Julia Saison Band 11
ziehe erst einmal meine Arbeitsklamotten aus. Ein Kind hat mich mit Spaghetti samt Soße bekleckert, und diese Jeans werden allmählich bretthart.“
„Geh nur. Ich warte auf dich.“
„Nein, wirklich, du kommst bestimmt um vor Hunger, nachdem du den ganzen Tag an der frischen Luft warst.“ Sie stellte ihr Glas ab und ging in Richtung Schlafzimmer.
„Es wäre nicht dasselbe.“
Gerührt hielt Merritt inne. „Du sagst immer so liebe Sachen.“ Sie kehrte um, rückte einen Stuhl zurecht und wies Cain an: „Setz dich.“ Er nahm Platz, sie ließ sich auf seinem Schoß nieder und griff nach der Pizzaschachtel. „Wollen wir uns das erste Stück teilen, Mr Romantisch?“
Als sie den Deckel öffnete, blickte sie staunend auf das schwarze, seidenbezogene Schächtelchen, das auf einem Stück Alufolie lag.
„Oh, mein Gott“, flüsterte sie und faltete die Hände im Schoß.
„Du bist doch nicht etwa überrascht?“ Cain öffnete das Schächtelchen für sie.
„ Meine Güte! “
Ein Verlobungs- und ein Ehering blinkten ihr entgegen. Beide waren mit Diamanten besetzt, sichtlich alt, und sie sahen wunderschön aus. Der große Stein des Verlobungsrings war karreeförmig geschliffen und an jeder Ecke mit jeweils einem kleineren Diamanten eingefasst. Den Ehering schmückten sechs Diamanten mehr. Die Ringe selbst bestanden aus Platin.
Cain nahm den Verlobungsring aus der Schachtel und sagte: „Der hat meiner Großmutter gehört. Meine Mutter hatte nie die Chance, ihn zu tragen. Ich weiß, dass sie – und meine Großmutter ganz sicher auch – ihn liebend gern an deinem Finger sehen würden. Heirate mich, Merritt. Sei meine erste und letzte große Liebe.“
„Ja“, hauchte sie.
Sie holte tief Luft und reichte ihm ihre linke Hand. Und zum ersten Mal, solange sich beide erinnern konnten, zitterte ihre Hand nicht.
Cain streifte ihr den Ring über, und sie küsste ihn. In diesen Kuss legte sie ihr Herz und ihre Seele.
„Das ist unglaublich großzügig von deinem Großvater“, sagte sie an seiner Schulter.
„Du solltest ihn vielleicht anrufen. Seit dem Tag nach Weihnachten trage ich diese Schachtel bei mir. Ich habe ihm gesagt, dass ich den richtigen Zeitpunkt abwarte, und damit müsse er sich abfinden. Die ganze Woche über war er grantig wie ein Bär.“
„Ich rufe ihn jetzt gleich an“, sagte sie. Doch als sie von seinem Schoß rutschen wollte, hielt er sie zurück.
„Noch etwas. Er will, dass du auf unserer Hochzeit schmerzfrei gehen kannst.“
Merritt schloss die Augen, konnte die Tränen jedoch nicht aufhalten, die unter ihren Wimpern hervorquollen.
Cain küsste sie fort. „Ich weiß, Liebling. Alles ist gut.“
„Kein Mensch hat so viel Glück verdient.“
„Ich glaube, alle stimmen mir zu, dass du es verdient hast.“
Sie legte die Hand an seine Wange. „Jetzt wird wirklich alles gut, nicht wahr?“, fragte sie ihn. „Endlich wird alles gut.“
„Ja, mein Herz.“
EPILOG
Valentinstag
„Ich fühle mich unsagbar geehrt, dass du mir das gestattest.“
Sanford Paxton lächelte Merritt zärtlich zu, als der elektrische Treppenlift am Fuß der Treppe in Paxtons Haus anhielt. Merritt nahm die gebotene Hand und stieg vom Sitz. Er hatte den Lift installieren lassen, weil sie ihm erklärt hatte, dass sie sich noch nicht operieren lassen konnte. Da der Arzt ihm empfohlen hatte, sich im Erdgeschoss ein Schlafzimmer einzurichten, wenn er keine im Haus wohnende Hilfe haben wollte, konnte Sanford jedoch versichern, dass der Lift auch für ihn gedacht war.
„Wir sind die Glückspilze“, sagte sie und erhob sich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. „Wegen allem, was du für uns getan hast, und weil du in unser Leben getreten bist.“
Sanford musste blinzeln und trat einen Schritt zurück, um sie zu bewundern. „Du siehst aus wie ein Engel.“
Zum ersten Mal nahm Merritt ein Kompliment aus ganzem Herzen an. Das bodenlange Kleid aus weißer Spitze mit engem Oberteil und langen Ärmeln wirkte überaus feminin und schmeichelte ihrer schlanken Gestalt. Ihr dunkles Haar war gebürstet, bis es glänzte, und über der linken Schulter mit Spitze, garniert mit einer weißen Rose, zusammengefasst.
„Danke“, sagte Merritt und streichelte seine Hand. Sie fand ihn schneidig in seinem grauen Abendanzug. „Wie fühlst du dich?“
„Gierig nach Champagner.“ Sanford zwinkerte ihr zu.
Sie wusste, dass er nur Spaß machte. Er folgte den Anweisungen des Spezialisten
Weitere Kostenlose Bücher