Julia Sommerliebe 0020
sicher, dass sie ganz professionell mit ihm zusammenarbeiten konnte, wenn es denn unbedingt sein musste.
Beim letzten Mal war sie nach einiger Zeit über ihn hinweggekommen, und auch jetzt würde es ihr gelingen.
Beeindruckt wandelte Abby im Haus umher, öffnete alle Türen, betrachtete das antike Mobiliar, die alten Tapeten und Vorhänge, die prächtigen Lampen und Gemälde. Schließlich öffnete sie die Tür zum Turmzimmer und staunte nicht schlecht, als sie sich in einer Art Hochzeitssuite wiederfand.
Begeistert begab sich Abby in dem prächtigen Raum auf Entdeckungsreise. Sie bewunderte das handgeschnitzte Mahagoni-Bett, die stuckverzierte Zimmerdecke, die eleganten Vorhänge und vor allem die traumhafte Aussicht auf die Berge.
Plötzlich fühlte sie sich unendlich einsam.
Wütend wischte sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Jetzt bloß nicht gehenlassen, ermahnte sie sich lautlos. In der letzten Zeit war sie immer wieder wie aus heiterem Himmel in Tränen ausgebrochen, und damit sollte nun endgültig Schluss sein. Energisch wandte sie den Blick von der traumhaften Aussicht ab, drehte sich um … und rannte direkt in den Mann hinein, dem sie das ganze Elend zu verdanken hatte.
14. KAPITEL
„Hallo, Abby.“
Um die Wucht ihres Aufpralls gegen ihn abzubremsen, hatte Judd Abby blitzschnell an den Schultern gepackt und sie festgehalten.
Eine Sekunde lang starrte sie ihn völlig verwirrt an. Dann wurde ihr bewusst, dass sie sich verraten würde, wenn sie nicht schnell etwas unternahm. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, ihre Wangen hatten sich gerötet und ihr ganzer Körper hatte zu beben begonnen. Wieso nur reagierte sie in diesem Maße auf einen Kerl wie Judd?
„Lass mich los.“ Genervt entzog sie sich ihm.
„Nein. Den Fehler habe ich schon einmal gemacht, und ich werde ihn nicht wiederholen.“
„Wir haben beide Fehler gemacht.“
Plötzlich fühlte sich Abby hin- und hergerissen zwischen dem Impuls, aus dem Zimmer zu stürzen, und der Möglichkeit, einige Minuten in Judds Nähe zu verbringen.
Als wollte er ihr die Entscheidung abnehmen, gab Judd der Zimmertür einen Stoß, woraufhin diese knarrend ins Schloss fiel.
„Abby, hör mir doch bitte zu.“ Judd wandte seinen Blick keine Sekunde von ihrem Gesicht. „Es tut mir leid, was ich getan habe. Ich möchte dir mein Verhalten aber gerne erklären.“ Er sprach so schnell, dass er sich beinahe überschlug.
„Du brauchst mir nichts zu erklären.“ Abby versuchte, sich an ihm vorbei zur Tür zu drängen.
„Bitte, meine Süße.“
Die Art, wie er leise das Kosewort sagte, ließ Abby augenblicklich innehalten.
„Gut.“ Sie seufzte, als würde sie das alles nicht interessieren. Dann verschränkte sie die Arme vor der Brust und lehnte sich an einen der samtenen Ohrensessel.
„Es wird nicht lange dauern“, beteuerte Judd und trat neben sie.
Sofort spürte Abby die Wärme seines Körpers, und wieder begann ihre Haut zu kribbeln. Rasch wandte sie sich ab und ging zum Fenster hinüber. Sie starrte hinaus, ohne die Schönheit der Natur wahrzunehmen.
Doch Judd folgte ihr und drehte sie zu sich um. Erschrocken kämpfte Abby gegen den Wunsch an, sich an ihn zu lehnen.
„Könntest du bitte anfangen? Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“
Obwohl sie ihn eigentlich nicht hatte ansehen wollen, bemerkte Abby, dass sie und Judd sich plötzlich tief in die Augen sahen.
„Ich habe dir auf den Sapphire Islands nicht die Wahrheit gesagt. Ich hatte von Anfang an geplant, nach Sydney zurückzukehren.“
„Aber warum hast du dich dann auf die Affäre mit mir eingelassen? Du wusstest doch, dass du damit unsere Freundschaft aufs Spiel setzt.“
Abby schluckte und ahnte plötzlich, dass sie die Wahrheit gar nicht wissen wollte. „Du weißt ja, warum ich mich darauf eingelassen habe. Weil ich dachte, dass wir uns im Anschluss an die unbeschwerten Tage jahrelang nicht wiedersehen würden. Ich verstehe nur nicht, was du dir dabei gedacht hast.“
Judd stützte sich aufs Fenstersims. Nun war er es, der den Blick in die Ferne schweifen ließ. „Das ist nicht so leicht zu erklären.“
„Dann versuch es wenigstens.“
„Du willst es wirklich wissen?“
Abby nickte stumm.
„Du kennst doch meine Vergangenheit. Und du weißt, dass ich immer davor weggelaufen bin. Weil ich Angst hatte. Ich hatte Angst, dass die Gewalttätigkeiten und die Alkoholsucht meines Vaters erblich sind. Was, wenn ich so werde wie er? Deshalb habe ich noch nie jemanden näher
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