Julia Sommerliebe 0020
das Gefühl, endlich nach Hause zu kommen.
Aber das spielte nun keine Rolle mehr. Sie wollte ihn nicht. Das hatte ihre Reaktion ganz eindeutig bewiesen.
Wie sollte es jetzt bloß mit ihnen weitergehen?
Abby schloss den Reißverschluss ihres Koffers. In diesem Moment wünschte sie sich nichts mehr, als dass sie auch ihre Gefühle irgendwo einsperren könnte, genauso, wie sie es mit ihren Kleidungsstücken tat.
Zum Glück war der Tag im Nu vorüber gegangen. Es hatte noch eine Menge Arbeit gegeben, und ihre Gedanken waren nur darauf gerichtet gewesen. Je weniger sie über die letzten Tage mit Judd grübelte, desto schneller würde sie über ihn hinwegkommen. Oder?
„Darf ich reinkommen?“
Die Vorhänge vor den weit geöffneten Balkontüren teilten sich, und einen Moment später stand Judd im Zimmer. Wieder einmal sah er unbeschreiblich gut aus, in den beigefarbenen Cargo-Shorts und dem weißen T-Shirt, das eng am Körper anlag und seine breiten Schultern betonte.
„Erinnere mich daran, beim nächsten Mal ein Zimmer im zweiten Stock zu nehmen“, erwiderte Abby kühl. Ihr gefiel es überhaupt nicht, dass ihr Herz zu rasen begann, sobald Judd auftauchte.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust, um das vor ihm zu verbergen, was seine Anwesenheit in ihr auslöste. „Warum bist du hergekommen?“
Judd kam auf sie zu und blieb nur wenige Zentimeter vor ihr stehen. Abby spürte die Wärme seines Körpers und vernahm seinen würzigen Duft. Es kostete sie einiges an Willenskraft, um nicht die Hand auszustrecken und über seine Brust zu streichen.
„Ich wollte mich für heute Morgen entschuldigen.“
Abby biss die Zähne aufeinander. Obwohl sie wusste, dass sie diese Unterhaltung führen mussten, hatte sie mit einem Mal Angst davor.
„Ich bin diejenige, die sich entschuldigen sollte. Du hast dich über deinen neuen Job gefreut, und ich habe es dir vermiest.“
„Ist schon in Ordnung“, erwiderte er. Dann strich er mit zwei Fingern an ihrer Wange entlang und sah ihr tief in die Augen. „Ich wüsste nur gerne, warum du so abweisend warst.“
Energisch schüttelte Abby den Kopf. „Nein, ich meinte das nicht so. Ich war einfach völlig überrascht von der Nachricht.“
„Es liegt daran, dass sich im Laufe der letzten Tage einiges zwischen uns verändert hat, stimmt’s?“ Judd ließ seine Hand sinken, seine Augen waren auf Abbys Lippen gerichtet. „Du möchtest, dass wir einfach wieder nur Freunde sind, oder? Und du dachtest, dass ich mehr von dir will. Ist es das?“
Abbys Herz zog sich zusammen, als sie Judds mitleidigen Blick sah. Was sollte sie sagen? Ihm gestehen, dass sie ihn liebte? Oder eine plumpe Entschuldigung erfinden, die vielleicht ihre Freundschaft für immer beendete?
„Bitte, Abby, sag es mir.“
Judd schob seine Hände in die Hosentaschen, woraufhin sich sein T-Shirt noch enger über seinen Oberkörper spannte. Abbys Puls beschleunigte sich augenblicklich. Doch Judd ließ nicht locker. „Ich dachte, es hätte dir mit mir gefallen. Wir haben in den letzten Tagen doch sehr viel Spaß miteinander gehabt, oder etwa nicht? Wo liegt denn das Problem?“
Abby konnte ihn nicht belügen. Dazu war sie noch nie in der Lage gewesen, und auch jetzt würde es ihr nicht gelingen – besonders jetzt nicht, da sie sich so nahe gekommen waren.
„Die Woche mit dir war ganz wunderbar, Judd. Und ich werde diese Zeit nie vergessen.“ Sie errötete. „Aber so kann es in Sydney nicht weitergehen.“
Er machte Anstalten, sie in seine Arme zu ziehen, doch sie hob abwehrend die Hände.
„Und warum kann es das nicht?“
„Weil dann alles anders wäre.“
Judd schüttelte den Kopf. Der gequälte Ausdruck auf seinem Gesicht verwunderte Abby. „Warum anders? Wir sind immer noch beste Freunde. Und wir sind auch als Liebende ein tolles Team. Warum kann es nicht so bleiben?“
Seine Hartnäckigkeit gefiel Abby, und sie hätte nur allzu gerne eingewilligt. Doch sie wusste, dass zu großer Schmerz auf sie wartete, wenn Judd die Stadt in einigen Wochen oder Monaten wieder verließ.
„Im Alltag würde unsere Beziehung nicht funktionieren. Wir hatten viel Spaß auf der Insel. Aber eine Partnerschaft, die ausschließlich auf Freundschaft und ein bisschen Sex basiert? Das würde uns beide kaputt machen. Du bist noch nie wirklich lange an einem Ort geblieben, und du wirst es auch in Zukunft nicht tun …“
Jetzt hatte Abby sich verraten. Nun konnte sie getrost auch gleich die Karten auf den Tisch legen.
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