Julia Saison Band 17
spreche.“
„Ich habe versucht, professionell zu bleiben“, rechtfertigte sich Alex mit einem Anflug von Ungeduld.
„Was ist denn unprofessionell daran, ab und zu ein paar Worte zu wechseln?“
„Wenn Sie sich mit mir unterhalten, können Sie nicht mit anderen Kursteilnehmern ins Gespräch kommen.“
Das stimmte. Georgia hätte stundenlang mit Alex reden können, wenn sie die Gelegenheit gehabt hätte. „Ich verspreche, mehrgleisig zu fahren, wenn Sie versprechen, mich nicht ständig so finster anzuschauen.“
„Ich schaue Sie nicht finster an.“
„Doch. Zum Beispiel jetzt. Das schreckt die Leute doch ab.“
„Die Leute werden mich für einen der vielen Typen halten, die widerwillig eine Freundin begleiten.“
„Mit einem Digitalrekorder?“, fragte Georgia trocken.
„Gut, dass Sie mich daran erinnern: Nächste Woche fange ich mit den Aufzeichnungen an. Der Kursleiter ist einverstanden.“
„Dann sollten Sie unbedingt Eric und Russell interviewen. Etwas Berühmtheit könnte ihre Chancen bei Frauen steigern.“
„Ich glaube kaum, dass irgendetwas ihre Chancen steigert“, brummte Alex.
„Die beiden sind nett.“
„Und aufdringlich.“
„Sehen Sie es doch mal so: Für viele Menschen sind Kurse wie dieser der letzte Strohhalm. Oder sie glauben, dass sie fremde Hilfe brauchen, um kultiviert und interessant zu wirken.“
Alex sah sie fragend an. „Ist das bei Ihnen so?“
Georgia wusste nicht genau, ob sie ihm vertrauen konnte. Andererseits sollte sie in diesem Jahr Risiken eingehen, also gab sie sich einen Ruck. „Ich bin intelligent, habe einen guten Job und eine Eigentumswohnung. Ich sehe ganz passabel aus. Was also stimmt nicht mit mir? Vielleicht hätte Dan mich mehr gemocht, wenn ich sportlicher, witziger oder hübscher wäre. Vielleicht gibt es etliche Dinge, die ich im Gegensatz zu anderen Frauen nicht kann.“
„Geht es hier um Daniel?“
„Nein, er ist nur ein Symbol. Aber er ähnelt mir so sehr, dass ich uns für das perfekte Paar hielt. Wenn ich nicht mal für ihn gut genug bin …“
„Ich dachte, Sie tun das hier für sich selbst, Georgia.“
„In erster Linie tue ich es für Sie . Weil in Ihrem Vertrag steht, dass ich dazu verpflichtet bin. Gleich danach komme ich. Und ein Teil von mir wundert sich, warum ich nicht beliebter bin. Wieso ich keinen größeren Freundeskreis habe, keine Familie, keinen besseren Job. Weshalb mein Leben nicht wie das von anderen Menschen ist.“
Alex schüttelte den Kopf. „Was passiert Ihrer Meinung nach im Leben anderer Menschen denn so Besonderes?“
„Keine Ahnung. Coole, spannende Sachen halt.“
„Das ist bloß Fassade. Die meisten Leute machen sich dieselben Sorgen um Geld oder ihre Karriere, es gibt dieselben Familiendramen. Nur nach außen hin sieht es anders aus.“
„Und was ist mit Ihnen?“, fragte Georgia. „Sie sind reich, mächtig, geachtet. Sie können tun und lassen, was Sie wollen. Das trifft ja wohl kaum auf die meisten Leute zu.“
Er blieb stehen und atmete tief durch. „Ich hatte seit fünf Jahren keinen Urlaub, weil der Konzern glaubt, dass Radio EROS während meiner Abwesenheit zusammenbricht. Ich besitze ein teures Haus, das jemand anders eingerichtet hat. Manchmal halte ich mich wochenlang nur in Schlafzimmer, Bad und Arbeitszimmer auf. Meine Eltern streiten ständig. Meine Macht, die Ihnen so begehrenswert erscheint, schüchtert die Menschen ein oder lässt sie mir nach dem Mund reden. Auch mein Leben ist nicht perfekt, aber ich grüble nicht deswegen, und ganz bestimmt spreche ich nicht darüber. Ich mache einfach weiter.“
Das Geständnis berührte Georgia. Erst recht, weil Alex zuletzt so auf Distanz gegangen war. Vielleicht hatte sie Geld und Erfolg doch überschätzt? „Wollen Sie damit sagen, dass ich mir weniger Gedanken machen soll?“
„Damit will ich sagen, dass sämtliche Kurse dieser Welt Ihr Leben nicht schöner machen werden. Das Leben kann man nicht auftragen wie Make-up. Man muss es pflegen, wie einen Garten.“
Dann ist meins wie ein winziger, um das Überleben kämpfender Garten, dachte Georgia. Filmpremieren, Designerkleider und durchtanzte Nächte würden nicht wirklich helfen, sondern wie protzige Statuen zwischen dem Unkraut stehen – es sei denn, sie entdeckte durch die Kurse eine neue Leidenschaft. „Ziemlich tiefsinnig“, sagte sie lächelnd. „Das hätten wir aufzeichnen sollen.“
„Manchmal habe ich lichte Momente.“
„Verschwende ich meine
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