Julia Saison Band 05
Flugstunden entfernt! Du könntest unter der Woche dort arbeiten und die Wochenenden hier verbringen.“
Wenn sie die Stelle überhaupt bekam, was noch gar nicht feststand.
„Das würde schon wieder eine Wochenendbeziehung bedeuten“, sagte sie und war ungehalten.
Doch wie sich das auf ihre Ehe auswirken würde, interessierte ihre Mutter Margaret herzlich wenig. „ Hier wirst du keine Karriere machen und deshalb auch nicht glücklich sein!“, verkündete sie streng.
„Das weißt du doch gar nicht. Außerdem will ich wahrscheinlich gar nicht in Vollzeit arbeiten.“
Margaret wurde blass und presste eine Hand auf die Brust. „Ashley, mit so was macht man doch keine Witze!“
Es ist mir auch völlig ernst, dachte Ashley. Ich werde bestimmt nicht den ganzen Tag arbeiten, wenn das Baby erst da ist. Aber darüber konnte sie im Moment noch mit niemandem sprechen.
„Jedenfalls musst du deinen Lebenslauf mit ein paar Referenzen zusammenstellen und Shelley gleich morgen früh anrufen. Ihre Handynummer steht hinten auf der Visitenkarte. Sie erwartet deinen Anruf, also erledige das schnell. Eine solche Stelle bleibt nicht ewig unbesetzt. Du kannst es dir nicht leisten, rumzutrödeln.“
Ashley war es egal, was ihre Mutter dachte. Sie stand auf, um das Feuer zu schüren.
„Und wenn ich mich dort gar nicht bewerben will?“, fragte sie trotzig. Normalerweise war sie vernünftig genug, gegenüber ihren Eltern Gefühle im Zaum zu halten, denn mit Widerworten kam man bei ihnen nicht weit. Doch so langsam gewann ihr Ärger die Oberhand.
Margaret stützte den Kopf in die Hand und rieb sich mit den Fingerspitzen die Stirn. Dann blickte sie wieder auf und fragte: „Willst du deine Ehe aufs Spiel setzen?“
„Ich wüsste nicht, was das …“ Ashley stellte den Feuerhaken so heftig in seine Halterung zurück, dass das ganze Kamingeschirr umfiel.
„Cal Hart hat sich in keine unehrgeizige Faulenzerin verliebt, Ashley. Wenn du so weitermachst, wird er bald kein Interesse mehr an dir haben.“
Eine nie gekannte Bitterkeit stieg in Ashley auf: „Sprichst du jetzt von Cal oder von Daddy?“
Doch Margaret fuhr fort, als hätte ihre Tochter gar nichts gesagt. „In guten Ehen entwickeln sich die Partner zusammen weiter.“ Sie warf Ashley einen verächtlichen Blick zu. „Und wenn einer nicht mithalten kann, endet das mit Langeweile und Enttäuschung.“ Nach einer weiteren bedeutungsvollen Pause setzte sie hinzu: „Cal macht sich bewundernswert. Zu seinen Patienten gehören Profisportler aus aller Welt. Und du musst zusehen, dass du deine Karriere auch in der Spur hältst!“
Cal hatte mit dem Krankenhaus telefoniert und gerade aufgelegt, als er Margaret wegfahren hörte. Er ging nach unten und traf Ashley im Flur. Sie war sehr aufgebracht, das sah er sofort.
„Was ist passiert?“, fragte er besorgt.
Die Augen tränennass, schüttelte Ashley den Kopf und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. „Das Übliche – sie hat mich unter Druck gesetzt und dabei alle Register gezogen, aber diesmal habe ich mich nicht gefügt!“
Cal war froh, das zu hören. Es hatte ihn immer gestört, welche großen Ansprüche Harold und Margaret an ihre Tochter stellten. Er legte ihr einen Arm um die Schultern und drückte Ashley an sich. „Das tut mir leid. Kommt sie morgen wieder?“
„Nein.“ Ashley ging zurück ins Wohnzimmer und stellte mit zitternden Händen das Kaffeeservice zusammen. „Sie muss morgen früh um sechs fliegen, weil sie um neun einen Termin an der Universität hat.“
„Sie hätte auch hier übernachten können“, bemerkte Cal, während er das Kamingeschirr aufsammelte und wieder aufstellte.
Sie wich seinem Blick aus. „Sie wollte lieber in ein Hotel beim Flughafen. Das wäre bequemer, meinte sie.“
Cal entdeckte die Visitenkarte auf dem Couchtisch und las stirnrunzelnd die handschriftliche Notiz auf der Rückseite.
„Wirst du da anrufen?“, fragte er in möglichst neutralem Ton, obwohl der Gedanke ihn beunruhigte.
„Weiß ich noch nicht“, murmelte Ashley, schloss die Augen und rieb sich die Schläfen, als hätte sie Kopfschmerzen.
Wenn er nur nicht ihren Eltern versprochen hätte, sich ihrer Karriere niemals in den Weg zu stellen! Es kostete ihn höchste Überwindung, doch er schaffte es, gelassen zu sagen: „Vielleicht solltest du.“
Ashley öffnete langsam die Augen. Sie wirkte ärgerlich.
„Das willst du also?“, fragte sie wütend. „Ich soll mich bei einer hochgestochenen
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