Julia Saison Band 05
fing das wieder an.
„Ich habe sie unterstützt, so gut ich konnte, Margaret“, stieß er durch die Zähne hervor.
„Ach ja? Und wieso ist sie dann hier und arbeitet nicht an ihrer Karriere? Warum verfolgt sie nicht den Traum, den sie hat, seit sie klein war?“
Ashley gefiel es gut, wieder zu arbeiten und zumindest halbtags beschäftigt zu sein. Allerdings fehlte ihr Cal, denn sie hatte sich schon in den wenigen gemeinsamen Tagen daran gewöhnt, mehr Zeit mit ihm zu verbringen.
Ihre letzte Patientin an diesem Tag war Polly Pruett – die schwangere Braut, die Ashley an ihrem großen Tag als Bereitschaftsärztin unterstützen würde.
„Ich habe das Gefühl, das Baby hat sich gedreht“, sagte Polly nach kurzem Small Talk besorgt. „Heißt das, die Wehen setzen bald ein?“
„Das Drehen kann bei der ersten Schwangerschaft bis zu vier Wochen vor dem Geburtstermin passieren“, beruhigte Ashley sie nach der Untersuchung. „Keine Sorge, es ist noch Zeit.“
Erleichtert atmete Polly auf. „So ein Glück. Jedenfalls bin ich froh, dass Sie bei der Hochzeit dabei sein werden. Da fühle ich mich viel sicherer.“
„Gehört alles zum Service“, sagte Ashley lächelnd.
„Hauptsache, der Schneesturm trifft uns nicht so heftig“, bemerkte Polly beim Abschied.
„Was für ein Schneesturm ?“, fragte Ashley überrascht.
„Na der, der sich von Tennessee aus in unsere Richtung bewegt.“
Normalerweise mochte Ashley Schnee, aber nur, wenn sie dadurch nicht gehindert wurde, pünktlich zur Arbeit zu gelangen.
„Wann soll es denn losgehen?“, fragte sie etwas beunruhigt. Immerhin war sie seit drei Jahren nicht mehr auf verschneiten Straßen gefahren.
„Morgen Abend oder übermorgen früh“, meldete sich die Sprechstundenhilfe zu Wort.
Polly nickte. „Deshalb stürmen die Leute ja auch schon die Supermärkte und decken sich für ein paar Tage ein.“
„Ach! Ich habe mich schon gewundert, dass die Straßen so voll sind, mir aber nichts weiter dabei gedacht.“
„Sie sollten vielleicht auch noch einkaufen gehen“, warnte Polly mit ernster Miene. „Hier kann man schon mal ein paar Tage eingeschneit und vom Rest der Welt abgeschnitten werden! Da ist es besser, alles Nötige im Haus zu haben.“
Das Einzige, was sie wirklich brauchte, war Cal, und den hatte Ashley in den letzten Tagen entschieden zu selten gesehen. Heute würden sie endlich einmal wieder gemeinsam zu Abend essen. Sie konnte es kaum abwarten.
Nachdem sie noch ein paar Anrufe erledigt und kurz im Krankenhaus nach einer Patientin gesehen hatte, machte sie sich endlich auf den Heimweg. Leider war Cals Wagen nicht der einzige in der Einfahrt. Daneben parkte ein Mietwagen.
Das Abendessen mit Ashleys Mutter verlief gut, wenn die Stimmung auch etwas angespannt war. Sie kochten zusammen und räumten hinterher die Küche auf, dann ging Cal nach oben, um seine Post zu bearbeiten.
Die beiden Frauen setzten sich ins Wohnzimmer.
„Ich habe den langen Weg hierher natürlich aus einem bestimmten Grund gemacht“, erklärte Margaret.
„Um mich zu sehen?“, fragte Ashley trocken.
„Ich habe herumtelefoniert.“ Margaret griff in ihre Handtasche und zog eine Visitenkarte heraus. „Shelley Denova ist eine Headhunterin speziell für Ärzte. Sie hat mir von einer freien Stelle an der medizinischen Hochschule von Yale erzählt, die bisher noch nicht mal ausgeschrieben ist.“
Ashley unterdrückte ein Seufzen. Da war er wieder, dieser Druck, hochgesteckte Ziele zu erreichen. Die persönlichen Gespräche mit ihren Eltern drehten sich immer darum, ob sie genug leistete – das hatte sie in Hawaii definitiv nicht vermisst. Sie konnte die beiden ja doch nie zufriedenstellen. Nachdem man sie auf der Highschool zur Klassensprecherin gewählt hatte, waren sie zum Beispiel enttäuscht gewesen, weil sie nicht Schulsprecherin geworden war.
Als sie sich für die medizinische Fakultät in Winston-Salem entschied, um in Cals Nähe zu sein, hatten sie ihr die Hölle heißgemacht – sie wollten eine Tochter, die in Harvard studierte.
Und schließlich hatten sie ihren Willen durchgesetzt und ihr so lange zugesetzt, bis sie die Stelle in Hawaii annahm. Ganz offensichtlich erwarteten sie auch jetzt, dass sie weiterhin ihre Karriere vor die Familie stellte, aber dazu war sie nicht mehr bereit. Zumal die letzten zwei Jahre nichts als Einsamkeit bedeutet hatten.
„Yale ist in Connecticut“, erinnerte sie ihre Mutter.
Margaret winkte ab. „Gerade mal zwei
Weitere Kostenlose Bücher