Julia Saison Band 05
Vor Überraschung und Freude machte er große Augen, als er Isabella erblickte.
„Wir sind spät dran. Sonny, ich sehe schon, da ist Gus. Und Isabella wollte mit dir reden. Kümmer dich ruhig um sie, wir machen uns auf den Weg. Schönen Tag noch!“
Als sie draußen waren, umarmte Gus die Mädchen zur Begrüßung und half ihnen, in die Kindersitze, die er jetzt immer im Kleinbus dabei hatte. „Stimmt was nicht mit Sonny?“
„Ich habe ihm gesagt, dass wir schon zurechtkommen und er sich lieber mit Graziellas Tochter Isabella unterhalten soll.“
„Ah. Ich weiß, worum es geht.“
„Das ist doch eine Schande, wie die beiden ihre Zeit verschwenden.“
„So wie ich dich kenne, hast du den beiden gerade einen kleinen Schubs gegeben.“
Am Mittwoch begleitete Collin Sabrina und die Zwillinge in eine Mittagsvorstellung von „Nussknacker“. Er hegte keine Zweifel, dass es eine genauso große Qual für ihn sein würde wie Haarentfernung mit Heißwachs für Frauen. Aber er wünschte sich wirklich, dass die Zwillinge in ihm nicht nur den Onkel sehen würden, der immer nur am Abend mal da war.
Knapp eine Stunde später war es vorbei. Ganz verzaubert von dem, was sie gerade miterlebt hatten, tanzten, hüpften und drehten sich Gena und Addie auf dem ganzen Weg zurück zum Auto.
„Schau nur. Sind sie nicht süß?“ Sabrina zeigte auf die Mädchen, während sie hinter ihnen her gingen.
„Ja, Kleidchen und Strumpfhosen statt Schlafanzügen machen einen echten Unterschied.“
„Brummbär.“ Aber Sabrina hakte sich trotzdem bei ihm unter. „Danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Jetzt werden sie immer sagen: ‚Mein Onkel Collin hat mir das Ballett gezeigt‘“, sagte sie und ahmte seinen britischen Akzent nach.
Als Gena beinahe eine echte Pirouette schaffte, jubelte Sabrina ihr zu. „Ich war viermal so alt wie die beiden, als ich dieses Stück das erste Mal gesehen habe … und ich war genauso verzaubert.“
„Ich wette tausend Dollar, dass dein Vater euch nicht begleitet hat.“
„Die Wette gewinnst du leicht. Meine Mutter ist auch nicht mitgekommen. Ein Lehrer hat vier aus meiner Klasse mitgenommen, die einen Schimmer Interesse an Theater gezeigt haben. Eine kleine Schule in einer kleinen Stadt. Da gab es nicht viele mit ein bisschen Talent.“
Ihr sehnsüchtiger Tonfall ließ ihn aufhorchen. „Das fällt jetzt aber nicht unter humorvolle Bescheidenheit, sondern unter Masochismus.“
„Das ist die Wahrheit. Auch wenn ich als gehorsame Tochter einen Abschluss in Betriebslehre gemacht habe, damit ich ‚immer die Miete bezahlen kann‘. – Hoppla. Das habe ich trotzdem nicht hinbekommen.“ Sie lachte.
Collin gefiel ihr beschämter Tonfall nicht. Machte ihr das immer noch zu schaffen? Was geschehen war, war doch nicht ihre Schuld. Wurde sie zu Hause unter Druck gesetzt? Ging sie deswegen so hart mit sich selbst ins Gericht? Nie meldete sie sich bei ihrer Familie. Jedenfalls nicht, soweit er das an seiner Telefonrechnung erkennen konnte. Wenn sie ihr Handy benutzte, dann jedenfalls nicht, wenn er zu Hause war.
Weil er nicht wollte, dass die fröhliche Stimmung, die sich während des Balletts auf ihrem Gesicht abgezeichnet hatte, so schnell verflog, kam ihm eine Idee. Sobald die Mädchen sicher in ihren Kindersitzen auf dem Rücksitz angeschnallt waren, meinte er: „Ich bin am Verhungern. Hat sonst noch jemand Appetit?“
„Ich!“, riefen die Mädchen wie aus einem Mund.
Er warf Sabrina einen Blick zu. „Fahren wir doch zur Cheesecake Factory und hauen auf den Putz.“
Die Mädchen quietschten begeistert.
„Das muss nicht sein“, erklärte Sabrina. „Übermorgen geht Gus mit uns doch zum Eislaufen. In einer Woche sind das schon eine Menge besondere Ereignisse. Wenn wir die Kinder Cassie total verwöhnt zurückgeben …“
„… wird sie zur Besinnung kommen, was ihre Karriere beim Militär angeht, damit ich nie wieder auf die beiden aufpassen muss?“ Als Sabrina nur stumm aus dem Fenster schaute, hörte er auf, Witze zu machen. „Dann seid ihr also wieder mit Gus unterwegs?“
„Du hast doch am Freitag keine Zeit.“
Dann erinnerte sie sich also daran, wann die Weihnachtsfeier der Firma stattfand. Er hatte sie nicht gebeten mitzukommen. Das war natürlich nicht möglich. Okay, weil er das nicht wollte. Manchmal kamen Ehepartner oder Lebensgefährten mit zur Feier. Das Problem war, niemand außer Geoff wusste, dass sie ihm mit den Kindern half. Und Collin wollte, dass das auch
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