Julia Sommerliebe Band 22
Für diese Atempause war Caroline sehr dankbar. So konnte sich ihr rasender Puls allmählich wieder beruhigen. Je besser sie mit ihrer Arbeit hier vorankam, desto eher konnte sie nach London zurückkehren und Romano vergessen.
„Ich habe ein paar Briefe für dich zur Unterschrift, Romano“, erklärte Stephanie mit ihrer melodischen Stimme. Übertrieben nah stellte sie sich neben Romano und legte ihm die Briefe einzeln vor. As sie sich vorbeugte, konnte Caroline in ihr Dekolleté sehen. „Und Salvo hat angerufen. Es soll heute Abend eine neue Lieferung von Tripoli geben.“
Sie legte ihm die anderen Unterlagen hin und wartete, bis ihre Kollegin den Kaffee serviert hatte. Dabei präsentierte sie vollendet ihre Reize. Ungeduldig winkte sie das andere Mädchen aus dem Büro und zog sich schließlich selbst mit einem bezaubernden Lächeln, das eindeutig Romano galt, zurück.
„Gut.“ Romano wandte sich wieder Caroline zu. „Dann bleibst du auf jeden Fall bis zur Messe im Palazzo Parisio. Die beginnt Ende des Monats. Und am Abend danach ist das Mnarja . Wie deine Mutter bereits erwähnte, ist es ein würdiges Ereignis, um deinen Besuch hier abzuschließen.“
„Jawohl.“
Irritiert sah er auf. „Entschuldige den Befehlston. Ich überlege nur, was am praktischsten wäre. Bist du einverstanden?“
„Natürlich.“
Er schenkte ihnen Kaffee ein.
„Danke.“
Schweigend saßen sie da. Romano sah die Unterlagen durch, die Stephanie gebracht hatte. Caroline tat, als sei sie in ihre eigenen Notizen vertieft. In Wirklichkeit ärgerte sie sich immer noch über Romanos Arroganz. Und über Stephanies Auftritt. Andererseits war sie schließlich zum Arbeiten hergekommen, was nützte es da, wenn sie sich stur schweigend gegenübersaßen? Besser, sie kamen voran und trennten sich so bald wie möglich wieder. Zuerst musste sie aber dieses unbehagliche Schweigen brechen.
Höflich lächelte sie Romano an und sprang über ihren Schatten. „Was genau ist das Mnarja? “
Er nahm ihr Waffenstillstandsangebot an und erwiderte ihr Lächeln. „Es ist ein maltesisches Volksfestival, das die ganze Nacht dauert. Wir danken für die gute Ernte. Die Bauern halten einen Markt ab. Und es gibt Volksmusik, Gesang und Tanz …“ Romano trank einen Schluck Kaffee.
Die Begeisterung ihrer Mutter für dieses Fest war ansteckend gewesen. Trotz ihrer Abneigung gegen Romano freute sich Caroline darauf. „Und weiter?“
„Es ist auch bekannt als Peter-und-Paul-Fest.“ Er zuckte die Achseln, lehnte sich im Sessel zurück und lächelte Caroline zum ersten Mal an diesem Tag an. „Die Ursprünge sind ungeklärt. Der Name stammt aus dem Italienischen luminarja , Illumination. Die ganze Landschaft, die Wälder und die Festung von Mdina werden mit Fackeln beleuchtet. Die Gärten liegen unterhalb des Verdala Palace, einem mittelalterlichen Schloss. Sie bestehen aus Aleppopinien und Zitrusbäumen.“
„Das hört sich alles sehr … r omantisch an.“ Caroline betonte das Wort romantisch absichtlich ironisch. Um keinen Preis würde sie vor Romano ihre Begeisterung für seine Schilderung zeigen.
Dessen Mundwinkel zuckten jedoch nur amüsiert. „Ja, das ist es. Traditionell muss jeder Bräutigam bei der Hochzeit in einem Heiratsvertrag versprechen, seine Braut jedes Jahr am Tage des Mnarja nach Buskett zu bringen. Und dabei soll die Braut ihr schönstes Kleid tragen.“
„Das ist wirklich romantisch“, gab sie lächelnd zu. Einen Moment blickten sie einander in die Augen. Dann senkte Caroline den Blick wieder auf ihr Notizbuch. Das Herz schlug ihr bis zum Halse. Sobald sie Romanos Blick begegnete, setzte es einen Schlag aus.
Was stimmte nicht mit ihr? Es war doch mehr als eindeutig, was für ein Typ Mann Romano war: egozentrisch, gefährlich und manipulativ. Wie konnten ihre Hormone sie so im Stich lassen, wenn doch ihre Vernunft regieren sollte?
„Aber jetzt sollten wir zum Geschäftlichen zurückkehren“, schlug sie ruhig vor. „Ich brauche ein Büro mit Telefon und eine Liste von Telefonnummern – Lieferanten, Kunden, Presse, die Organisatoren der Messe …“
„Darum wird sich Stephanie kümmern.“ Er erhob sich und trat wieder um den Schreibtisch herum. „Aber zuerst führen wir ein bisschen praktische Recherche durch. Komm.“
Sie starrte ihn an. „Und wohin?“
„Raus hier. Wir machen eine kleine Besichtigungstour durch den Jachthafen. Dort kann ich dir ein paar unserer Ausrüstungen vor Ort zeigen. Und morgen früh
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