Julia Sommerliebe Band 22
Menschen, die sie kennengelernt, und von Gerichten, die sie zum ersten Mal in ihrem Leben probiert hatten.
Trotz der Sorgen, die sie sich wie immer um ihre Mutter machte, empfand sie diesmal auch Freude darüber, wie zufrieden ihre Mutter klang. Ehrlich interessiert stellte sie ihr Fragen und berichtete dann auch von ihrer Zusammenarbeit mit Romano.
„Allmählich lerne ich das Unternehmen kennen und kann mir ein Bild machen. Die Kampagne wird sicher ein Erfolg, auch wenn wir nicht mehr viel Zeit haben.“ Ihr persönliches Problem mit Romano klammerte sie bedacht aus.
„Und versprich mir, das Mnarja zu besuchen“, beharrte ihre Mutter noch einmal. „Es ist wirklich ein besonderes Erlebnis.“
„Natürlich …“
„Oh, da kommt Gwen, ich muss auflegen, Liebes. Grüß Romano von mir, wenn du in die Casa Sciorto fährst. Er holt dich doch ab?“
Immer Romano. Und immer diese Sorgen, die sich ihre Mutter um sie machte. „Ich bin alt genug, Mom, mach dir keine Gedanken. Und ja, er holt mich ab.“
Die Beharrlichkeit ihrer Mutter hatte ihren Zorn erneut geweckt. Es war fast so, als wollte sie absichtlich nicht bemerken, dass Caroline nichts an einer engeren Beziehung mit Romano lag.
Lustlos aß sie ihren Salat auf und ging dann in ihr Schlafzimmer. Da sie es ja ohnehin nicht abwenden konnte, konnte sie ruhig ihre Sachen packen. Wütend warf sie einige Kleidungsstücke in den geöffneten Koffer.
Hatte er sich das Meeting vor der Party nur ausgedacht, um sicherzugehen, dass sie auch wirklich an der Feier teilnahm?
Die einzige Möglichkeit, ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen, war wohl, sich zur Ruhe zu zwingen. Ruhig zu bleiben, höflich zu seinen Frechheiten zu lächeln und so effizient und kühl zu sein, wie sie es normalerweise bei Geschäftsangelegenheiten immer war. Nur so konnte sie ihren Job erledigen, ohne weitere erniedrigende Szenen zu riskieren.
Dann würde sie auch nicht mehr diesen ärgerlichen Anflügen von Schwäche erliegen, wenn es sich Romano in den Kopf setzte, seine Neandertaler-Nummer durchzuziehen und sie in einen Taumel der Leidenschaft zu stürzen …
Sie hielt den Atem an. Allein bei dem Gedanken an die Macht, die er über sie ausübte, wurden ihre Handflächen feucht. Aber jetzt kannte sie seine Masche. Und sobald er Anstalten in diese Richtung machte, würde sie sich in einen menschlichen Eisberg verwandeln. Vorsicht ist besser als Nachsicht.
Also brauchte sie sich nur nicht provozieren zu lassen. Ein großer Trost war das nicht, aber besser als gar nichts.
Nicht ohne Grund wird Mdina als Maltas „Stille Stadt“ bezeichnet, erkannte Caroline, als sie später durch das altertümliche Stadttor in die autofreie Zone fuhren.
Nur Anwohner dürfen mit ihrem Auto in die Stadt hineinfahren. Und das waren nicht allzu viele. Nicht einmal die Touristengruppen, die von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten spazierten, konnten die romantische Atmosphäre trüben. Diese Stadt war lebendige Geschichte, als hätten sich die Geschehnisse des vergangenen Jahrtausends in den massiven Steinmauern eingenistet und könnten jederzeit wieder zum Leben erwachen …
Der Eingang zur Casa Sciorto lag in einer schmalen Seitenstraße. Die breite, geschnitzte Tür war mit einem hübschen Messingklopfer in Form eines Delfins versehen. Im Schein der Nachmittagssonne wirkte dieser Eingang geradezu magisch, wie das Tor zu einer anderen Welt.
Aus der Hitze der Straße folgte Caroline Romano in die Kühle eines großen Innenhofes, in dem Licht und Schatten ein wunderschönes Schauspiel boten. Ein Springbrunnen spritzte kühles Wasser in die Luft, das in perlenden Tropfen glitzernd wie Edelsteine niederrieselte.
„Willkommen in der Casa Sciorto, Caroline.“
Trotz seines Lächelns hörte sie eine gewisse formelle Würde aus seinen Worten heraus. Als käme jetzt das unsichtbare Erbe seiner Vorfahren zum Vorschein. Zum ersten Mal in ihrer Gegenwart war er durch und durch der Graf Romano de Sciorto.
Caroline hielt inne und sah sich um. Der Hof war von den Wänden des Palastes umgeben, deren honiggelbe Fassade nur von gebogenen Fenstern, gemeißelten Balustraden, französischen Türen und farbenprächtigen Kaskaden von Geranien und Bougainvillea unterbrochen wurden. Überall standen Bäume, Palmen und sogar Akazien in riesigen Terrakotta-Töpfen.
Als sie sich umdrehte, begegnete sie Romanos Blick. Er beobachtete sie mit ausdrucksloser Miene.
„Das ist ganz und gar unwirklich“, staunte sie. „Eine
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