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JULIA SOMMERLIEBE Band 21

JULIA SOMMERLIEBE Band 21

Titel: JULIA SOMMERLIEBE Band 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SUSAN NAPIER VIOLET WINSPEAR SARA CRAVEN
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den kleinen, mittelalterlichen Gassen. Sie wünschte sich, länger bleiben zu können und eines der Konzerte unter freiem Himmel zu besuchen, die im Sommer fast jeden Abend im mondbeschienenen Garten der Villa Rufolo stattfanden. Doch sie wusste, dass ein solcher Alleingang zu noch mehr Vermutungen geführt hätte. Schon jetzt wurde über Lorenzos und ihre Ehe genug getuschelt.
    Ihr Fahrer Paolo war ein liebenswerter Mann mittleren Alters. Er sprach gutes Englisch und zeigte ihr seine Heimat mit einer leidenschaftlichen Begeisterung, die mitreißend war. Aber er wunderte sich ebenso wie das Hauspersonal, dass Marisa stets allein unterwegs war, und allmählich war Marisa es leid, ständig die Frage beantworten zu müssen, ob ihr Mann wohlauf sei.
    Nach ihrem Stadtbummel setzte sie sich in eines der vielen Cafés und beobachtete die Passanten. Sie betrachtete Väter, die mit ihren Kindern spielten, und Paare, die Arm in Arm durch die Gässchen schlenderten. Und mit einem Mal fühlte sie sich furchtbar einsam. Noch nie hat mir jemand das Gefühl gegeben, der wichtigste Mensch auf der Welt zu sein, dachte sie traurig.
    Plötzlich drängte sich ein Bild von Lorenzo in ihr Bewusstsein, als er am Altar gestanden hatte und sie auf ihn zugeschritten war. Er hatte den Blick nicht von ihr wenden können und sie staunend angesehen …
    Es gibt keinen Grund, jetzt an die Hochzeit zu denken, ermahnte sie sich, trank ihren Cappuccino aus und verlangte nach der Rechnung.
    Dieser Blick hatte nichts zu sagen. Vermutlich war ihm in dem Moment nur klar geworden, dass er den Kopf jetzt nicht mehr aus der Schlinge ziehen konnte. Sie sollte sich nicht einbilden, er hätte irgendwelche Gefühle für sie, nur weil sie sich umgeben von all den Liebespaaren und glücklichen Familien einsam fühlte.
    Sie schluckte. Ich habe niemanden. Es sei denn … Unbewusst legte sie eine Hand auf ihren flachen Bauch.
    Als Evangelina am nächsten Morgen fragte, wann Paolo die Signora abholen solle, ließ Marisa sie wissen, dass sie erst einmal keine Ausflüge mehr unternehmen wolle.
    „Ah.“ Hoffnung erschien auf Evangelinas Gesicht. „Werden Sie sich mit dem Signore einen schönen Tag am Pool machen?“
    „Nein“, erwiderte Marisa. „Ich möchte ins Dorf gehen und mich dort ein wenig umsehen.“
    „Das Dorf ist klein. Es gibt nicht viel zu sehen“, gab Evangelina zu bedenken. „Bleiben Sie lieber hier und erholen Sie sich.“ Sie zwinkerte ihr zu. „Am Pool sind Sie ungestört.“
    Mit anderen Worten: Niemand wird es wagen, dort zu erscheinen, wenn der Signore mich in dieser romantischen Umgebung an meine ehelichen Pflichten erinnert, dachte Marisa mit einer Mischung aus Verärgerung und Belusti gung. Sie zuckte die Achseln. „Ich werde später schwim men gehen, wie immer.“ Damit drehte sie sich um und tat so, als bemerkte sie die Enttäuschung der Köchin nicht.
    Nachdem sie sich ein wenig im Dorf umgeschaut hatte, musste sie zugeben, dass Evangelina recht gehabt hatte. Es gab nur einen kleinen Lebensmittelladen, einen Gemüsehändler und einen Kiosk. Bis auf wenige Hausfrauen auf dem Weg zum Einkaufen war die kurze Hauptstraße menschenleer. Marisa überlegte, sich vor dem einzigen Café des Ortes im Schatten niederzulassen. Vielleicht konnte sie ein kaltes Mineralwasser bestellen, ein paar Seiten in ihrem Buch lesen – und die Rückkehr zur Villa so zumindest etwas hinauszögern.
    In diesem Moment entdeckte sie, dass man in den schmalen Lücken zwischen den einzelnen Häusern einen Blick aufs glitzernde Meer erhaschen konnte. Schon vom Garten der Villa Santa Caterina war die Aussicht wunderschön, aber hier, in dem höher gelegenen Dorf, raubte der Ausblick ihr fast den Atem.
    Erst gestern hatte sie in Amalfieinen Zeichenblock und Stifte gekauft und noch nicht aus der Tasche genommen. Vor einem der Häuser blieb sie stehen und kramte ihre Malutensilien hervor. Als sie aufblickte, bemerkte sie die Besitzerin des Hauses, eine ältere Dame, die vor der Tür stand und sie fragend ansah.
    Marisa trat einen Schritt zurück und errötete. „ Perd ono “, entschuldigte sie sich schnell. „Ich habe die Aussicht bewundert – il bel mare “, fügte sie sicherheitshalber hinzu.
    Auf dem Gesicht der fremden Frau breitete sich ein freundliches Lächeln aus. „ Sì, sì “, sagte sie und nickte lebhaft. Dann trat sie auf Marisa zu, nahm ihren Arm und zog sie weiter die Straße hinauf. Dabei redete sie unaufhörlich auf sie ein. Marisa verstand nur

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