Julia Sommerliebe 0020
Sand hochzuziehen. Sie lachte über seinen erstaunten Gesichtsausdruck. „Sieh mich nicht so erschrocken an. Es wird nichts passieren, was du nicht auch willst.“
„Davor habe ich bestimmt keine Angst“, murmelte Judd, als er neben Abby her über den warmen Sand zurück zum Hotel lief.
6. KAPITEL
„Ich muss völlig übergeschnappt sein!“ Abby murmelte vor sich hin, während sie ihre ausgefallene Hochsteckfrisur mit Haarspray fixierte. Friseur und Visagist hatten ganze Arbeit geleistet. Ihre Hände zitterten, als sie noch etwas exotisches Frangipani-Parfum auftrug. Sie liebte den Duft der überall wild auf der Insel wachsenden Frangipani-Bäume.
„Ich habe dir doch gleich gesagt, die Arbeit eines Mannequins ist kein Zuckerschlecken“, bemerkte Tara lachend. Um ihr beizustehen, war Tara in der letzten halben Stunde nicht von ihrer Seite gewichen. Immer wieder zog und zupfte sie an dem champagnerfarbenen Traum aus Seide und Chiffon herum. Das Brautkleid passte Abby wie angegossen, was Tara fast schon ein wenig neidisch machte.
Was war nur mit den Modeschöpfern von Bassel Designs los? Wieso legten die plötzlich Wert darauf, dass ihre Kleider in realistischen Körpergrößen präsentiert wurden? Bisher war alles immer auf Hungerhaken wie Tara zugeschnitten gewesen.
„So. Jetzt fällt es perfekt.“
Abby betrachtete sich von allen Seiten im Spiegel. Sie war begeistert von dem Kleid, aber auch von der Arbeit von Friseur und Visagist. Beinahe hätte sie sich selbst nicht mehr wiedererkannt. Eigentlich gar nicht schlecht, wenn sie Judd nach ihrem Geständnis nicht mit ihrem alltäglichen Aussehen gegenübertreten musste.
„Ich sehe aus wie eine Barbie, die sich auf der Insel verlaufen hat“, beschwerte sie sich bei Tara.
Energisch schüttelte diese den Kopf. Ihre perfekt geschnittenen roten Locken wirbelten dabei nur so durch die Luft. „Du siehst höchstens aus wie eine Hochzeits-Barbie, die ganz wild darauf ist, ihren Kerl endlich wiederzusehen.“ Tara grinste frech.
Dass Abby es kaum abwarten konnte, wieder in Judds Nähe zu sein, hatte Tara nur raten können. Abby hatte ihr nichts von ihrer Unterhaltung erzählt.
„Wie bin ich nur in dieses Schlamassel geraten“, stöhnte sie mit einem Mal.
„Ganz einfach, Abby. Ein Blick aus Judds rehbraunen Augen, und du bist dahingeschmolzen … Aber das wäre wohl jeder Frau so gegangen.“
„Ich bin nicht dahingeschmolzen. Und zu deiner Information: Ich habe ihn gebeten, mir zu helfen.“
„Ach ja? Dann willst du wohl sagen, dass du dieses Traumkleid einfach nur so trägst, weil du ein großes Herz hast und an den Job gedacht hast?“ Tara verdrehte die Augen. „Von wegen! Ich wette, dein Traummann hat dich gebeten, seine Model-Braut zu spielen. Und du hast dich ihm zu Füßen geworfen und deine Zustimmung gehaucht.“
„Ganz und gar nicht“, entgegnete Abby kühl. Niemals hätte sie sich einem Mann zu Füßen geworfen, egal, ob Freund oder nicht. „Die Fotos müssen so schnell wie möglich gemacht werden. Und aufgrund meiner Kleidergröße bin ich perfekt als Model geeignet. Es war eine rein praktische Überlegung.“
Energisch stemmte Abby die Hände in die Hüften. Niemals hätte sie sich einverstanden erklärt, als Model zu posieren, wenn nicht Judd es vorgeschlagen hätte. Aber immerhin hatte sie viel Zeit dadurch gespart, dass sie nicht die ganze Insel nach einer Frau mit den passenden Maßen absuchen musste. Dafür musste sie jetzt wohl oder übel in den sauren Apfel beißen.
Es ging darum, Hochzeitsaufnahmen zu machen. Abby hatte diese Tatsache noch gar nicht richtig realisiert. Sie musste für Fotos posieren, auf denen sie mit Judd flirten und turteln musste.
Mit dem Mann, mit dem sie vorhin erst ausgemacht hatte, dass sie ein Liebesabenteuer beginnen wollten.
Mit dem Mann, den sie nie hatte vergessen können.
Mit dem Mann, von dem sie gewünscht hatte, dass er sie eines Tages heiraten würde.
Wie viel komplizierter konnte die Sache eigentlich noch werden?
Dass Abby als Jugendliche für Judd geschwärmt hatte, war etwas ganz anderes gewesen. Jetzt schien ihr ihre Beziehung viel intensiver, viel gefährlicher, viel … bedeutender.
Abby wollte Judd. Und wie sie ihn wollte. Aber würde sie mit der ganzen Situation auch klar kommen? Judd kannte sie von ihrer besten Seite und von ihrer schlechtesten. Als Kinder hatten sie miteinander Aufkleber getauscht. Judd hatte sie auf seinem Gepäckträger mit in die Schule genommen. Und als
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