Julia Saison Band 13
Hand.
„Erlauben Sie mir, meine lieben Freundinnen vorzustellen: Kathleen Gray, die Witwe von Wyatts verstorbenem Großonkel, und ihre Cousine Gladdy Carlton.“
„Ladies“, antwortete Ash und schüttelte jeder die Hand.
„Ich bin somit auch Wyatts angeheiratete Großmutter“, erzählte die Dame, der seine Schultern so gefallen hatten.
„So ein lieber Junge – und ein reizender Ehemann für unsere liebe Jane“, fügte die Dritte hinzu.
Ash versuchte, seinen Schock zu verbergen. Wyatt Gray ein reizender Ehemann? Das wäre wirklich eine außergewöhnliche Kehrtwende für einen der erfolgreichsten Scheidungsanwälte des Bundesstaates! Ein Mann, dessen Zynismus in Bezug auf die Ehe so ausgeprägt war, dass sich niemand hätte vorstellen können, ihn selbst in den Hafen der Ehe einlaufen zu sehen.
Und doch hatte Wyatt genau das getan, und er schien damit sehr glücklich zu sein. Was noch seltsamer war …
„Wyatt sagte, Sie brauchen Hilfe bei einer Zeremonie?“, fragte Ash vorsichtig.
Eleanor lächelte ihn strahlend an und hakte sich bei ihm unter. „Ja, Euer Ehren, das ist genau das, was wir brauchen. Kommen Sie doch mit auf die Terrasse und leisten Sie uns beim Tee Gesellschaft, dann erklären wir Ihnen alles.“
Er ließ sich durch mehrere Räume auf die Terrasse hinter dem Haus führen, wo sie auf schwarzen schmiedeeisernen Terrassenmöbeln Platz nahmen. Eine der Damen schenkte ihm eine Tasse heißen Tee ein, während ihm eine andere einen Teller mit Gebäck reichte.
„Wyatt hat erzählt, dass Sie Leute scheiden“, sagte Kathleen.
Wollte sich eine der Damen scheiden lassen? Es überraschte ihn immer wieder, wenn Leute noch in diesem Alter eine Ehe beendeten. Andererseits trennten sich offensichtlich alle früher oder später. Nach einer gewissen Zeit schienen die Leute zu denken, sie seien davor sicher, wohingegen er durch seine Arbeit gelernt hatte, dass dem nicht so war.
Erst gestern hatte in seinem Gerichtssaal ein Paar seine Ehe nach 44 Jahren beendet. Wie konnte man nach so langer Zeit plötzlich entscheiden, dass es nicht mehr ging? Hatte es 43 Jahre lang funktioniert und dann plötzlich nicht mehr? Oder war die Ehe schon die ganze Zeit über schlecht gewesen, aber erst das letzte Jahr schlecht genug?
Ash verstand es einfach nicht.
„Ja, gewissermaßen. Scheidungen sind ein Bestandteil meiner Arbeit am Familiengericht“, sagte er. „Möchte denn eine von Ihnen geschieden werden?“
„Oh nein, wir sind nicht verheiratet. Es geht um Seminare hier auf dem Anwesen …“
„Wyatt meinte, dass Sie uns vielleicht helfen können“, mischte sich Kathleen ein.
„Möglich“, antwortete Ash. Er würde jedoch erst zustimmen, wenn er genau wusste, worum es ging. „Was genau möchten Sie, meine Damen?“
„Eine Zeremonie.“
„Eine Scheidungszeremonie.“
Ash war verwirrt. „Dafür gibt es eigentlich keine Zeremonie.“
„Aber Sie könnten eine abhalten? Sie sind Richter, Sie können Leute doch auch miteinander verheiraten, oder?“
„Ja, ich bin bevollmächtigt, Ehen zu schließen.“ Obwohl er dazu noch nie gekommen war.
„Gut, dann tun Sie einfach das Gegenteil.“
Langsam machte sich Ash Sorgen. „Warum erklären Sie mir nicht einfach, was Sie wollen?“
„Eine Scheidungszeremonie. Könnten Sie sich eine ausdenken?“, fragte Kathleen.
„Oder wir denken uns eine aus. Ich wurde schon mal geschieden“, sagte Eleanor. „Ich erinnere mich sehr gut daran.“
„Ich bin Witwe“, erzählte Kathleen.
„Und ich war nie verheiratet“, ergänzte Gladdy.
Ash nahm sich noch ein Ingwerplätzchen, bevor er fragte: „Und wofür brauchen Sie eine Scheidungszeremonie?“
„Für die Seminare“, antwortete Eleanor, als wäre das selbsterklärend.
Ash lächelte. Die Damen waren irgendwie goldig, aber vielleicht geistig nicht ganz klar. „Für welche Art Seminar braucht man eine Scheidungszeremonie?“
„Ein Seminar für Leute, die geschieden sind“, erklärte Kathleen.
Natürlich. Wie hatte er nur fragen können?
„Sie geben also Seminare für Leute, die geschieden sind?“
„Ja“, antwortete Eleanor.
Ash schüttelte den Kopf. „Aber wenn die Teilnehmer schon geschieden sind, warum brauchen sie dann eine Zeremonie?“
Kathleen runzelte die Stirn. „Es klingt besser, wenn Lilah das erklärt.“
Lilah? Es gab noch eine vierte Dame? Ash fragte sich, ob das Ganze wirklich vernünftiger klang, wenn sie es erklärte. Zumindest verrückter konnte es jedoch nicht
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