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Julia Saison Band 05

Julia Saison Band 05

Titel: Julia Saison Band 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: HELEN R. MYERS CATHY GILLEN THACKER CHRISTINE RIMMER
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entlang“, flüsterte Kelly.
    Wie erwartet standen ein paar Plastikstühle in einer Reihe vor einem großen Innenfenster. Zwei Frauen um die dreißig saßen da und beobachteten, was auf der anderen Seite der Scheibe vor sich ging. Kelly nahm sich einen Stuhl, und Mitch setzte sich neben sie.
    Hinter dem Fenster bewegten sich ungefähr zwanzig kleine Mädchen in schwarzen Leggings zu der merkwürdigen Musik. Es wirkte, als ob jedes Kind in seine eigene, kleine Welt vertieft war. Sie bewegten sich scheinbar zufällig, ohne einen echten Rhythmus oder ein erkennbares Muster. Die Lehrerin bewegte sich zwischen den kleinen Tänzerinnen. Hier veränderte sie Armhaltung eines Mädchens, dort sorgte sie für eine gerade Schulterhaltung.
    Zuerst sahen für Mitch alle Mädchen gleich aus. Aber nach ein oder zwei Minuten fiel ihm ein Mädchen mit langen hellbraunen Haaren auf. Sie drehte dem Fenster den Rücken zu. Daher konnte er nicht sagen, warum sie seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Seine Schwester hatte zwar auch braune Haare gehabt, doch das galt auch für einige andere Mädchen in dem vollen Raum. Das Kind, das ihm aufgefallen war, bewegte sich nicht sehr anmutig, aber dafür voller Begeisterung. Sie breitete mit gespreizten Fingern die Arme aus, dann machte sie sich ganz klein.
    Sie hatte etwas an sich, das …
    „Das ist sie …“, flüsterte Kelly und deutete auf das Mädchen.
    In diesem Augenblick schwankte die Kleine ein bisschen, unbeholfen, und drehte sich zum Fenster um. Sie hatte große Augen, ein rundes Gesicht und ein glückliches Lächeln, das Grübchen zeigte. Und er wusste, dass ein Vaterschaftstest nicht nötig war.
    Das Kind sah genauso aus wie die Schwester, die er vor fast zwanzig Jahren verloren hatte.

4. KAPITEL
    Das Mädchen – seine Tochter – saß auf einem Plastikstuhl vor dem Zuschauerfenster und band sich den zweiten Schuh zu. Dann ließ sie die Beine baumeln. Mit ernstem Gesichtsausdruck und strahlenden haselnussbraunen Augen warf sie Mitch einen Blick zu.
    „Ich weiß, meine Mom hat dir erzählt, dass ich Deirdre heiße. Aber sie hätte sagen sollen, dass alle mich DeDe nennen.“ Sie faltete die Hände im Schoß, als ob sie Angst davor hatte, er würde erwarten, dass sie ihm die Hand schüttelte.
    „DeDe. Ja, ich weiß.“
    „Mom hat gesagt, dass du uns nach Hause fährst.“
    „Das stimmt.“
    „Sie ist weggegangen, um Mrs Babcock zu sagen, dass ich doch keine Mitfahrgelegenheit brauche.“
    „Ja, ich weiß Bescheid.“
    Während Mitch sich darum bemühte, sie nicht anzustarren, zog DeDe die Jacke an und schulterte ihren lila Rucksack. Dann faltete sie die kleinen Hände wieder im Schoß und schwenkte die Beine vor und zurück.
    Er war überwältig von ihrem Anblick. Trotzdem zwang er sich wegzuschauen. Entschlossen konzentrierte er sich auf den leeren Raum auf der anderen Seite der Glasscheibe.
    Endlich tauchte Kelly wieder auf. „So, das wäre erledigt“, sagte sie mit gespielter Fröhlichkeit. „Fertig?“
    Er nickte und stand auf.
    DeDe rutschte von ihrem Stuhl. „Fertig.“ Der nervöse Blick, den sie ihm zuwarf, entging Mitch nicht.
    Er musste lernen, sich in ihrer Gegenwart zu entspannen. Aber jedes Mal, wenn er sie anschaute, traute er seinen Augen kaum. Seine Tochter hatte nicht nur den Namen seiner toten Schwester, sie sah auch noch genauso aus.
    Er folgte Kelly und dem Kind. Als sie die Treppe erreicht hatten, fiel ihm ein, dass er das Auto kommen lassen musste. Er holte sein Handy heraus und rief den Fahrer an.
    „Wir sind so weit“, sagte er, als John sich meldete. Beim Klang seiner Stimme schaute DeDe überrascht nach hinten. Dann bemerkte sie, dass er ein Mobiltelefon in der Hand hatte. Ihre Erleichterung brachte ihn beinahe zum Lächeln. Offensichtlich war sie zu dem Schluss gekommen, dass er ein sehr merkwürdiger Mann war, der einen anstarrte und Selbstgespräche führte.
    Die Abendluft war kühl und frisch. Schon näherte sich die Limousine.
    DeDe strahlte ihre Mutter an. „Oh, Mom. Eine echte Limousine! Das hast du gar nicht erzählt.“
    „Nur das Beste für uns.“ Wegen des Kindes tat sie so, als ob sie Mitch anlächeln würde. Aber das Lächeln wirkte aufgesetzt. „Oder, Mitch?“
    DeDe saß zwischen ihnen. Während der kurzen Fahrt plapperte sie vor sich hin, bewunderte den Fernseher und zeigte sich fasziniert vom Navigationssystem im Armaturenbrett.
    Dann bat sie um eine Sprite aus der Bar.
    „Klar“, sagte Mitch und nickte. „Nimm dir

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