Julia Sommerliebe Band 22
fahren wir mit dem Boot raus. Dann zeige ich dir unsere Ausrüstungen in Aktion. Zieh dich bitte passend fürs Segeln an.“
Sollte sie sich nun über seinen Befehlston ärgern oder erleichtert sein? Nach kurzer Überlegung entschloss sie sich, ihm schweigend die Treppe hinunter zu folgen.
Bei einem Blick zurück über die Schulter bemerkte sie Stephanie Marsa, die ihnen nachsah. In den Augen der Sekretärin funkelte es so feindselig, dass Caroline der Atem stockte.
5. KAPITEL
„Du bist zu einer Party eingeladen, am Samstag. In der Casa Sciorto“, begrüßte Romano sie am nächsten Tag, als sie in einer weißen Bermuda und einem gelben T-Shirt auf die Jacht stieg.
Caroline zog den Kopf ein, um ins Cockpit zu klettern. Seit der Episode mit Stephanie am Vortag vermutete sie hinter jeder Bemerkung Romanos eine Anspielung. Sie wusste einfach nicht, was in seinem Kopf vorging. Aber sie konnte sich denken, dass sie für ihn eine weitere Herausforderung darstellte.
In seiner maßlosen Arroganz hielt er sie wahrscheinlich für leichte Beute. Ein Mann wie er, gut aussehend, wohlhabend, erfolgreich. Sicher hatten es viele Frauen auf ihn abgesehen, und er hinterließ eine Spur gebrochener Frauenherzen. Ganz sicher wollte sich Caroline in diese Reihe der Opfer nicht einfügen …
Er hatte sie früh an diesem Morgen in Kalkara zu ihrem Segeltörn auf einer seiner Charterjachten abgeholt. Und nun verblassten die bunten Schiffe und Häuser des Grand Harbour in der Ferne. Das Mittelmeer schimmerte kristallklar und türkisblau unter ihnen, und der weite, wolkenlose Himmel spannte sich endlos über ihnen.
Eine Brise blies von Norden in ihre Segel und verhalf ihnen zu einem angenehmen Tempo. Eine Weile hatten sie nichts gehört als das träge Ächzen der Segel und das sanfte Schwappen des Wassers an den Bug des Bootes.
„Ich?“ Vergeblich suchte sie in Romanos Miene zu lesen. Seine Augen waren hinter einer dunklen Sonnenbrille verborgen. Wieder hatte sie das Gefühl, er spiele mit ihr Katz und Maus.
„Warum so schockiert?“ Er grinste, und seine Zähne hoben sich sehr weiß gegen sein gebräuntes Gesicht ab. „Mögen PR-Agentinnen keine Partys?“
„Diese spezielle PR-Agentin bevorzugt ruhige Abende unter Freunden. Die einzigen Partys, die sie besucht, sind geschäftlicher Natur.“ Caroline setzte sich, eine Hand am Geländer. Sie trug einen weißen Crickethut und unter T-Shirt und Bermudashorts ihren gelben Badeanzug. Was auch immer passieren mochte, sie war gewappnet.
„Dann sieh diese Party als ein Ereignis geschäftlicher Natur, an dem du also gern teilnehmen kannst.“
„In der Casa Sciorto?“, fragte sie. „Ist das nicht dein nobler Wohnsitz in Mdina? Eine Geschäftsfeier würde doch sicherlich in den Büroräumen stattfinden? Oder in deinem Stadthaus in Valletta?“
„Ich habe nicht gesagt, dass es eine Geschäftsfeier ist.“
Misstrauisch musterte sie ihn. „Wenn es eine private Veranstaltung ist, käme ich mir fehl am Platze vor. Ich bin nur vorübergehend hier angestellt. Mehr nicht.“
„Aber ich bin ein Freund der Familie“, hielt er amüsiert dagegen. „Und deine Mutter hat mich gebeten, in ihrer Abwesenheit ein Auge auf dich zu haben.“
„Sie hat was? “ Ihr Temperament ging mit ihr durch. „Ich fasse es nicht. Ich bin doch kein Kind mehr!“
„Aber du benimmst dich ausgesprochen kindisch.“
„Ich bin vierundzwanzig, unabhängig, selbstständig, habe meine eigene Wohnung, mein eigenes Unternehmen, und ich kann sehr wohl selbst auf mich aufpassen. Erst recht auf einer kleinen, freundlichen Mittelmeerinsel. Vielen Dank. Ich brauche niemanden, der ‚ein Auge auf mich hat‘.“
„Du behauptest, dir um die Sicherheit deiner Mutter Sorgen zu machen“, sinnierte er. „Sobald sie den Spieß umdreht, bist du aber gekränkt.“
Caroline biss sich auf die Lippe. Seine Beobachtungsgabe brachte sie aus dem Gleichgewicht. „ Deine Freundschaft mit meiner Mutter macht mir Sorgen.“ Unter seinem kühlen Blick wurden ihre Wangen dunkelrot. „Aber sie möchte mich unter deinen Fittichen wissen, während sie weg ist. Welche Ironie!“
Die Muskeln an seinem Kiefer waren angespannt. Sie hatte ihn verärgert. Doch ihr kleiner Triumph war von kurzer Dauer.
„Steuerbord“, ordnete Romano abrupt an und beugte sich leicht vor, um die Navigationshilfen zu prüfen. „Wir segeln hier entlang zur Südküste hinüber. Hast du eigentlich deine schlechte Meinung über mich schon mal mit deiner
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