Julia Saison Band 05
Hände zu seinem Oberkörper. „Wie machst du das nur? Innerhalb von ein paar Sätzen bist du fürsorglich, verletzlich, verführerisch und kämpferisch.“
„Mein Gegner ist eben alles andere als lahm.“
„Dein bester Freund“, korrigierte er sie.
„Mein etwas verdrehter Freund. Der sich allerdings meine Nachsicht verdient hat.“
Er legte die Hand um ihren Nacken und zog sie noch enger an sich, um ihr den Kuss zu geben, nach dem er sich schon den ganzen Tag gesehnt hatte. „Mach alles wieder gut.“
Die Wochen bis Weihnachten kamen Sabrina eher wie die Runden bei einem Autorennen vor, aber sie genoss jede Minute. Sie hoffte nur, dass es Cassidy auch gut ging.
Wie versprochen fing sie am Tag nach Thanksgiving an, mit den Mädchen Weihnachtsplätzchen zu backen. Am folgenden Montag brachte Collins Haushaltshilfe Graziella dann auch noch Kostproben ihrer Backkunst zur Arbeit mit.
Sabrina hatte sich Sorgen gemacht, wie die ältere Frau zu ihr stehen würde. Aber abgesehen von einer drohenden Geste und der Ermahnung, dass Mr C immer zufrieden sein müsste, war ihr Graziella bald zugetan … und sie betete die Mädchen an.
Trotzdem war Sabrina nicht auf den Kopf gefallen und wusste, wie oft ältere Leute glauben, alles besser zu wissen. Als Graziella also mit ihrer Tochter Isabella im Schlepptau auftauchte und verkündete, dass Isabella mit den Kindern in den Park gehen würde, wusste Sabrina, dass sie ein Problem hatte.
„Wir haben aber für heute schon Pläne“, erklärte sie.
„Aber ich muss Ihnen doch die Rezepte für die Plätzchen für Miss Cassies Weihnachtspaket erklären, und Sie müssen alles aufschreiben“, befahl Graziella.
„Oh Mann“, antwortete Sabrina und stieß ein gequältes Lachen aus. „Also, Graziella, erstens kommt Cassies Paket dann erst an, wenn sie schon einen Monat wieder in San Antonio ist. Zweitens – und das ist wirklich nichts gegen Sie, Isabella –, aber ich lasse die Kinder nicht aus den Augen.“
„Aber Mr C kennt doch meine Isabella“, meinte die zierliche Frau. „Das ist okay.“
„Nein, ist es nicht. Sie glauben das bestimmt, aber Collin hat mir nichts davon gesagt, also geht das auf keinen Fall. Außerdem müssen wir los, sobald Ihre Plätzchen in dem Paket sind. Ich habe gerade genug Zeit, um zur Post zu gehen, bevor ich mit den Mädchen zum Friseur muss. Ihre Mutter will das so. Sehen Sie? Ich habe meine Anweisungen. Dann müssen wir zum Weihnachtsmann, um Fotos machen zu lassen. Viel zu tun heute.“
Graziella sagte etwas auf Spanisch zu Isabella, das das stille junge Mädchen nach Luft schnappen ließ. Sabrina war schon drauf und dran, Collin im Büro anzurufen, als Graziella die molligen Arme ausbreitete und lachte. „Prüfung bestanden!“
Nach einer innigen Umarmung erklärte Graziella: „Ich muss doch sicher sein.“
„Wegen der Plätzchen?“
„Nein.“ Die Putzfrau berührte ihre Handfläche. „Ich muss doch sicher sein, dass alles so ist, wie Mr C sagt. Ich sehe, dass Sie hier gut mit den Mädchen umgehen. Aber draußen kann ich das nicht sehen. Jetzt muss ich mir keine Sorgen machen.“
„Da bin ich ja froh, dass wir einer Meinung sind“, erklärte Sabrina. „Wissen Sie was? Jetzt bin ich spät dran. Warum tun Sie nicht Ihre Plätzchen selbst ins Paket, und ich ziehe den Zwillingen ihre Jacken an?“
Als sie die Wohnung verließen, begleitete Isabella sie im Aufzug nach unten, weil sie ja jetzt nichts zu tun hatte. Sie lächelte Sabrina schüchtern an. „Bitte, Miss Sabrina, Sie müssen Mama verzeihen. Sie war noch sehr jung, als sie in dieses Land gekommen ist. Ihre Haltung ist altmodisch.“
„Ich weiß, wie das ist“, antwortete Sabrina und lachte trocken. „Gehen Sie Sonny besuchen, während Ihre Mutter arbeitet?“
Isabella wirkte überrascht und beschämt. „Nein. Dann würde ich Ärger bekommen.“
„Warum? Ich dachte, Ihre Mutter ist mit Sonny einverstanden.“
„Das ist sie auch. Aber Sonny muss sich erst der Familie vorstellen und meinen Vater um Erlaubnis bitten.“
Sabrina schlug leicht mit dem Kopf gegen die Wand des Aufzugs. War es möglich, dass sich die Zeiten so geändert hatten, dass manche Leute anscheinend eher rückwärts als vorwärts lebten?
„Sonny ist super, oder?“, fragte Sabrina die Mädchen.
„Ja!“, krähten die beiden einstimmig, worauf Isabella mit dem strahlenden Lächeln junger Verliebtheit reagierte.
Als sich die Türen des Aufzugs öffneten, wartete Sonny schon auf sie.
Weitere Kostenlose Bücher