Julia Saison Band 05
„Mateo und ich tun unser Bestes, aber die Kinder sind nicht glücklich. Es kommt mir fast so vor, als wäre Beatrice die Mutter, und wir würden sie nur vertreten.“
„Du übertreibst.“
„Nein, kein bisschen! Und es ist ja auch logisch. Beatrice hat sich von Geburt an um Juan gekümmert – zwar am Anfang nur als Babysitterin, aber als dann Lizbetta auf die Welt kam, ist sie bei uns eingezogen. Als Lorenzo kam, gehörte sie schon praktisch zur Familie. Es ist bitter, aber wir müssen uns eingestehen: Mateo und ich haben so viel gearbeitet, dass unsere Kinder mehr Zeit mit Beatrice verbracht haben als mit uns.“
Das konnte Cal und ihr auch leicht passieren. „Und bereust du das?“, fragte Ashley.
„Ich weiß nicht“, erwiderte Carlotta nachdenklich, „aber ich bekomme immer mehr das Gefühl, schrecklich viel verpasst zu haben.“
Ashley dachte viel über die Worte der Freundin nach, als sie nach der Nachmittagssprechstunde noch im Supermarkt vorbeifuhr, um sich wie alle anderen Einwohner der Stadt vor dem Schneesturm mit Lebensmitteln einzudecken.
Allerdings waren die Regale schon wie leer gefegt. Es gab keine Milch mehr, und auch Eier konnte Ashley nirgends entdecken.
„Schon seit heute Mittag ausverkauft“, erklärte eine der Aushilfen, „und die nächste Lieferung kommt erst nach dem Schneesturm.“
„Und wann soll der anfangen?“, fragte sie. Vielleicht schaffte sie es noch in einen anderen Laden.
„Lady, wir sind mittendrin!“, erklärte der junge Mann und deutete durch das Schaufenster nach draußen.
Tatsächlich, es schneite in dicken Flocken.
„Und wie viel Schnee soll es geben?“
„Der Wetterbericht meinte bis zu 70 Zentimeter.“
Ashley hob die Augenbrauen. Selbst wenn der Schneepflug die Landstraße vor ihrem Haus räumte – die lange Einfahrt würde er nicht frei machen. Sie konnten tatsächlich eingeschneit werden.
Sie schob den Einkaufswagen durch die Gänge und packte Hüttenkäse, Joghurt und H-Milch hinein. Das Brot war ebenfalls alle, es gab nur noch Aufbackbrötchen und Backmischungen. An den Kassen standen lange Schlangen, und bis sie endlich wieder bei ihrem Auto war, lagen schon zehn Zentimeter Schnee.
Vorsichtig steuerte sie den Wagen durch die Stadt. Am Anfang ging es ganz gut, doch als sie zum Stadtrand kam, wurden die Straßen plötzlich glatter.
Natürlich war sie früher schon im Winter mit dem Auto gefahren, doch da war sie nicht schwanger gewesen – und hatte auch nicht in einem Oldtimer gesessen. Der Mustang hatte nicht die Bodenhaftung, die sie sich bei diesem Wetter wünschte. Sie war kurz davor umzudrehen und zu warten, bis Cal sie in seinem SUV abholte, als ein anderer Wagen um die Ecke schleuderte und direkt auf sie zukam. Ashley schaffte es noch, nach rechts auszuweichen, um einen Frontalzusammenstoß zu vermeiden. Doch dann verlor sie die Kontrolle über das Auto und landete in einem Vorgarten.
„Ashley? Bist du verletzt?“, fragte Mac Hart.
Benommen drehte sie sich um. Cals Bruder trug seine Sheriffsuniform und hatte den Streifenwagen am Bordstein geparkt.
„Nein, mir geht’s gut.“
Mit weichen Knien stieg sie aus. Es schneite jetzt noch stärker.
„Ich habe versucht, dem anderen Wagen auszuweichen“, erklärte sie.
„Ja, ich weiß. Mehrere Leute haben den Unfall gesehen und gleich angerufen. Ich war zufällig in der Nähe.“
Das war nicht das erste Mal, dass Mac sie rettete. Sie atmete zitternd und fragte dann: „Was ist mit dem anderen Fahrer?“
„Totalschaden, aber ihm ist nichts passiert – ein Teenager, der für die Wetterverhältnisse viel zu schnell gefahren ist. Bist du sicher, dass dir nichts fehlt?“
Ashley hatte sich bereits im Geiste durchgecheckt, und bis auf den erhöhten Puls war alles in Ordnung. Und ziemlich blass musste sie auch sein, aber das war normal nach einem nur knapp verhinderten Unfall.
„Ich bin nur furchtbar erschrocken“, sagte sie. „Ich dachte, er fährt voll in mich rein!“
Und dann hätte ich mein Baby verloren.
„Aber ich war zum Glück ja angeschnallt.“
Wobei der altmodische Sicherheitsgurt des Mustang Cabrio nicht die beste Lösung war – jedenfalls nicht für eine Schwangere.
Mac schien unzufrieden. „Soll ich dich nicht lieber ins Krankenhaus bringen?“
„Nein, das ist wirklich nicht nötig! Wenn ich das Gefühl hätte, dass irgendwas nicht stimmt, würde ich mich sofort in der Notaufnahme melden, ehrlich. Aber mir fehlt nichts.“
Und auch dem Baby geht es
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