Julia Saison Band 05
die Hand ausgestreckt.
Die Blondine hielt Kellys Hand ein paar Sekunden zu lange fest und starrte ihr dabei tief in die Augen. „Oh“, sagte sie schließlich. „Ach so. Wer hätte das gedacht?“
„Wie bitte?“
„Wir werden die besten Freundinnen sein. Ich freue mich so!“
Was sollte man auf so eine Bemerkung erwidern? Kelly hatte keine Ahnung. Also sagte sie einfach nichts.
Schließlich ließ die Blondine ihre Hand los.
„Crystal wollte gerade gehen“, sagte Mitch.
Crystal ignorierte ihn und wandte sich an Kelly. „Ich bin gerade dabei, hierher zu ziehen. Ich brauche einen Neuanfang. Und da Mitch mich jetzt hier braucht, hat da jeder etwas davon.“
„Wie oft soll ich das noch sagen?“ Mitch fuhr sich ungeduldig durchs Haar. „Ich brauche dich nicht.“
Die Blondine tat so, als ob er nichts gesagt hatte. Sie nahm wieder Kellys Hand und zog sie neben sich aufs Sofa. „Die Sache ist die: In L.A. hatte ich einen tollen Job als persönliche Assistentin bei der Frau von einem Studioboss. Aber vor drei Tagen hat er um die Scheidung gebeten. Und da sah sie sich gezwungen, ihre Lebensverhältnisse anders zu gestalten. Übrigens, Mitch und ich sind früher einmal zusammen ausgegangen.“
„Wirklich?“
„Aber nach ein paar Monaten hatte ich diesen Traum – also, eher so eine Art göttliche Erleuchtung. Mir wurde klar, dass Mitch nicht der Richtige für mich ist. Die Energie stimmt einfach nicht. Mitch ist nämlich mein Bruder.“
„Ich bin natürlich nicht ihr Bruder“, beharrte Mitch.
„Oh, er ist doch mein Bruder“, sagte Crystal. Sie strahlte Kelly an. „Ich liebe ihn von ganzem Herzen. Wir bleiben sonst immer in Verbindung. Aber dann verschwindet er zu dieser angeblichen Lesereise, und ich höre nichts mehr von ihm. Ich rufe ihn an. Er ruft nicht zurück. Am Montag geht er endlich ans Telefon. Und sagt mir, dass er jetzt hier wohnt, dass er eine Tochter hat und Zeit mit ihr verbringen muss. Sobald ich aufgelegt hatte, wusste ich, dass ich hier gebraucht werde. Und dann verliere ich am Dienstag meinen Job. Da habe ich beschlossen, nach Sacramento zu ziehen.“
Mitch stieß heftig den Atem aus. „Kelly, sie bleibt ganz bestimmt nicht hier. Crystal, wenn du Geld brauchst, kann ich …“
„Ich habe mein eigenes Geld, vielen Dank“, unterbrach ihn Crystal ungerührt. „Aber ich brauche bald einen Job. Ganz zu schweigen von einer Wohnung.“ Sie warf Kelly einen bittenden Blick zu. „Ich schätze, bis dahin muss ich wohl in einem Hotel oder so unterkommen …“
„In meinem Arbeitszimmer steht eine Ausziehcouch“, sagte Kelly automatisch. „Du müsstest das Badezimmer mit unserer Tochter DeDe teilen, aber …“
„Nein“, unterbrach sie Mitch. „Sie bleibt nicht hier.“
„Mitch.“ Crystal tat ganz beleidigt. „Du bist gemein. Ich bin für dich da – und du schmeißt mich raus.“
Er stöhnte. „Hör zu, wenn du unbedingt heute Nacht hierbleiben musst, dann besorge ich dir ein Hotelzimmer.“
Crystal hörte auf zu schmollen und sah ihm in die Augen. „Es ist egal, was du tust. Oder sagst. Ich ziehe nach Sacramento.“
„Das ist verrückt. Du kennst hier doch niemanden.“
„Ich kenne dich. Und jetzt kenne ich Kelly.“
„Du hast Kelly gerade erst kennengelernt. Und ich bin nur vorübergehend hier. Ich meine das ernst, Crystal. Das ist keine gute Idee.“
Kelly war da anderer Meinung. Wie kam Mitch eigentlich dazu zu entscheiden, wer hier übernachten durfte?
„Deine Entscheidung“, sagte sie zu Crystal. „Ausziehsofa und ein Bad im Flur, das du mit einer Neunjährigen teilen musst, oder eine fantastische Suite in einem Luxushotel, die dein Nennbruder bezahlt?“
Crystal lachte, und ihr Lachen klang genauso melodisch wie ihre Sprechstimme. „Jetzt hast du mich überredet. Ich bleibe hier.“
„Als Erstes muss ich heute eine Wohnung finden“, kündigte Crystal am nächsten Morgen bei einem gemütlichen Frühstück an.
„Ich komme mit“, bot Kelly an. „Das heißt, wenn du Gesellschaft möchtest.“ Schließlich war ja Samstag. Und Mitch war da und konnte auf DeDe aufpassen.
„Super“, sagte Crystal. „Ich habe ein richtig gutes Gefühl bei der Sache. Ich werde heute ein neues Zuhause finden. Das weiß ich ganz einfach.“
Mitch reichte ihr den Zeitungsteil mit dem Immobilienmarkt. „Viel Vergnügen.“
Crystal rollte die Zeitung zusammen und gab ihm damit einen Klaps auf den Arm. „Sei nicht so ein Griesgram.“
DeDe tauchte in der Tür zum
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