Julia Sommerliebe 0020
Entweder Judd verstand damit umzugehen, oder ihr Herz würde Höllenqualen erleiden müssen.
„Vielleicht bleibst du wirklich eine Weile in Sydney.
Aber dann wird dich wieder das Fernweh packen. Und ich bleibe allein zurück. Oder denkst du, dass du dich ändern kannst?“
Der Funken Hoffnung, den Abby in sich trug, erlosch, als Judd den Kopf schüttelte.
„Ich kann dir nichts versprechen, Abby.“ Er stützte seine Hände in die Hüften. „Du kennst mich doch.“
„Und deshalb müssen wir Freunde bleiben. Nur Freunde.“
Während sie die Worte aussprach, schossen Abby Tränen in die Augen. Sie versuchte sie zu verstecken und starrte an Judd vorbei aus dem großen Fenster hinaus.
Judd war verwirrt. Er verstand nicht, warum Abby ihn nicht ansah, sondern stur an ihm vorbei schaute.
Sie hatte klar ausgedrückt, was sie wollte.
Noch am Morgen hatte er gehofft, dass Abby ähnlich empfinden könnte wie er. Doch scheinbar hatte sie überhaupt kein Vertrauen zu ihm. Sie dachte, dass er sich Hals über Kopf aus dem Staub machen würde und dass er nicht im Stande sei, sich wirklich zu ändern.
Judd bemühte sich, seine Enttäuschung hinter einer lockeren Fassade zu verbergen. „Wenn es das ist, was du möchtest: Gut, lass uns Freunde sein.“
„Einverstanden.“
Eine eiskalte Hand schien sich um Judds Herz zu legen. Natürlich hatte Abby recht. Wie hatte er nur so dumm sein können? Es war immer leichter, mit jemandem befreundet zu sein, als jemanden zu lieben. Die Frage war nur, ob ihm die Freundschaft zu ihr genug sein würde, jetzt, da von seiner Seite aus Liebe im Spiel war. Konnte es ihm gelingen, Abby in Zukunft wieder lachend zu necken, ohne sie dabei berühren oder gar küssen zu wollen?
Lange Zeit hatten Abby und er einander geliebt, wie sich beste Freunde eben lieben. Besonders an Geburtstagen oder an Weihnachten hatte Abby sogar ausdrücklich gesagt, wie wichtig er ihr war.
Judd hatte sich immer über ihre Zuneigung gefreut. Er wusste ja, wie sie ihre Gefühlsbekundungen meinte. Dass sie ihn als guten Freund liebte. Doch heute Morgen, als er neben ihr aufgewacht war, da hatte er sich plötzlich gewünscht, dass sie es anders meinte. Dass sie diesmal ihn als Mann meinte.
„Gut, dann gehe ich jetzt wieder.“ Judd versuchte, seiner Stimme einen kühlen und distanzierten Klang zu geben. Er durfte Abby auf keinen Fall das Gefühl geben, dass sie ihn verletzt hatte.
„Alles klar.“
Tatsächlich sah Abby aber gar nicht so aus, als wäre alles klar.
Judd konnte nicht anders. Rasch ging er auf sie zu und nahm sie fest in den Arm. Es war nur eine kurze Umarmung, beide lösten sich sofort wieder voneinander. Judd fielen die dunklen Ringe unter Abbys Augen auf. Sie wirkte plötzlich so zerbrechlich.
„Dann bis später.“
Er wandte sich zum Gehen und hoffte inständig, dass Abby ihn zurückhalten würde. Doch sie tat es nicht.
Als das Flugzeug abhob, schloss Abby die Augen. Sie lehnte sich erschöpft zurück.
In ihrem Kopf fuhren die Gedanken Achterbahn, sie fühlte sich einsam und verlassen. Und sie sehnte sich nach einer warmen Umarmung, nach jemandem, der sie ein wenig aufbaute. Ihr bester Freund wäre früher eine gute Adresse gewesen, schoss es ihr durch den Kopf. Als ihr dieser Gedanke bewusst wurde, hätte Abby am liebsten zu weinen begonnen.
Judd war einmal ihr bester Freund gewesen. Doch nichts war mehr wie früher. Sie konnte ihm nicht mehr ihr Herz ausschütten. Und sie durfte ihn auch nie wieder berühren.
12. KAPITEL
Judd spazierte in seinem neuen Büro auf und ab und konnte es nicht glauben: Ausgerechnet er hatte sein Nomadenleben aufgegeben. Ein fester Arbeitsplatz und ein eigenes Büro waren der Lohn dafür.
Gemächlich ließ er sich in seinen ledernen Chefsessel fallen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Zum wiederholten Male fragte er sich, wie Abby wohl reagieren würde, wenn Marc ihr die Neuigkeiten überbrachte. Vermutlich würde sie Marc in Stücke reißen. Judd grinste, als er sich die Szene vorstellte. Doch er wusste, dass Abby ihren Job viel zu sehr liebte, als dass sie Marcs Angebot ablehnen würde. Auch wenn sie dafür in Kauf nehmen musste, mit ihm zusammenzuarbeiten …
Lächelnd blickte Judd auf seine Armbanduhr. Abby musste jeden Moment hier sein. Marc hatte versprochen, sie gleich zu ihm herüberzuschicken, nachdem er ihr den Vorschlag unterbreitet hatte.
Dann würde Abby wahrscheinlich wieder auf ihre „Beste-Freunde-Nummer“ bestehen. Doch Judd
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