Julia Sommerliebe Band 22
frei heraus. „Trotzdem habe ich meine Gewohnheiten. Darf ich dich zu einem Kaffee einladen?“
Während er Ausschau nach dem Kellner hielt, fragte er wie beiläufig: „Schläfst du mit Jeremy?“
Sie errötete heftig. „Das geht dich überhaupt nichts an!“
„Also nicht.“ Sein Blick hielt ihren gefangen.
„Schläfst du denn mit Stephanie?“, fragte sie zurück.
„Nein.“ Romanos Augen verengten sich. „Natürlich nicht.“
Caroline sah weg und betrachtete den belebten Platz. Um sie herum wurden alle möglichen Sprachen gesprochen: Englisch, Italienisch, Maltesisch, selbst Arabisch. Unter anderen Umständen hätte sie dieses kulturelle Potpourri genossen.
Und nur, weil Romano sich nicht immer korrekt verhielt, war das für Caroline längst kein Grund, sich selbst falsch zu benehmen. Trotz ihrer schlechten Meinung über ihn hatte sie ihm gegenüber doch ein schlechtes Gewissen.
Romano war wie immer arrogant und provozierte sie gern. Trotzdem hatte Caroline beim Erwachen heute Morgen gewusst, dass sie sich bei ihm entschuldigen musste. Im Grunde hatte schließlich das übertrieben fürsorgliche Verhalten ihrer Mutter ihren Zorn entfacht.
Der Kaffee wurde serviert. Nach einem Schluck des köstlichen Getränks atmete Caroline tief durch, nahm die Sonnenbrille ab und sah Romano direkt an. „Es interessiert mich nicht, ob du mit Stephanie und einem halben Dutzend williger Frauen schläfst. Aber ich möchte mich bei dir entschuldigen“, gestand sie unsicher.
„Und weiter?“, ermutigte er sie sanft.
Eine Weile schwieg sie. „Es war falsch, dich für den neuen Lebenswandel meiner Mutter … für ihre Veränderung … verantwortlich zu machen. Ich sehe ein, dass sie das Recht hat, ihr eigenes Leben zu führen. So wie ich es auch tue.“ Sie brachte sogar ein zaghaftes Lächeln zustande. „Heute Morgen beim Aufwachen wurde mir die komische Seite dieses Dramas bewusst. Ich bin halb verrückt vor Sorge um meine Mutter, während sie sich umgekehrt um mich genauso übertrieben sorgt. Albern, oder?“
Wieder herrschte Schweigen.
„Respekt für deinen Mut“, bemerkte Romano schließlich. „Dieses Eingeständnis hat dich sicher eine Menge gekostet, Caroline.“
„Mich zu entschuldigen, meinst du?“
„Genau. Stolz ist einer deiner größten Fehler. Siehst du das nicht auch so?“
Caroline trank noch einen Schluck Kaffee. Wie immer in Romanos Gegenwart, wollte ihr Hirn nicht richtig in Gang kommen, ihre Gefühlswelt dagegen war umso aktiver.
Als Romano schließlich weitersprach, sah er ihr in die Augen. „Wir haben nur ein Leben, Caroline. Manche von uns sind vorsichtig, voller Angst vor sich selbst, voller Angst davor, wirklich frei zu sein. Aber schon morgen könnte jeder von uns schon tot sein. Niemand sagt, dass wir unnötige Risiken eingehen sollen. Trotzdem sollten wir das Hier und Jetzt voll und ganz auskosten. Das ist zumindest meine Lebensphilosophie. Und auch die deiner Mutter.“
Sie starrte ihn an, ihre Neugier war geweckt. „Wann und warum bist du zu diesem Schluss gekommen?“
Einen Moment schwieg er. „Vor zehn Jahren ist eine Frau, die ich gut kannte, sehr krank geworden und wenig später gestorben.“
„Und weiter?“
„Sie war erst neunzehn und meine Verlobte. Dieser Schlag hat mich damals sehr getroffen.“
Entsetzt sah Caroline in sein vollkommen ausdrucksloses Gesicht. Impulsiv griff sie nach seiner Hand. „Oh, Romano, das tut mir so leid. Woran ist sie gestorben?“
„An einer sehr seltenen Form von Leukämie. Aber es liegt mittlerweile zehn Jahre zurück“, erinnerte er sie. Er blickte auf seine Hand, die sie berührt hatte. „Ich brauche dein Mitleid nicht, Caroline.“ Achselzuckend trank er seinen Kaffee.
Dass er so sarkastisch auf ihre Anteilnahme reagierte, kränkte sie. Es mochte ja sein, dass sie sich in seiner Gegenwart oft kindisch benahm, aber er war nun wirklich auch nicht besser.
Energisch setzte Caroline die Kaffeetasse ab, packte ihre Taschen zusammen und machte Anstalten aufzustehen.
Romano jedoch nahm ihre Hand und hielt sie fest. „Kein Grund wegzulaufen“, sagte er lächelnd.
Sie machte sich steif. „Ich laufe nicht weg“, sagte sie ärgerlich. „Ich gehe einfach nur.“
„Und wohin?“
„Zu meinem Wagen. Ich wollte den Rest des Tages Sightseeing machen.“
„Dann komm mit mir“, bat er. Ein Blick in sein Gesicht, und in Carolines Bauch tanzten Schmetterlinge. „Zu zweit macht es doch mehr Spaß als allein.“
„Das ist
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