Julia Saison Band 05
das tut mir so leid.“
Er hob das Glas wieder an die Lippen, als sie ihn am Trinken hinderte. „Bitte nicht.“
„Ich fühle mich wirklich schlecht, Sabrina. Ich brauche was gegen die Schmerzen.“ Er betrachtete sie. „Es sei denn, du hast ein anderes Gegengift für mich?“
Sie zog die Knie an die Brust, legte die Arme um ihre Beine und stützte das Kinn aufs Knie. „Zieh jetzt nicht diesen Augenblick oder mich in den Dreck. Du weißt genau, dass du das nicht tun würdest.“
Er stieß den Atem mit einem bitteren Lachen aus. „Liebling, ich würde mich am Morgen hassen. Aber für ein paar Stunden im Paradies würde sich das lohnen.“
Sabrina wollte ihm nicht glauben. Er hatte ihr gezeigt, dass er ein anderer Mensch sein konnte. „Wirklich? Obwohl du weißt, dass ich schrecklich enttäuscht von dir wäre – und dich hassen würde, wenn du mir noch einmal wehtust?“
Er schloss die Augen und biss sichtbar die Zähne zusammen. Der Puls pochte in seinen Schläfen. Als er sie wieder ansah, hatte er sich beruhigt. Collin stand auf, nahm ihren Bademantel und hielt ihn für sie bereit.
Sollte das ein Test sein? Sie hatte so viel Schamgefühl wie die meisten Frauen. Aber sie würde sich nicht vor dem Mann verstecken, den sie lieben wollte.
Ohne den Blick von ihm abzuwenden, erhob sie sich aus dem Wasser und dem Schaum, kletterte aus der Wanne und drehte sich um, damit sie mit den Armen in die Ärmel des Bademantels schlüpfen konnte. Als er den weißen Frotteestoff um sie herumgewickelt hatte, hielt er sie einen Augenblick fest und presste die Lippen an ihren Hals.
„Ich kann ohne dich überleben“, sagte er ernst. „Aber ich würde es nicht überstehen zu wissen, dass ich dich wieder verletzt habe.“
Und dann war er verschwunden. Ein paar Sekunden später hörte Sabrina, wie die Wohnungstür leise geöffnet und dann wieder geschlossen wurde. Sie zitterte. Zu viele Gefühle hatten sie in zu kurzer Zeit überwältigt. Daher sammelte sie eilig ihre Sachen ein und suchte Zuflucht in ihrem Zimmer.
8. KAPITEL
„Fröhliche Weihnachten, Sabrina.“
„Fröhliche Weihnachten, Gus. Ich bin so froh, dass du kommen konntest. Und wie elegant du aussiehst.“
„Und du wirkst, als ob du gerade von der Spitze des Weihnachtsbaumes heruntergeflogen bist.“ Seiner italienischen Tradition entsprechend küsste Gus sie auf beide Wangen, dann trat er einen Schritt zurück und bewunderte Sabrina. Über einer Goldlamee-Hose trug sie eine Tunikabluse aus Goldfaden, mit einem Ausschnitt, der ihre Schultern freigab.
Als er ihr eine kleine Schachtel entgegenhielt, rief sie: „Oh nein, was ist das denn? Wir haben doch vereinbart, dass die Gäste höchstens etwas zu essen mitbringen dürfen.“
„Und das habe ich auch“, bestätigte er und reichte ihr auch noch eine Flasche Wein. „Das hier … also, vielleicht verstehst du es, wenn du es aufmachst.“
Sabrina stellte den Wein auf den Ablagetisch im Flur und zog die Schleife auf. Als sie die Schachtel aufmachte, fand sie darin ein Paar Ohrringe aus Diamanten und Rubinen. Beim Anblick der filigranen Blütenform war sie so sprachlos, dass sie nur ein Wort hervorbrachte: „Gus.“
„Sie haben meiner Frau gehört. Es gibt einen Vers im Buch der Sprüche Salomons, in der heißt es, dass eine gute Frau kostbarer ist als Rubine. Ich hätte nie gedacht, dass ich je wieder eine Frau kennenlerne, auf die diese Beschreibung so gut passt.“
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ist doch viel zu viel. So eine Verantwortung und so eine Ehre.“
„Ich habe mir gedacht, du würdest das so sehen. Darum möchte ich auch, dass du sie bekommst.“
„Darf ich sie heute Abend tragen?“
„Das wäre mir eine Ehre.“
Sabrina nahm ihre schlichten, goldenen Ohrringe ab und schob sie in die Hosentasche. Einen nach dem anderen steckte sie sich die Ohrringe an. Das Haar trug sie heute zu einem eleganten französischen Knoten hochgesteckt; die Ohrstecker würden perfekt zur Geltung kommen.
„Jetzt habe ich das Gefühl, als ob ich schwebe.“ Sie umarmte Gus noch einmal und hakte sich bei ihm unter. „Komm, wir gehen zu den anderen. Die Zwillinge wollen endlich die Geschenke aufmachen, die du gestern vorbeigebracht hast.“
Zwischen Küche und Wohnzimmer trafen sie auf Collin, der zwei Gläser aus der Ecke geholte hatte, in der die Bar aufgebaut war. „Fröhliche Weihnachten, Gus.“
„Fröhliche Weihnachten, Collin.“
Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis Collin das
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