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Julia Saison Band 05

Julia Saison Band 05

Titel: Julia Saison Band 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: HELEN R. MYERS CATHY GILLEN THACKER CHRISTINE RIMMER
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hinterlassen hatte. Es hat Monate gedauert, und die ganze Zeit hat sie uns erzählt, wir müssten uns einfach zusammennehmen und irgendwie weitermachen. Und damit fingen die Probleme an.“
    „Warum?“
    Cal seufzte und massierte sich den Nacken. „Während Mac versucht hat, meiner Mutter mit den finanziellen Dingen zu helfen, habe ich mich um die jüngeren Geschwister gekümmert. Und dabei habe ich mich ganz an die Parole meiner Mutter gehalten. Ich dachte, ich müsste ihnen zeigen, wie man sich zusammennimmt – ich habe mit ihnen geschimpft, wenn sie weinten.“
    Er klang bitter und voller Reue.
    „Und da wir angeblich keine finanziellen Probleme hatten, wollte ich unbedingt mit auf Klassenfahrt nach Washington. Mom war dagegen. Ich dachte, es läge daran, weil es eine Flugreise war und sie Angst hatte, dass noch jemand von uns abstürzt. Was sie auch sagte, ich habe gequengelt und getrotzt, um zu bekommen, was ich wollte.“
    Der Schmerz in seiner Stimme war schwer zu ertragen, doch sie fühlte sich ihm so nahe wie schon lange nicht mehr.
    „Erzähl weiter“, flüsterte sie.
    Düster schüttelte Cal den Kopf. „Und dabei habe ich die ganze Zeit meine Trauer, Angst und Frustration an meinen jüngeren Geschwistern ausgelassen. Irgendwann habe ich mich selbst nicht mehr wiedererkannt und meine Familie mich auch nicht.“
    Er seufzte tief. „Schließlich hat meine Mutter dann eingegriffen. Ich hatte den armen Joe zum Weinen gebracht, der damals sechs Jahre alt war, und sie bekam so eine Wut. Sie hat mich zur Seite genommen und mich gefragt, wo denn mein Mitgefühl geblieben wäre. Wie hatte ich nur so selbstsüchtig werden können? Und vor allem, warum konnte ich nicht akzeptieren, dass wir einfach kein Geld für die Klassenfahrt hatten?“
    Ashley runzelte die Stirn. „Du wusstest das und hast trotzdem gequengelt?“ Das klang so gar nicht nach dem Cal, den sie kannte.
    Cal kniff die Augen zusammen, als wolle er die Erinnerung ausblenden. „Das war ja das Schlimme daran – ich wusste es nicht . Meine Mutter hatte außer Mac keinem von uns erzählt, in was für schlimme finanzielle Nöte uns Dads Tod gebracht hatte. Und das machte mich noch wütender. Hätte ich es gewusst, dann hätte ich doch niemals gefragt, ob ich die Klassenfahrt mitmachen kann!“
    Ashley konnte alles nachempfinden und berührte zärtlich sein Handgelenk. „Das kann ich gut verstehen. So ausgeschlossen zu werden, muss dich sehr verletzt haben.“
    Für ihn schien das jedoch keine Entschuldigung für sein Verhalten zu sein. „Besonders sauer war ich auf Mac“, fuhr er fort. „Meine Mutter wollte mich vor der bitteren Wahrheit beschützen, doch er hätte es mir sagen müssen. Ich war immerhin schon vierzehn und hätte damit umgehen können.“
    Noch immer wirkte er ärgerlich. „Mac meinte nur, dass er meiner Mutter versprechen musste, mir nichts davon zu sagen. Aber ich finde, er hätte mich trotzdem einweihen sollen. Nur so hätte ich doch meinen Teil dazu beitragen können, der Familie zu helfen – statt alles noch schlimmer zu machen.“
    Da musste sie ihm recht geben.
    „Es hat lange gedauert, bis ich Mac verziehen habe, aber irgendwann ging es dann. Und er musste mir versprechen, mir nie wieder etwas zu verheimlichen.“
    Oh Gott, Mac hat nicht Wort gehalten! Ich habe ihn angefleht, Cal mein Geheimnis nicht zu verraten, und Mac hält sich daran.
    „Jedenfalls habe ich in dem Jahr festgestellt, dass ich mich zu einem egoistischen, unleidlichen Kerl entwickele, wenn ich nichts unternehme. Also habe ich mich geändert.“
    „Das kann ich dir nachfühlen“, sagte sie, „solche Momente hatte ich auch schon.“ Allerdings nicht in ihrer Kindheit, sondern während ihrer Ehe. „Aber ich verstehe nicht ganz, was das alles mit mir zu tun hat!?“
    „Du wolltest wissen, wie ich über deine Karriere denke“, sagte er seufzend. „Willst du die Wahrheit wissen?“
    Wollte sie? Sie schluckte schwer, dann sagte sie Ja.
    „Na gut, ich sag’s dir“, erklärte er nach kurzem Zögern, „aber du wirst nicht begeistert sein.“
    Sein eindringlicher Blick ließ ihr das Blut in die Wangen schießen. Auf plötzlich weichen Knien ging sie zur Arbeitsplatte in der Küche und lehnte sich dagegen. „Woher willst du das wissen?“
    „Weil es fast schon primitiv egoistisch ist.“ Er stemmte die Hände in die Hüften und kniff die Augen zusammen. „Ich will nicht, dass du eine Stelle annimmst, die so weit weg von hier ist, dass wir nicht

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