Julia Saison Band 05
wieder zu ihr um. „Sieht so aus, als ob er gut mit DeDe zurechtkommt.“ So widerwillig, wie er das sagte, war klar, dass er Mitch immer noch nicht verziehen hatte, was für ein egoistischer Teenager er einmal war.
„Sie ist vernarrt in ihren neuen Daddy“, meinte Kelly. „Und sie ist sein Ein und Alles.“
Er drückte ihr die Schulter. „Ruf mich an, wenn irgendwas ist …“
„Das mache ich, das weißt du doch.“
Als sie wieder hereinkam, wartete Mitch im Flur auf sie. Sie schaute betont an ihm vorbei. „Wo steckt DeDe?“
„Nimmt ein Bad.“
„Gut.“ Sie ging durchs Wohnzimmer in die Küche. Die Spülmaschine sollte inzwischen fertig sein.
Er folgte ihr.
In der Küche blieb er neben dem Tisch stehen. „Du gehst mir aus dem Weg.“
Sie öffnete den Geschirrspüler. „Hier. Mach dich nützlich.“
Während sie das Geschirr aufräumten, herrschte angespanntes Schweigen.
„Fein“, sagte sie, als die Spülmaschine leer war. „Danke.“
„Ich helfe doch gerne.“ Jetzt stand er genau vor ihr.
Sie schaute wieder an ihm vorbei und wartete, dass er zur Seite ging. Aber das tat er nicht.
Stattdessen kam er noch näher.
Jede einzelne Nervenzelle in ihrem Körper schien zu vibrieren.
„Heute Abend …“, flüsterte er.
„Oh nein, Mitch. Ehrlich, ich glaube, das ist keine so gute …“
Er berührte sie, und sie vergaß, was sie sagen wollte. „… müssen wir uns unterhalten.“
Das brachte sie zum Lachen. „Na klar.“ Was sie in seinen Augen sah, hatte mit einem Gespräch nichts zu tun. „Das ist wirklich keine gute Idee, Mitch. Und das weißt du.“
Er streichelte noch einmal ihren Hals. Es war nur eine federleichte Berührung, aber die Botschaft war ganz eindeutig. „Sobald DeDe im Bett ist.“
Die Stunde zwischen der Szene in der Küche und DeDes Schlafenszeit zog sich scheinbar endlos hin.
Mitch sagte DeDe gute Nacht, während Kelly bei geschlossener Tür in ihrem Schlafzimmer auf dem Stuhl in der Ecke saß. Auch wenn das vermutlich aussichtlos war, hoffte sie, dass Mitch ihr glauben würde und einfach in sein Zimmer gehen würde.
Als er zweimal leise an ihre Tür klopfte, wusste sie, dass ihre Hoffnung vergebens war. Mit weichen Knien stand sie auf. Kelly öffnete die Tür – aber nur einen Spalt. „Ehrlich, Mitch“, flüsterte sie, „das ist keine gute Idee.“
Er rührte sich nicht vom Fleck. „Lass mich rein.“
„Aber nur zum Reden.“
„Wie du willst.“
Also machte sie einen Schritt rückwärts. Er kam herein und schloss die Tür hinter sich.
„Das ist wirklich eine blöde Idee“, erklärte sie.
Er blieb vor der Tür stehen. „Das hast du schon gesagt. In der Küche.“
„Und das habe ich auch so gemeint. DeDe ist neun. Was ist, wenn sie hereinkommt und uns sieht?“
Er musterte sie langsam von oben bis unten. Und viel zu gründlich. „Man kann Schlafzimmertüren abschließen.“
„Mitch, letzte Nacht … das war wundervoll. Aber das hätte nicht passieren dürfen. Wir haben im Augenblick schon genug Schwierigkeiten. DeDe muss für uns jetzt am wichtigsten sein. Und da wir beide zusammen keine … keine Zukunft haben, kann ich mir nicht vorstellen, dass noch mehr gemeinsame Nächte zu irgendetwas führen außer zu Problemen.“
Die unangenehme Wahrheit? Sie wollte ihm sagen, dass sie eine Zukunft zusammen hatten – oder wenigstens die Chance auf ein gemeinsames Leben.
„In Ordnung“, sagte er. „Wenn du das so haben willst, verstehe ich das.“
8. KAPITEL
So viel zum Thema Schlaf.
Wie schon den größten Teil der Woche – und wie es hoffnungslos Verliebte häufig tun – warf sich Kelly die ganze Nacht im Bett hin und her. Am Morgen quälte sie sich aus den Federn und warf ihrem Spiegelbild im Badezimmer finstere Blicke zu.
Oh Mann, sie könnte glatt als Zombie durchgehen.
Sie duschte und trug mehr Make-up auf als sonst, um die dunklen Ringe unter ihren Augen zu verdecken. Dann frühstückte sie mit ihrer Tochter und dem Mann, der es irgendwie geschafft hatte, ihr Herz ein zweites Mal für sich zu gewinnen.
„Ist heute Nachmittag Probe?“, fragte Mitch ihre Tochter.
Am Montag hatten die Proben für das Frühlingstheater angefangen. DeDe – eine ebenso leidenschaftliche Schauspielerin wie Tänzerin – hatte drei Rollen: Sie spielte eine Hexe, eine Prinzessin und das Hinterteil eines Einhorns.
„Ja“, sagte DeDe. „Gleich nach der Schule. Und danach habe ich noch Stepptanz.“
„Kein Problem“, meinte Mitch. „Ich fahre
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