Julia Sommerliebe 0020
Platz hinter der Kamera. Dass er diesmal den geschniegelten Dressman spielen musste, war ihm mehr als unangenehm.
„Hast du noch einmal überprüft, ob mit der Ausrüstung alles in Ordnung ist? Die Mädels können jeden Moment hier sein.“
„Ich habe alles unter Kontrolle. Mensch, Judd, ich bin Profi!“
Judd konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Na klar. Wie damals in Thailand, als plötzlich der Elefant aufgetaucht ist und alles umgetrampelt hat.“
Tom kratzte sich an der Nase. „Ist vielleicht jemand zu Tode gekommen?“
„Nein.“
„Na also. Dann hör auf, dich zu beschweren.“
Jetzt musste Judd lachen. Dann warf er einen Blick auf seine Armbanduhr, den wahrscheinlich hundertsten innerhalb der letzten Viertelstunde. Er wünschte sich, dass alles schon vorbei wäre. Doch die Braut war noch nicht einmal aufgetaucht. „Wo steckt Abby nur? Was macht sie so lange?“
„Sie wird schon noch kommen, da bin ich ganz sicher. Ich kann es auch kaum erwarten, sie zu sehen.“ Tom hob eine Augenbraue. „Mann, die Frau ist so sexy!“ Er betrachtete Judd von der Seite, um zu sehen, wie dieser auf seine Äußerung reagierte. Doch Judd bemerkte nur kühl: „Da hast du wohl recht.“
Tom schmunzelte. „Tu doch nicht so zurückhaltend. Ich weiß genau, dass du auf sie stehst.“
War das etwa so offensichtlich?
Wenn selbst Tom ihn so einfach durchschaut hatte, war es für Abby wahrscheinlich ein Kinderspiel. Sicher hatte sie von Anfang an gewusst, was mit ihm los war. Allerdings konnte Judd immer noch nicht recht glauben, dass sie die gleichen Gefühle für ihn hegte.
Wie hatte es so weit kommen können? Stimmte mal wieder die alte Weisheit, dass die Liebe durch die Entfernung wächst? Wie kam es nur, dass zwei völlig normale Menschen, die seit Jahren eine harmonische Freundschaft verband, auf einmal verrückt nacheinander waren? Und sich plötzlich vorstellen konnten, ganz und gar ungehörige Dinge miteinander zu tun?
Judd wusste keine Antworten darauf. Für ihn ergab das alles keinen Sinn. Doch was war in seinem Leben schon sinnvoll? Hatte er nicht kürzlich erst beschlossen, seinen Lebensstil zu ändern und nach Australien zurückzukehren?
„Versteh es doch: Abby und ich sind gute Freunde, und ich helfe ihr aus der Patsche. Deshalb solltest du dich auch anstrengen und gute Fotos produzieren, anstatt hier blöd rumzuquatschen.“
Diesmal brach Tom in Lachen aus. „Das kannst du sonst wem erzählen. Wenn Abby und du euer erstes Baby bekommt, dann denkt daran, dass ihr dem Kleinen meinen Namen gebt. Ich kann euch seine Geburt nämlich heute schon voraussagen.“
„Geh an deine Arbeit“, fauchte Judd und deutete auf die Kameraausrüstung, die verstreut im Sand herumlag. Anschließend konzentrierte er sich wieder darauf, den Horizont nach Abby und Tara abzusuchen. Wo blieben die beiden nur?
Je eher das Fotoshooting beendet war, desto eher konnten er und Abby da weitermachen, wo sie aufgehört hatten. Judd hatte das Gefühl, nicht mehr lange warten zu können. Hoffentlich würden sie beide am Abend weniger mit ihrem losen Mundwerk, als vielmehr mit ihren Körpern kommunizieren. Wenn es nach ihm ginge, auch gerne etwas weniger bekleidet …
„G…guck dir das an! Ich werd verrückt!“ Tom war ganz offenbar außer sich vor Begeisterung.
Und auch Judd klappte die Kinnlade hinunter.
Abby kam direkt auf sie zu. Das schimmernde trägerlose Brautkleid betonte jede ihrer verführerischen Kurven. Sie sah unglaublich toll aus mit der eleganten Hochsteckfrisur, die ihre schönen Gesichtszüge und die Wirkung ihrer strahlend blauen Augen nur noch verstärkte.
Diese Augen …
Während sie auf ihn zukam, hielt Abby ihren Blick nur auf ihn gerichtet, und für einen kurzen Augenblick bemerkte Judd das glühende Verlangen, das darin lag.
Ich will dich auch, hätte er ihr am liebsten entgegengerufen. Unruhig trat er von einem Fuß auf den anderen.
Ihr Anblick raubte ihm einfach den Atem. Und wenn Judd auch nur noch einen leisen Zweifel daran gehegt hatte, dass Abby es mit ihrer Affäre auch wirklich ernst meinte: Als er ihren Blick sah, wusste er, dass auch sie bereit dazu war. Heiße Begierde durchflutete erneut seinen Körper.
Er wollte endlich mit ihr zusammen sein.
Noch nie hatte Judd einen Menschen so sehr gewollt, wie er jetzt Abby wollte. Nichts und niemand auf der Welt war ihm je so wichtig gewesen.
Direkt vor ihm blieb sie stehen, so dicht, dass Judd die Wärme spürte, die von ihr ausging.
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