Julia Saison Band 05
das ist.“
„Ich habe dich nicht hereingelegt, Mitch. Ja, ich habe gestern Abend zu lange damit gewartet, dir zu sagen, dass du eine Tochter hast. Und deswegen hast du dich hereingelegt gefühlt. Genau wie DeDe sich vielleicht fühlen wird, wenn du sie unter Vorspiegelung falscher Tatsachen kennenlernst.“
Einen Augenblick lang schwieg er. Fast wagte sie schon zu hoffen, dass die Botschaft bei ihm angekommen war. Doch dann sagte er: „Nein. Ich will es ihr noch nicht sagen.“
Kelly zwang sich innerlich, geduldig zu reagieren. „Ich glaube, da machst du einen Fehler.“
„Das habe ich zur Kenntnis genommen.“
„Und wie lange soll diese Gewöhnungsphase dauern?“
„Also, dann bist du einverstanden.“ Triumph leuchtete in seinen Augen auf.
„Nein, das bin ich nicht. Aber wenn du darauf bestehst … Und Deirdre kennenzulernen schadet wirklich nicht. Ganz egal, wie du das handhaben willst.“
„Dann ist es ja gut.“ Er nahm sein Handy. „John, ich übernachte hier. Hole bitte meine Sachen an der Rezeption im Hotel ab, okay? Wunderbar.“ Er klappte das Mobiltelefon zu und steckte es weg. „Er sollte in einer Stunde da sein.“
„Wann wirst du es ihr sagen?“
„Das weiß ich jetzt noch nicht. Wenn ich das Gefühl habe, dass es der richtige Augenblick ist.“
„Kannst du das trotzdem ein bisschen eingrenzen? Zwei Tage? Drei?“
„Vielleicht noch länger. Woher soll ich das wissen. Jedenfalls erst, wenn ich denke, dass sie bereit dazu ist.“
5. KAPITEL
„Wenn er eine Limousine hat, warum hat er kein Haus?“ Im Licht der Nachttischlampe wirkte DeDe misstrauisch.
Kelly strich ihre Decke glatt. „Er hat ein Haus – zwei sogar. In Texas und am Meer in Los Angeles.“
DeDe gab einen missbilligenden Laut von sich. „Aber wenn er zwei Häuser hat, warum muss er dann hierbleiben?“
„Weil er kein Haus in Sacramento hat. Und er ist … ein Freund von mir. Also habe ich ihn natürlich eingeladen, bei uns zu bleiben.“
„Mom.“ DeDe runzelte heftig die Stirn. „Hast du vor, den Typen zu heiraten?“
Kelly unterdrückte den plötzlichen Drang, hysterisch zu lachen. „Wie kommst du denn darauf?“
„Also, hast du das jetzt vor oder nicht?“
„Nein. Natürlich nicht. Er ist nur ein Freund. Nicht so eine Art Freund. Ehrlich.“
DeDe berührte Kellys Schulter. Sie schaute ihrer Mutter gerade in die Augen. „Wenn du ihn magst und er ein Freund von dir ist, dann müssen wir ihm wohl erlauben hierzubleiben.“
„Ich freue mich, dass du das so siehst.“
DeDe versteckte ihre Hand wieder unter der Zudecke. „Mom. Keine Sorge. Ich werde nett zu ihm sein.“
„Das weiß ich.“ Kelly beugte sich vor und gab ihrer Tochter einen Kuss auf die Wange. „Gute Nacht.“
„Nacht.“
Kelly machte die Lampe aus und die Tür hinter sich zu.
Draußen fuhr sie beim Anblick von Mitch zusammen, der in Jogginghose und T-Shirt vor der Tür des Gästezimmers auf der anderen Seite des Flurs stand. Mit dem Kopf deutete er hinter sich.
Sie wollte sich einfach nur umdrehen und in die entgegengesetzte Richtung verschwinden.
Aber als Zeichen ihres guten Willens tat sie, was er wollte. Er trat zur Seite, um sie hereinzulassen. Sobald sie im Zimmer war, schloss er die Tür.
Kelly wich in Richtung Badezimmer zurück. Er verschränkte seine muskulösen Arme vor dem breiten Oberkörper und ließ sie seine ganze Verärgerung spüren. Wo war der charmante, vernünftige Mann, den sie vor nur achtundvierzig Stunden getroffen hatte?
Sie fühlte sich in die Enge getrieben und wollte nur noch weg. „Also gut.“ Sie ging auf ihn zu und tat so, als ob sie selbstsicher und entschlossen war. Dabei wünschte sie sich, er würde einfach nur einen Schritt zur Seite machen, damit sie das Zimmer verlassen konnte. „Wenn du alles hast, was du brauchst, dann …“
Er rührte sich nicht vom Fleck. „Was hast du ihr gesagt, warum ich hierbleibe?“
Das reichte jetzt. „Das ist jetzt das zweite Mal, dass du mich in die Enge getrieben hast! Erst beim Waschbecken. Und jetzt hier. Das gefällt mir nicht. Tu das nie wieder.“
„Ich vertraue dir nicht.“
„Ach, wirklich? Ich werde jetzt diesen Raum verlassen. Geh mir aus dem Weg.“
„Hör zu …“
„Nein.“ Sie zeigte mit dem Finger auf ihn. „ Du hörst mir jetzt mal zu. Ich verstehe, dass du wütend auf mich bist und dass du dich betrogen fühlst. Und ob du es glaubst oder nicht, ich will dir helfen, so gut ich kann. Es ist wichtig, dass du hier bist.
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