JULIA SOMMERLIEBE Band 21
Lorenzo in einem Liegestuhl. Neben ihm stand ein Glas Weißwein, und er las die Zeitung. Er trug eine kurze weiße Hose, Leinenschuhe, eine Sonnenbrille – und viel bronzefarbene Haut.
Marisa war sofort klar, dass sie ihm nicht mehr ausweichen konnte. Sie wünschte sich, sie wäre nicht so spärlich bekleidet – und er ebenfalls nicht.
Das letzte Mal, dass er sie im Bikini gesehen hatte, war an jenem peinlichen Tag gewesen, als sie ihn aus einer Laune heraus im Pool hatte verführen wollen.
Als sie sich an jenen Moment erinnerte, schluckte sie. Doch schließlich war es Jahre her. Und sie war kein Kind mehr, das hatte er ihr gestern Nacht unmissverständlich klargemacht.
Während sie zögernd stehen blieb, sah er auf, legte die Zeitung zur Seite und erhob sich.
„ Buon pomeriggio “, sagte er ohne zu lächeln.
„Hallo.“ Ihr Mund war mit einem Mal furchtbar trocken. „Ich hatte gehofft, dass du wieder da bist.“
„Oh, ich fühle mich geschmeichelt.“
Sein Ton war voller Spott, doch Marisa gab nicht auf. Sie wich seinem Blick aus. „Evangelina sagte mir, du seist beim Arzt. Ich habe mir Sorgen gemacht.“
Er schüttelte den Kopf und nahm die Sonnenbrille ab. „Sie übertreibt immer ein bisschen. Wie du siehst, war kein Arzt nötig.“
Als sie aufsah, stellte sie fest, dass die Haut rund um sein Auge in Violetttönen schillerte. Es war noch schlimmer, als sie gedacht hatte.
Sie räusperte sich. „Es … es tut mir so leid. Bitte, du musst mir glauben, dass ich das nicht wollte. Es war ein Unfall.“
Er zuckte die Achseln. „Dann kann ich nur hoffen, dass du mich niemals absichtlich außer Gefecht setzen willst.“
Marisa errötete. „Das würde ich niemals tun. Es war alles zu viel für mich. Die vergangenen Wochen, die Hochzeit … es war keine einfache Zeit.“
„Und mein harmloser Wunsch nach einem Kuss war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat“, ergänzte er sanft.
Sie biss sich auf die Unterlippe und nickte zaghaft. „Danke, dass du niemandem gesagt hast, was wirklich geschehen ist.“
„Das hätte ich Evangelina nicht antun können. Sie ist so romantisch.“
„Dann sind wir vermutlich eine echte Enttäuschung für sie.“
„Zweifellos“, bestätigte er. „Aber schließlich müssen wir alle lernen, mit Enttäuschungen zu leben.“
Jetzt ist der Augenblick gekommen, um ihm meine Entscheidung mitzuteilen, dachte sie. Früher als geplant, doch sie wollte es nicht länger aufschieben. „Vielleicht muss unsere Ehe keine Enttäuschung werden“, murmelte sie.
Das Schweigen wurde drückend.
„Was meinst du damit, Maria Lisa?“, fragte er langsam. „Dass du bereit bist für mich?“
Sie spürte, wie er sie betrachtete. Ganz langsam glitt sein Blick an ihrem fast nackten Körper hinunter. Wieder dachte sie daran, wie sehr sie sich damals über diesen Blick gefreut hätte und dass ihr jämmerlicher Versuch, ihn zu verführen, auf kalte Ablehnung gestoßen war.
„Lass uns offen reden“, sagte sie. „Ich weiß, dass du mich nicht aus Liebe geheiratet hast. Julia hat mir gesagt, dass es eine andere Frau in deinem Leben gibt. Lucia Gallo. Das heißt, wir wissen beide, warum diese Ehe geschlossen wurde und was von uns erwartet wird. Und das hat mit Liebe nichts zu tun.“ Sie schluckte und wandte den Blick ab. „Gestern Nacht hast du gesagt, dass du nicht willst, dass ich mich davor fürchte, mit dir zusammen zu sein. Aber so weit wird es nicht kommen. Denn egal, wie lange du wartest, ich werde niemals bereit für dich sein. Jedenfalls nicht so, wie du es dir wünschst.“
Regungslos und ohne ein Wort zu sagen stand er vor ihr. Wie eine Statue, ein Mann aus Bronze.
O Gott, dachte sie verzweifelt. Am Pool hatte sie sich wunderbare Worte zurechtgelegt, aber nun hatte sie alles verdorben. Doch es gab kein Zurück mehr.
„Unsere Ehe ist nur mit einem einzigen Ziel geschlossen worden.“ Ihre Stimme zitterte leicht. „Du hast das Recht, es einzufordern. Ich will deine Geduld nicht länger auf die Probe stellen. Und das Warten macht es nicht leichter für mich.“
Vorsichtig sah sie ihn an und ganz kurz hatte sie den Eindruck, als wäre er furchtbar verletzt. Doch dann war sein Gesicht wieder genauso verschlossen wie zuvor.
Hastig, beinahe verzweifelt kam sie zum Ende. „Eigentlich wollte ich dir nur sagen, dass ich dich heute Nacht erwarte. Wann immer du willst. Und ich verspreche dir, ich werde dich nicht wieder k. o. schlagen.“
Noch immer sagte
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