Julia Sommerliebe Band 23
von dir. Und ich dachte, wir würden heiraten! Ich habe mich dir immer verbunden und verpflichtet gefühlt!“
Wow, dachte Michael und starrte sie verblüfft an. Das war ihm vollkommen neu. „Von Heirat war nie die Rede“, widersprach er, während er die Hände aus den Taschen nahm und anhob, als könnte er damit Dianas kühne Behauptung abwehren. „Das war zwischen uns nie ein Thema.“ Er warf Abigail einen Blick zu. „Ich schwöre es!“
Diana gab einen halb verzweifelten, halb zornigen Laut von sich, wirbelte herum und stürmte aus dem Haus.
Michael starrte ihr hinterher, bevor er sich zu Abigail umdrehte.
Was sollte er jetzt tun?
Einerseits wollte er Abigail zeigen, wie viel sie ihm bedeutete. Andererseits fühlte er sich verpflichtet, Diana zu folgen, um zwischen ihnen zu retten, was noch zu retten war.
„Verdammt“, stieß er hervor und raufte sich das kurz geschnittene Haar.
Abigails zutiefst erschütterte Miene ging ihm ans Herz, aber zugleich tat es ihm um die zwanzigjährige Freundschaft mit Diana leid.
Keine Frage, er hatte Mist gebaut. Und jetzt musste er ihn natürlich selbst beseitigen. Und zwar sofort.
„Es tut mir leid, Abby, aber ich muss mit ihr reden. Es dauert nicht lange, das verspreche ich. Ich bin bald zurück, dann klären wir beide alles.“
Er zog sie an sich und küsste sie auf die Wange.
Sie ließ es reglos geschehen.
„Es ist nicht so schlimm, wie es scheint, Abby. Gib mir die Chance, dir alles zu erklären. Bitte.“ Seufzend ließ er sie los und wich zurück. „Bleib hier“, bat er. „Ich komme wieder.“
Dies muss einer der längsten Tage meines Lebens sein, dachte Michael, als er eine Stunde später ins Haus seiner Eltern zurückkehrte.
Er war erschöpft. Ausgelaugt und müder, als jemals zuvor. So kaputt war er seit der Grundausbildung bei den Marines nicht gewesen.
Sich von einer Freundin zu trennen, der er mehr bedeutete, als er geahnt hatte, war schwer genug gewesen.
Aber sich danach auch noch mit ihr auszusprechen, damit die Verbitterung sich in Grenzen hielt, sie zu trösten, eine Freundschaft zu retten … Das alles hatte ihn seine ganze Kraft gekostet.
Und dabei war er noch nicht mal fertig. Er musste auch noch mit Abigail sprechen und sie um Verständnis bitten.
Nun konnte er nur hoffen, dass sie ihm zuhören und ihm verzeihen würde, dass er ihr nicht sofort von Diana erzählt hatte. Sie musste doch auch spüren, was er für sie empfand. Das zwischen ihnen war etwas sehr Besonderes, Unvergleichliches.
Bestimmt würde sie verstehen, dass er von alledem ganz überrumpelt gewesen war. Er hatte schließlich die letzte Woche über an kaum etwas denken können außer an Abigail!
Stirnrunzelnd ließ er die Hintertür hinter sich ins Schloss fallen und ging ins Esszimmer.
Es war einfach noch keine Zeit gewesen, mit Abigail über derartige Dinge zu reden. Natürlich war das keine Entschuldigung für sein Versäumnis, aber vielleicht entlastete es ihn ein bisschen.
„Hallo“, sagte er zu seinen Eltern, die im Wohnzimmer fernsahen. Eine Gameshow flimmerte über den Bildschirm. „Wo ist Abby?“
Seine Mutter sah ihn an und lächelte betrübt. „Tut mir leid, mein Lieber, sie ist gegangen.“
„Gegangen?“ Der Schmerz in seinem verspannten Nacken nahm zu.
„Gleich, nachdem du Diana gefolgt bist, kam sie in die Garage und bat uns, ihr ein Taxi zu rufen. Wir wollten es nicht“, versicherte sie. „Wir haben sie angefleht zu bleiben, bis du zurückkommst, oder sich wenigstens von deinem Vater fahren zu lassen. Aber sie hat darauf bestanden, ein Taxi zu nehmen.“
Michael rieb sich die Stirn, hinter der es zu pochen begann. Nur mit Mühe unterdrückte er einen Fluch, den seine Mutter bestimmt mit einer Ohrfeige quittiert hätte.
Er konnte sich denken, wo Abigail war. Im Hotel. Und genau dorthin würde er jetzt fahren.
Er drehte sich um und eilte zur Tür.
„Viel Glück!“, rief seine Mutter ihm nach.
Er winkte ihr zu. „Macht euch keine Sorgen, falls ich für eine Weile wegbleibe“, erwiderte er und ging mit schnellen Schritten zu seinem Wagen.
Zwanzig Minuten später stand Michael vor Abigails Zimmertür und klopfte laut an. Keine Reaktion.
Er klopfte noch lauter. Entweder schaffte sie es, den Lärm auszublenden, oder er hatte sich geirrt, und sie war gar nicht ins Hotel zurückgekehrt.
Aber wo zum Teufel konnte sie sein?
Sie stammte nicht von hier und kannte nur die paar Sehenswürdigkeiten und Ecken, die er ihr gezeigt hatte. Kein
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