einmal überdachte. „Wie konnte ich so etwas nur denken, bei einer Mutter, die ihren Töchtern Namen wie General und Admiral gibt?“
Vom ersten Tag an hatte er sie deswegen aufgezogen und Gena und Addison die Spitznamen „General“ und „Admiral“ gegeben. Aber er hegte keine Zweifel daran, dass die beiden Mädchen schon auf dem besten Wege waren, selbst tollkühne Heldinnen zu werden. Eine ganz natürliche Weiterentwicklung von allem, was ihre schneidige Mutter sich erträumte. Was ihre Bitte an ihn umso verrückter machte.
„Schau dich doch nur mal an“, versuchte er es noch mal mit unverhohlener Bewunderung. „Du bist eine Pilotin. Du fliegst ein paar tausend Kilo Metall durch die Luft. Du bist dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr eine Heldin, wie sie leibt und lebt, auch wenn du noch nie einen Auslandeinsatz hattest.“
Er ließ die Hände sinken und warf ihr einen hilflosen Blick zu. „Was habe ich deinen Kindern denn zu bieten, Cass? Wenn ich am Wochenende tatsächlich mal freihabe, kommt es vor, dass ich vierzehn Stunden am Stück schlafe und aufwache, ohne mich einen einzigen Millimeter bewegt zu haben.“
„Du gewöhnst dich sicher daran. Du wirst schon lernen, wie ich das mache. Das alles zu jonglieren. Zurechtzukommen. Der einzige Unterschied ist, dass du das Ganze mit Hilfe eines siebenstelligen Einkommens tun wirst.“
Er beugte sich gekrümmt nach vorne und hob das linke Knie an, als ob sie ihm einen Faustschlag in die Magengrube versetzt hätte – oder einen Tritt. „Aua.“
Cassidy zog eine Grimasse. „Sorry. Hilft es gar nichts, dass du der einzige
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