Julia Sommerliebe Band 22
es war. Ihr Mut sank. „Ach so.“
„Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Es ist die Antibabypille.“
„Du hast sie bereits genommen, ich habe nachgesehen.“
„Ja, mein Arzt hat sie mir vor einem Monat verschrieben.“
„Dir war die ganze Zeit klar, dass du nicht schwanger werden würdest.“
Vor einer Woche, ja, sogar noch vor ein paar Tagen hätte Gabby ihm zugestimmt. Jetzt war sie sich nicht mehr sicher. Sie hatte nicht gewagt, darüber nachzudenken. Davon abgesehen hatte Rafik jedoch recht. „Ja.“
Sichtlich verblüfft darüber, dass sie gar nicht erst abzustreiten versuchte, schluckte er. „Du hast mich in dem Glauben gelassen, es wäre möglich.“
„Ja.“
„Du hast gelogen, indem du es mir verschwiegen hast.“
„Stimmt.“
„Und? Möchtest du mir vielleicht irgendeine Erklärung geben, oder soll ich meine eigenen Schlüsse ziehen?“
Sein Tonfall gefiel ihr gar nicht. Ihre Augen blitzten kämpferisch auf. „Sie scheinen mich mit einem Ihrer Untergebenen zu verwechseln, die darauf getrimmt sind, auf Ihren Befehl untertänigst zu gehorchen, Euer Königliche Hoheit! Was das Ziehen von eigenen Schlüssen betrifft – ich bin sicher, das wirst du sowieso tun.“
„Es ist also nicht so, wie es aussieht?“ Rafik war erstaunt, wie sehr er sich wünschte, vom Gegenteil überzeugt zu werden.
„Genauso ist es. Wenn du wissen willst, ob ich gelogen habe – ja, ich habe gelogen. Dir bleibt nur noch so wenig Zeit, und du hast sie damit verschwendet, deine abwegigen, sinnlosen Pläne zu verfolgen. Durch nichts und niemanden warst du davon abzubringen. Erst als du dachtest, ich könnte schwanger sein, hast du endlich mal ein bisschen an dich selbst gedacht und Freude am Leben gehabt. Und genau das wollte ich auch erreichen.“
Rafik war sprachlos über ihr dreistes Bekenntnis.
Jetzt, wo es heraus war, fühlte Gabby sich erleichtert. Bis vorhin hatte sie gar nicht gemerkt, wie schwer alles auf ihr gelastet hatte. „Und wenn ich schon einmal beim Gestehen bin: Ich habe Hakim erzählt, dass du unheilbar krank bist.“
Dieses beiläufige Geständnis ließ Rafik hörbar nach Luft schnappen.
„Vermutlich war das der Grund für seine Rückkehr nach Paris. Er wusste, dass er Unterstützung brauchen würde – aber nicht von mir, sondern von der Frau, die er liebt. Er würde dir helfen, wenn du ihn lässt, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass du das tun wirst. Dafür bist du viel zu selbstgerecht und dickköpfig!“, rief sie aus. „Jeden Menschen, der sich um dich kümmert, stößt du weg. Wahrscheinlich würdest du eher auf allen vieren die Wüste durchqueren, als jemanden um Hilfe zu bitten. Und das ist kein Zeichen von Stärke, sondern von Dummheit.“
Rafik sah sie an, als könne er nicht recht glauben, was sie sagte. „Du hast mit Hakim gesprochen?“
„Oh ja! Du siehst, es ist eine Verschwörung wie im Bilderbuch. Weißt du, ich wäre unendlich glücklich, wenn ich ein Kind bekommen würde“, gestand sie wehmütig. „Von dir, Rafik.“
Sie sah, wie er schluckte.
Er wirkte resigniert wie ein Mann, dem man gerade den Boden unter den Füßen weggezogen hatte.
Ihre innere Stimme schrie Gabby zu, sie solle aufhören, doch sie war bereits zu weit gegangen, um jetzt noch einen Rückzieher machen zu können. Was hatte sie schon zu verlieren? „Aber ich wollte das Baby aus anderen Gründen als du.“
Traurig schüttelte sie den Kopf. „Nein, es wäre ein Fehler gewesen. Ich wollte ein Kind von dir, weil ich dich liebe. So. Nun weißt du es.“ Jetzt hatte sie es sich endgültig vermasselt. „Du siehst überrascht aus“, sagte sie.
Tatsächlich sah er aus, als hätte sie ihm gerade eine Ohrfeige verpasst.
„Was dachtest du, aus welchem Grund ich dich geheiratet habe, Rafik? Des Titels und des Geldes wegen?“
Es hätte schlimmer kommen können; er hätte die Frage mit Ja beantworten können. Stattdessen machte er auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum.
Gabby war so erschöpft von ihrem leidenschaftlich vorgetragenen Geständnis, dass sie zehn Minuten lang einfach nur dasaß.
Na ja, was kann man schon erwarten, wenn man jemanden wie ein Verrückter anbrüllt, dass man ihn liebt, sagte sie sich. Sicherlich nicht, dass derjenige plötzlich gesteht, dass er einen ebenfalls liebt.
Erwarten konnte man es zwar nicht, aber wenigstens hoffen.
Rafik, der an der einen Seite des Tisches saß, bemerkte das seltsame
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