Julia Saison Band 17
Apartment werfen.“
Georgia spürte, wie ihr eine heiße Röte in den Nacken kroch. Es stimmte, einen Moment lang hatte sie vermutet, dass Alex sie abschleppen wollte. Natürlich war das Unsinn. Einem Mann wie Alekzander Rush ging es nicht ums Abschleppen. Jedenfalls nicht bei ihr. „Ich meinte nur … Es ist spät.“
„Das Rennen startet erst mittags. Außerdem ist es zu spät, als dass Sie mit der U-Bahn nach Hause fahren sollten.“
Das stimmte nicht, aber Georgia hatte nichts gegen eine Fahrt im bequemen Jaguar einzuwenden. Irgendetwas in ihr wollte den Abschied hinauszögern. „In Ordnung. Danke für die Mitfahrgelegenheit.“ Sie würde ihm die Wohnung zeigen, und zwei Minuten später wäre er weg. Mitsamt der Faszination, die von ihm ausging.
Sie wuschen ihre Teller ab, bedankten sich beim Lokalbesitzer, der sich mit seinem Team im jetzt leeren Restaurant einen Drink genehmigte, und verabschiedeten sich.
„Möchten Sie fahren?“, bot Alex an.
Eigentlich wollte Georgia, dass er selbst fuhr. Warum, wusste sie nicht recht. „Ja, bitte“, hörte sie sich trotzdem antworten.
Alex klappte seinen Mantelkragen gegen die nächtliche Kälte hoch. „Eines Tages werden Sie aufhören, so höflich zu sein. Dann werde ich wissen, dass wir endlich einen Schritt vorangekommen sind.“
Die Fahrt dauerte ungefähr zwanzig Minuten. „Wer wohnt hier noch?“, erkundigte sich Alex leise, als Georgia die Haustür aufschloss.
Sie zeigte auf die vier Briefkästen neben der Tür. „Zwei Studenten und ein älterer Herr. Mein Apartment liegt im Erdgeschoss, ganz hinten.“ Georgia fragte sich, warum sie so kurzatmig klang. Vielleicht, weil sie einen nahezu fremden Mann mit nach Hause nahm? Oder weil sie so an ihrer Wohnung hing, sich mit ihr identifizierte und Alex von der Wohnung auf sie selbst schließen würde? Beklommen öffnete sie die Tür und knipste das Licht an.
Seine Miene verriet nichts, als er sich umblickte. „Es ist …“, begann er.
Chaotisch, dachte er bestimmt. Überhaupt nicht wie die Fassade. Georgia versuchte, ihr Wohnzimmer mit den Augen eines Außenstehenden zu sehen. Die vielen Farbtupfer, die keiner besonderen Ordnung folgten, die Bücherstapel und Zeitschriften, dazu überall Pflanzen.
Alex streifte ein Blatt mit den Fingern. „Wie schaffen Sie es, dass diese Dinger im Haus so gut gedeihen?“
Sie zog den Vorhang beiseite und gab den Blick auf den winzigen Hinterhof frei. „Rotation. Einen Tag drinnen, drei Tage draußen.“
„Wie viele Pflanzen haben Sie?“
Georgia war heilfroh, dass es zu dunkel war, um im Hof das ganze Ausmaß ihres Hobbys zu erkennen. „Manche Leute haben das Haus voller Katzen“, wich sie aus. „Bei mir sind es Farne.“
Alex drehte sich langsam um die eigene Achse. „Es ist anders, als ich erwartet habe.“
Das konnte so ziemlich alles bedeuten. Sie beschloss, die Worte zu ihren Gunsten auszulegen. „Tja. Überraschung.“
Auf dem Schreibtisch in der Ecke lag ein Stapel CDs. Alex nahm die oberste auf und las den Text auf der Rückseite.
„Spionage im Wandel der Zeit“, erklärte Georgia. „Ich bereite mich auf die Agentenschule vor.“
„Sie machen Hausaufgaben noch vor der ersten Stunde?“
„Ich bin gern vorbereitet. Außerdem freue ich mich schon sehr auf diesen Kurs.“
Alex zog die Brauen hoch. „Auf die anderen Kurse nicht?“
Sie hatte das Gefühl, als ob die Zimmertemperatur gerade um ein paar Grad angestiegen war. „Ich höre die CDs bei der Gartenarbeit“, wich sie aus. „Oder im Bus, auf dem Weg zur Arbeit. Auch beim Spazierengehen.“
„Sie gehen spazieren?“
„Ja, oft.“
„Wo?“
Georgia fragte sich, ob sie bei der Inquisition gelandet war. „Wo ich noch nicht war. Irgendwo im Wald.“
Alex nickte. Auf einmal wirkte er, als würde er sich äußerst unwohl in seiner Haut fühlen.
„Die CDs habe ich von meinem eigenen Geld gekauft“, erläuterte sie, für den Fall, dass ihr Gast deshalb so grimmig dreinschaute. „Nicht von dem Ihres Senders.“
„Warum?“
„Weil das Geld von Radio EROS für Dinge bestimmt ist, die Ihre Hörer interessieren.“
„Sie brauchen nichts vor mir zu verstecken. Tun Sie, was Sie möchten. Dafür ist das Geld da.“
Georgia nahm ihm die CD aus der Hand. „Es ist nicht … Diese Sache ist das alte Ich, nicht das neue Ich. Und Sie haben ja schon angedeutet, dass die Themen, die ich spannend finde, nicht gerade aufregend sind.“ Sie räusperte sich. „Für Ihre Hörer.“
Alex
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