Julia Sommerliebe 0020
Spritztour.“
Kurz darauf saß Victoria mit wehenden Haaren im Wagen und genoss die Fahrt über die Insel in vollen Zügen. Sie verliebte sich auf Anhieb in ihre Umgebung: in den Duft der Orangen- und Zitronenbäume, in die hübschen Terracottahäuser inmitten von Olivenhainen und immer wieder in den überwältigenden Meeresblick. Friedlich und ruhig präsentierte sich Malvarina – ein Tempo ganz nach Victorias Geschmack.
Später schlenderten sie durch Malvaritza. Das Städtchen strahlte einen malerischen Charme aus. Am Marktplatz stand eine kleine, wetterschiefe Kirche umgeben von Cafés. Dort saßen um diese Zeit alte Männer und spielten Backgammon, andere tranken Kaffee und genossen einfach den Tag. Wie Rodolfo versprochen hatte, gab es auch einige Läden und kleine Boutiquen mit zum Teil exklusiver Mode. Die Geschäfte waren geschmackvoll in die lokale Architektur eingebunden, sodass sie die verträumte Atmosphäre nicht störten.
Als sie nach dem Stadtbummel ans Meer fuhren, dachte Victoria mit einem Mal, dass der Charme der Insel sie irgendwie an Rodolfo erinnerte: friedlich, elegant und auf eine überaus angenehme Weise anziehend.
Bald erreichten sie den kleinen Fischerhafen. Zirka zweihundert Meter vor der Küste lag eine imposante Jacht vor Anker, und Victoria fragte sich, ob es wohl die Jacht war.
Gerade wollte sie Rodolfo fragen, als er einen Arm hob und aufs Meer zeigte. „Dort drüben liegt sie“, erklärte er nicht ohne Stolz. „Ich habe sie erst vor drei Jahren bauen lassen.“
„Wow!“, entfuhr es Victoria beeindruckt. Sie hielt sich eine Hand über die Augen, um in der Sonne besser sehen zu können. Ein kleines Motorboot näherte sich bereits der Küste, am Steuer ein uniformierter Matrose. Nachdem sie den Wagen geparkt hatten, brachte das Boot sie hinüber zur Jacht.
Sogleich wurde der Anker gelichtet und sie fuhren hinaus aufs offene Meer. An der Reling stehend schauten sie zu, wie die Insel immer kleiner wurde.
„Du hattest recht, was Malvarina betrifft. Ich nehme all die dummen Sachen zurück, die ich in Cannes gesagt habe. Es ist wirklich ein wunderschönes Fleckchen Erde.“ Victoria lächelte. Der sanfte Wind spielte mit ihrem Haar und streichelte ihre Haut.
„Ja, das ist es. Aber lange nicht so schön wie du“, sagte Rodolfo leise und legte einen Arm um ihre Taille.
Victoria schluckte. Sie hatte die Wahl: Entweder konnte sie einen Schritt zur Seite treten und so tun, als wäre nichts passiert. Sie konnte Anne anrufen und ihr mitteilen, dass sie sofort nach England zurückkehren wollte. Oder sie konnte sich auf dieses Abenteuer einlassen, eine aufregende Zeit erleben und das Beste daraus machen.
Ein Teil von ihr wollte davonlaufen. Ein anderer Teil jedoch wusste, dass sie längst verloren war, dass sie sich mit Leib und Seele nach Rodolfos Nähe sehnte. Noch immer hielt er sie in seinem Arm, und indem sie sich ihm nicht entzog, gab sie stillschweigend ihr Einverständnis. Nein, sie wollte nicht länger warten … Sie musste endlich erfahren, wie es sich anfühlte, von einem Mann geliebt zu werden. Einem Mann, zu dem sie sich mit jeder Faser ihres Körpers hingezogen fühlte und der die Regeln eines Spiels beherrschte, das ihr noch immer nicht vertraut war. Als er sie noch ein wenig enger an sich zog, versteifte sie sich nicht, sondern ließ es einfach geschehen.
„Victoria … du bist so hinreißend, cara“, murmelte er leise. Er begehrte sie, wollte auf der Stelle über sie herfallen, sie in sein Bett legen und lieben. Und doch wusste er, dass er Victoria zu nichts drängen durfte. Schließlich hatte sie gerade erst ein paar schlimme Erfahrungen gemacht, und er wollte sie auf keinen Fall erneut verwirren. „Bei den Malva-Grotten gehen wir vor Anker. Warst du schon mal schnorcheln?“, fragte er lächelnd.
„Nein, aber ich würde es gern versuchen.“
„Das sollst du. Wir tauchen zusammen und sehen uns die Grotten an. Es wird dir bestimmt gefallen.“
„Ganz bestimmt.“
„Gino!“, rief er einem gebräunten Mann aus der Besatzung zu. „Wir brauchen eine Tauchausrüstung für Miss Woodward. Würden Sie sich darum kümmern?“
„Selbstverständlich, Hoheit. Sofort.“ Der Mann verschwand und kehrte kurze Zeit später mit Tauchmasken und Flossen zurück.
Bald trug Victoria nur noch den kleinen weißen Bikini, den sie unter ihr Kleid gezogen hatte. Als die Jacht vor der Grotte Anker legte, streifte sie sich die Flossen über. Rodolfo half ihr zum Heck, und
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