Julia Saison Band 11
Verblüffung verflüchtigte er sich schnell wieder. Und zum ersten Mal seit undenkbar langer Zeit konnte er durchatmen.
„Jetzt weiß ich, dass es dir ernst ist“, sagte er ruhig.
„Danke.“
„Sie ist auf deiner Seite, weißt du?“, ergänzte Cain. „Sie hat Veränderungen an dir bemerkt, die ich zu Anfang nicht sehen konnte.“
„Nicht sehen wollte.“
„Das auch.“
Ächzend schlug Sanford ein Bein über das andere und tat die Ablehnung mit einer Handbewegung ab. „Ich weiß, dass es nicht einfach sein wird. Wir werden streiten. Das ist in Ordnung. Dein Vater und ich hatten auch Meinungsverschiedenheiten. Ein ordentlicher Streit tut gut. Eine hitzige Debatte hält den Verstand auf Trab. Aber stelle niemals dieses Abkommen zwischen uns infrage oder bezweifle, dass mein Handeln ernst gemeint ist.“
Cain neigte den Kopf. „Wir werden sehen.“
Sanford lachte auf und schlug mit der flachen Hand auf die Schreibunterlage. „Du bist ein Paxton.“ Er griff in eine Schublade, entnahm ihr eine Schachtel und schob sie Cain zu. „Das hier hilft Merritt hoffentlich, mir zu glauben, dass ich es tief bedaure, sie enttäuscht zu haben. Es hat deiner Großmutter gehört. Es wäre eine Ehre für mich, wenn Merritt es zum Andenken an meine Frau trägt.“
Cains Herz hämmerte, als er die Schachtel ansah. Langsam hob er sie auf und öffnete den Deckel. Sekundenlang betrachtete er den Inhalt. Dann schloss er den Deckel wieder und steckte die Schachtel ein.
„Mal sehen, was ich ausrichten kann.“
An Silvester überlegte Merritt es sich anders und kam doch nach Hause. Zunächst hatte sie gedacht, das Café zu streichen oder vielmehr den Laden nebenan, den sie nun tatsächlich dem Restaurant angliedern würden, könnte ein Partyspaß werden. Doch die vergangenen Tage waren arbeitsreich gewesen, und jetzt war sie der gleichen Meinung wie Cain: Es schien beiden eine bessere Idee zu sein, zu Hause zu bleiben.
Merritt bog auf die Zufahrt ein und stutzte, als sie den vertrauten, zerkratzten schwarzen Pick-up nicht neben der Hintertreppe sah. An seiner Stelle stand ein Wagen, der im Licht des zunehmenden Mondes silbern glänzte.
Das ist nicht Josh Bevans’ Pick-up, sinnierte Merritt. Dieser ist höchstens ein, zwei Jahre alt. Offenbar hatte Sanford im Kräftemessen mit Cain gewonnen.
Mit dem Vorsatz, ihn gehörig damit aufzuziehen, öffnete sie die Tür und sah ihn im Kerzenschein am Küchentisch stehen. Eine Kristallvase mit einem Dutzend roter Rosen stand zwischen den vom Weihnachtsfest übrig gebliebenen Kerzen. Zwei Sektkelche und eine Flasche Champagner vervollständigten das Bild. Die Pizzaschachtel daneben gab dem Ganzen eine besondere Note.
Als er hastig den Deckel der Schachtel zuklappte, vermutete sie, dass er versucht gewesen war, von der Pizza zu naschen. „Magst du nicht mehr warten?“
„Nicht gern. Ich dachte, du würdest dich freuen, ausnahmsweise nicht kochen zu müssen.“
Sie lächelte. „Das ist wunderbar. Und romantisch. Und typisch für dich.“ Sie ging zu ihm und küsste ihn einmal zur Begrüßung, noch einmal, weil er ihr gefehlt hatte, und zum dritten Mal, weil er so lieb war und immer an sie dachte.
„Ich wollte dich mit dem Wagen da draußen aufziehen“, sagte sie auf dem Weg zurück zur Tür, um rasch Mantel und Stiefel auszuziehen. „Aber wie könnte ich, wenn du dir so viel Mühe gegeben hast, uns einen schönen Abend zu bereiten? Was ist passiert? Hat Sanford einen seiner Männer beauftragt, eine Schachtel Nägel hinter deinem Pick-up auszuleeren?“ Sie wusste, dass Cains Großvater sich täglich über das unansehnliche Ding beschwerte. Doch das festigte nur Cains Entschluss, seinen alten Pick-up weiterhin zu fahren.
„Nicht ganz. Probleme mit dem Getriebe haben mich weichgekocht. Sanford hat den ganzen Weg bis zum Autohaus nur gegrinst.“
Merritt lachte leise. Sie konnte sich den gepfefferten Schlagabtausch der beiden Männer gut vorstellen. Sie war froh, dass Sanford sich an die Anweisungen des Arztes hielt und sich inzwischen besser fühlte. „Das ist ein wahres Protzauto, Mr Paxton.“
„Ja.“ Er seufzte und griff nach der Champagnerflasche. „Verdammt.“
Beide lachten, und dann knallte der Korken. Cain schenkte das schäumende Getränk ein.
Merritt nahm ihr Glas entgegen und stieß mit ihm an. „Auf ein gutes neues Jahr“, sagte sie leise.
„Auf ein gutes neues Jahr.“
Nach einem kleinen Schluck wies Merritt auf die Pizza. „Greif nur zu. Ich
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