Julia Sommerliebe 0020
schließen wollte, wich sie ihm aus. „Es tut mir so leid, dass ich dich verletzt habe, Liebling. Aber dieses Mal wird alles anders sein. Ich werde mich nicht aus dem Staub machen und dich zurücklassen. Niemals.“
„Das sagst du jetzt. Aber woher soll ich wissen, dass du es dir nicht in ein paar Wochen anders überlegst?“
Energisch schüttelte Abby den Kopf. Sie sah die Bestürzung in Judds Augen und spürte, wie ihr eigenes Herz zu schmerzen begann. „Du bist einfach ein Mensch, der nicht gerne an einem Ort bleibt. Du liebst es umherzuziehen, wie ein Nomade. Selbst wenn wir es miteinander versuchen würden, irgendwann würdest du mir Vorwürfe machen, weil du meinetwegen dein altes Leben weggeworfen hast. Letzten Endes können wir beide nur verlieren. Und darauf lasse ich mich nicht ein. So stark bin ich ganz einfach nicht.“
Jetzt war es raus. Abby hatte Judd all ihre Ängste gestanden. Doch komischerweise fühlte sie sich überhaupt nicht erleichtert.
„Gib uns wenigstens eine Chance.“
Als Abby die leise Verzweiflung in Judds Stimme hörte, wurde sie mit einem Mal wütend. Warum tat er ihr das an? Sie war ihm gegenüber so ehrlich gewesen, und er respektierte ihre Entscheidung überhaupt nicht.
Plötzlich durchzuckte sie ein Gedanke.
„Du willst eine Chance? Einverstanden. Dann verrat mir doch, wie lange dein Vertrag bei Finesse läuft.“ Eiskalt funkelte sie ihn an.
In der Sekunde, als Judd erschrocken den Blick von ihr abwandte, wusste Abby, woran sie war. Warum nur fühlte es sich so elend an, Judd überführt zu haben?
„Ich plane nicht, woanders hinzugehen“, murmelte er.
„Sag mir bitte, wann dein Vertrag ausläuft.“
Judds Körper straffte sich. Angespannt steckte er die Hände in die Hosentaschen. „Was hat das denn mit uns zu tun?“
„Sehr viel. Also … wann?“
Er gab sich geschlagen. „Der Vertrag kann jederzeit von beiden Seiten gekündigt werden.“
Seine Antwort versetzte Abbys Herzen einen Stich. Ohne sich etwas anmerken zu lassen, sah sie Judd fest in die Augen. „Lass mich raten: Das war deine Idee und nicht die von Marc?“
Judds beinahe unmerkliches Nicken war alles, was Abby zur Bestätigung brauchte.
Ohne eine weitere Antwort abzuwarten, lief sie aus dem Zimmer. Sie war nur verärgert, dass ihr der Mut fehlte, die Tür genauso fest hinter sich zuzuschlagen, wie sie soeben die Tür hinter ihrer Freundschaft zugeschlagen hatte.
13. KAPITEL
Abby schlug die Zeitschrift auf und legte sie fast schon ehrfürchtig auf ihren Schreibtisch. Endlich war die Modestrecke abgedruckt worden. Und sie musste selbst zugeben, dass ihr der Job auf den Sapphire Islands gut gelungen war. Die Modedesigner, die ihre neuesten Kreationen so professionell in Szene gesetzt sahen, würden begeistert sein.
Normalerweise war Abby immer überglücklich und zufrieden, wenn ihre Arbeit veröffentlicht wurde. Doch diesmal konnte davon keine Rede sein.
Nachdenklich betrachtete sie Tara in den wunderschönen Sommerkleidern und Bikinis und bemühte sich, nicht gleich zu den Bildern zu blättern, die sie und Judd als Hochzeitspaar zeigten. Zu gut konnte sich Abby noch an Judds verletzten Gesichtsausdruck erinnern, als sie wütend sein Büro verlassen hatte. Eine Woche war das nun schon her.
Doch ihre berufliche Zukunft durfte davon nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Und so hatte sie Marc ihren Entschluss mitgeteilt. Die Entscheidung war ihr alles andere als leichtgefallen. Sie hatte das äußerst lukrative Angebot von Finesse ausgeschlagen.
Es hätte ohnehin nicht funktioniert: unzählige Stunden Seite an Seite mit Judd zu arbeiten, mit dem Mann, den sie liebte, und dabei eine professionelle Haltung zu wahren.
„Bist du so weit?“
Tara hatte ihren Kopf zur Tür hereingesteckt. Wieder mal sah sie strahlend schön und fröhlich aus, so ganz anders, als Abby im Moment zumute war.
„Hast du schon die neue Finesse gesehen?“ Abby deutete auf das Heft auf ihrem Schreibtisch.
„Natürlich. Die Fotos sind einfach sensationell geworden! Aber ich hatte auch nichts anderes erwartet – wenn man mit einem Profi-Pärchen wie dir und Judd zusammenarbeitet …“
Abby murmelte etwas vor sich hin, griff nach ihren Autoschlüsseln und wandte sich zum Gehen.
„Lass die Schlüssel ruhig da. Heute fahre ich.“
„Seit wann denn das? Sonst fahre ich doch immer, wenn wir nach neuen Kulissen suchen.“
„Heute möchte ich eben fahren“, entgegnete Tara bestimmt. Sie legte Abby einen Arm
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