Julia Sommerliebe 0020
nicht vergessen, dass das hier nur eine Fantasiewelt war. Eine Welt, die nichts mit ihrer Realität zu tun hatte.
Das Abendessen war genauso bezaubernd, wie sie es sich vorgestellt hatte. Rodolfo war ein intelligenter, humorvoller Gesprächspartner, und die Angestellten servierten so köstliche Spezialitäten, dass Victoria kaum wusste, wovon sie zuerst probieren sollte. Als schließlich das Dessertgeschirr abgeräumt wurde, fühlte sie sich satt und zufrieden wie lange nicht mehr.
„Das war so lecker“, entfuhr es ihr, während sie die weiße Stoffserviette beiseite legte. „Du verwöhnst mich zu sehr.“
„Eine Frau wie dich muss man verwöhnen.“ Er stand auf und rückte ihren Stuhl zurück, um ihr beim Aufstehen zu helfen.
„Vielen Dank. Ich muss gestehen, dass ich mich an ein solches Leben gewöhnen könnte“, erwiderte sie und wollte sich im nächsten Moment am liebsten auf die Zunge beißen. Obwohl sie schon viel gelassener in Rodolfos Gegenwart war, machte er sie immer noch schrecklich nervös. „Eigentlich ist es ja nur eine Fantasiewelt, ein Traum.“
„Nicht ganz. Ich bin ziemlich sicher, dass ich real bin“, erwiderte er mit einem amüsierten Lächeln.
„Ach ja?“ Sie warf ihm einen skeptischen Blick zu und stieß einen Seufzer aus. „Alles hier ist so unwirklich, so zauberhaft. Einfach himmlisch. Aber dann fällt mir wieder ein, dass ich schon bald in die Realität zurück muss, nach Hollywood, zu Ed, zum nächsten Filmset. Und ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll.“
„Ohne die Hilfe dieser Tabletten, meinst du?“ Es klang herausfordernder, als er es beabsichtigt hatte.
Victoria wurde rot. „Ich weiß selbst, dass es nicht richtig war. Du musst wirklich nicht darauf herumreiten. Ich hatte keine Ahnung, was in diesen Kapseln drin ist.“
„Das weiß ich doch. Es war absolut unverantwortlich von diesem Arzt, dich nicht über den Inhalt aufzuklären. Ich frage mich nur, ob du aufhören wirst oder ob du weitermachen willst wie bisher. Wärst du meine …“ Er hielt inne, als ihm bewusst wurde, wie unangebracht diese Spekulation war.
„Wenn ich was wäre? Ich gehöre niemandem, und es geht keinen etwas an, was ich tue“, entgegnete Victoria hitzig.
„Das stimmt. Es tut mir leid.“
„Außerdem weißt du nicht, wie schwer es für mich war, als ich nach Hollywood kam. Ich kannte niemanden. Alle haben von mir erwartet, dass ich mich anpasse. Ich sollte mich verhalten, als hätte ich mein ganzes Leben dort verbracht und nie etwas anderes getan. Dabei hat mich diese Glitzerwelt so verunsichert. Als ich dem Mädchen begegnete, das mir die Nummer von dem Arzt gab, fühlte ich mich besser. Ich war erleichtert, nicht die Einzige zu sein, die Probleme hat. Und dann …“
„Du musst dich nicht rechtfertigen“, unterbrach Rodolfo sie und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Ich verstehe dich. Ich hoffe einfach, dass du aufhören wirst, deine Gesundheit zu ruinieren. Das ist alles.“
Victoria blickte zu ihm auf, erkannte die Sorge in seinen Augen und schluckte.
„Wenn du Hollywood so sehr hasst, warum willst du dann überhaupt zurück?“, fragte er schließlich.
„Ich bin vertraglich verpflichtet.“
„Aha. Und was ist mit der Arbeit an sich? Der Schauspielerei? Ich dachte, es macht dir Spaß.“ Er winkte einem Angestellten, das Kaffeetablett auf dem Tisch abzustellen.
„Tut es ja auch. Darum muss ich lernen, meine dummen Ängste zu überwinden. Es wäre doch absurd, diese einmalige Chance zu ruinieren. Seit ich klein war, wollte ich Schauspielerin werden. Ich habe immer davon geträumt, einmal in einem Film mitzuspielen. Aber jetzt bin ich einfach …“ Sie zuckte mit den Schultern und schaute aufs Meer hinaus. „Es ist alles so oberflächlich, eine Fassade, mehr nicht. Überhaupt nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Es ist eine Fantasiewelt.“
„Dasselbe hast du auch über Malvarina gesagt.“
„Schon, aber das habe ich anders gemeint. Es ist eine andere Art von Fantasiewelt.“
„Na, Gott sei Dank. Der Gedanke, in einer Hollywood-Traumwelt zu leben gefällt mir nämlich gar nicht. Ich habe ziemlich reale Pläne für die Insel.“
„Das kann ich mir vorstellen.“ Victoria musste lächeln, als sie das Funkeln in seinen Augen bemerkte. „Mir fehlt mein Zuhause auch, wenn ich nicht dort bin.“
„Das Dorf in England?“
„Ja. Es ist vielleicht ein wenig altmodisch, aber es ist meine Heimat. Mein Zuhause.“
„Und du kannst dir nicht
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