Julia Saison Band 11
fühlte sich hübsch.
Als Cain nach knapp fünfzehn Minuten zurückkam, trug er ein rostbraunes Westernhemd aus Wildleder und neue Jeans. Er hatte seine schwarzen Westernstiefel poliert, und trotz der noch nassen Haare war er ihr nie attraktiver erschienen. Seine Verletzung war so weit verheilt, dass er auf ein Pflaster verzichten konnte, und unter der braunen Haut war die Verfärbung an seiner Schläfe kaum zu erkennen.
„Danke“, sagte sie und verfiel für einen Moment wieder in ihre alte Schüchternheit. „Ich bin so froh, dass du mit mir feiern magst.“
Er stellte die Tasche mit seiner Schmutzwäsche auf die Waschmaschine, um sie später mitzunehmen, und hob seinen leeren Becher. „Ist noch etwas übrig?“
„Ja, bedien dich. Das gilt auch für alle Leckereien und Häppchen. Alvie sagte, sie kommen gegen zehn, deshalb habe ich mit der Zubereitung der Kleinigkeiten noch ein wenig gewartet, damit dann alles frisch ist.“ Zunächst einmal aber musste sie den Truthahn würzen und füllen.
Etwa zwei Stunden später, als Cain die Kerzen auf dem Tisch und überall im Haus anzündete, rief er Merritt zu, dass Leroys Pick-up sich näherte. „Komm her und schau dir an, was auf der Ladefläche mitfährt“, fügte er hinzu.
Neugierig kam Merritt aus der Küche zu ihm, als er die Haustür öffnete. Sie schnappte vor Freude nach Luft. „Oh, wie schön … ein Weihnachtsbaum!“
„Ich dachte, wir könnten vor und nach dem Essen noch eine Beschäftigung brauchen“, rief Alvie und kam strahlend ins Haus. „Sonst würde Leroy Poker spielen wollen.“ Sie trug einen Blumentopf mit einem riesigen Weihnachtsstern darin, der so breit wie hoch war, doch sie fixierte Merritt. „Mein Gott, du siehst aus wie ein geschmückter Christbaum, stimmt’s, Leroy?“
Er folgte ihr, beladen mit einem kleinen Stapel von Schachteln voller Lichterketten und Christbaumschmuck. „Gegen ein Pokerspiel in aller Freundschaft ist doch nichts einzuwenden.“ Er gab Merritt einen Kuss auf die Wange. „Wo hast du dich denn so lange versteckt gehalten, du süßes Ding?“
Während Alvie die Pflanze auf dem Tisch vor dem Fenster zur Straße abstellte, balancierte Leroy seine schwankende Last zu dem der Haustür am nächsten stehenden Sessel. Mit einem tiefen Seufzer winkte er Cain zu. „Willst du mir helfen? Alvie musste ja unbedingt den größten Baum von allen nehmen.“
Sie stellten die zwei Meter hohe Fichte am Fenster rechts neben der Tür auf, möglichst weit entfernt vom Backofen. Alvie hatte den Ständer bereits anbringen lassen und wies darauf hin, dass der Baum jetzt nur noch Wasser benötigte. Das besorgte Cain.
Alvie inspizierte Schüsseln und Servierplatten, schnalzte angesichts des saftigen Truthahns mit der Zunge und seufzte vor Behagen über den Duft im ganzen Haus. „Man möchte die Wände ablecken“, sagte sie, wirbelte herum und rief Leroy zu: „Musik! Wo ist das Radio?“
Leroy stand am Herd, um seine Kehrseite zu wärmen, und verzog gequält das Gesicht. Er hatte gerade seine Jacke ausgezogen; darunter trug er wie üblich Jeans und ein weißes Hemd. „Im Pick-up neben dem Wein. Ich hole es gleich. Möchte mich nur erst aufwärmen von meinem letzten Gang nach draußen. Ihr habt doch Musik“, verwies er auf die laufende Kassette.
„Schöne Musik … für einen Gedenkgottesdienst.“ Alvies braune Augen funkelten schelmisch. „Ich will rocken.“
„Ich gehe schon.“ Cain stürmte nach draußen. Er nahm sich nicht einmal Zeit, in seine Jacke zu schlüpfen.
Alvie blickte ihm durchs Fenster nach. „Ich muss schon sagen, er macht sich“, wandte sie sich an Merritt. „Er riskiert eine Lungenentzündung, um sich vor einer hübschen Frau zu beweisen.“
Merritt spürte, dass sie rot wurde, und lenkte Alvies Aufmerksamkeit auf den Tisch. „Wie findest du es? Cain meinte, es wäre zu förmlich, als ich Weingläser und Kerzen aufgestellt habe.“
„Der arme Kerl verweigert vermutlich alles, was ihn auch nur im Entferntesten auf eine Stufe mit seinem Großvater stellen könnte. Wir haben nur einfachen Wein mitgebracht. Schraubverschluss, kein Korken. Billig und süß ist mein Motto, und meine Figur ist der Beweis dafür.“ Sie fuhr auf. „Leroy, sag ihm, dass er den Wein mitbringen soll. Er steht hinter dem Beifahrersitz.“
Bald wurde die Stimmung noch festlicher, als Weihnachtslieder, vermischt mit Country-Musik, ertönten. Alvie beauftragte Cain, Wein aus der dickbauchigen Flasche einzuschenken. Als
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