Julia Sommerliebe Band 24
genug zur Weißglut brachte. Seltsam.
„Und wohin gehst du?“
„Zuerst nach Katherine. Ich will dort etwas zu Ende bringen, das ich schon längst hätte tun sollen. Anschließend treffe ich mich in Darwin mit ein paar Leuten, um ihnen meine Idee für ein neues Projekt vorzustellen.“
„Das ist zwar etwas vage, aber es klingt ziemlich gut. Ich freue mich für dich, Harry.“
Mit seinem nächsten Satz brachte er sie vollends aus dem Konzept. „Es sind fünf Wochen vergangen seit Bali.“
Fünf Wochen, die sich anfühlten wie ein ganzes Jahr. „Und?“
Er musterte sie nachdenklich. „Heute Morgen war dir übel.“
Das kannst du laut sagen. „Ja und? Was weiter?“
„Gibt dir das nicht zu denken?“
„Harry, was soll dieses Rätselraten? Ja, ich musste mich heute Morgen übergeben. Und wenn schon. Vielleicht habe ich mir gestern nicht gründlich genug die Hände gewaschen, nachdem ich Leila untersucht hatte.“
„Bonnie, wer von uns ist die Hebamme?“
Sie blinzelte irritiert. „Was willst du damit sagen?“ Dann wurde ihr plötzlich klar, worauf er hinauswollte. „Das ist lächerlich! Es war nur dieses eine Mal, und wir haben verhütet.“
Er ließ nicht locker. „Heißt das, du hast deine Periode bekommen, seit du hier bist?“
Langsam hatte sie genug von der Diskussion. Gleichzeitig begann sie in Gedanken fieberhaft zu rechnen. „Harry, du bist zwar Arzt, aber nicht mein Gynäkologe.“ Kurz entschlossen stand sie auf. „Falls wir uns vorher nicht mehr sehen, wünsche ich dir einen guten Flug.“
Harry sah ihr hinterher. Er hatte sich nicht besonders geschickt angestellt. Aber schließlich war ihm der Gedanke auch erst heute Vormittag gekommen. Wie konnte Bonnie sich nur so sicher sein? Er hatte Daten verglichen und im Netz recherchiert – es war unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich, trotz Verhütung.
Das Merkwürdige war, dass er trotzdem nicht in Panik verfallen war. Ganz im Gegenteil: Tief in seinem Herzen verspürte er ein geradezu euphorisches Gefühl.
Sollte Bonnie wirklich schwanger sein, würde er nicht davonlaufen. Er würde ihr seine Liebe gestehen und sich seiner Verantwortung und seinen Ängsten stellen. Vorausgesetzt, dass sie ihn wollte.
Harry fühlte eine große Sehnsucht in sich aufsteigen. Wie gerne würde er noch einmal das Wunder einer Schwangerschaft erleben, zusammen mit einer Frau, die er liebte. Er wollte jedes Detail, jede Veränderung miterleben, all das, was er während seines kurzen Glücks mit Clara versäumt hatte. Und er würde sie nach besten Kräften unterstützen, damit sie das Baby dort zur Welt bringen konnte, wo sie es für richtig hielt. Er würde lernen, wieder zu vertrauen. Und vielleicht konnten sie sogar seine neue Idee gemeinsam verwirklichen. Wenn sie ihm nur eine Chance gab.
Das war der Haken bei der Sache.
11. KAPITEL
Bonnie hatte unterdessen fluchtartig die Klinik verlassen. Wie ferngesteuert fuhr sie zurück zum Personalwohnheim und ging den verlassenen Flur entlang zu ihrem Zimmer.
Sie schloss die Tür hinter sich und lehnte die Stirn an das kühle Holz. Dann musterte sie ihr kreidebleiches Gesicht im Spiegel über dem Waschbecken.
Zögerlich legte sie die Hände auf ihren Unterleib, genau zwischen die Beckenknochen. Wie hatte sie so blind sein können? Sie war schwanger. Die ausgebliebene Periode, die Übelkeit, das leichte Spannungsgefühl in den Brüsten, als sie heute Morgen ihren BH angezogen hatte – all das sprach eine deutliche Sprache.
Wie hatte das passieren können? Und warum war sie angesichts dieser Hiobsbotschaft nicht am Boden zerstört? Natürlich wusste sie ganz genau, wie es passiert war. Es war ein Schock, aber gleichzeitig spürte sie tief in ihrem Inneren eine unbändige Freude.
Ich bekomme ein Baby von Harry!
Egal was geschah, sie würde ihrem Kind eines Tages sagen können, dass es aus Liebe entstanden war.
Endlich konnte sie es sich selbst eingestehen. Sie liebte diesen komplizierten, störrischen, wunderbaren Mann von ganzem Herzen.
Und wenn sie seine Reaktion vorhin richtig einschätzte, war er auch nicht todunglücklich über diese neue Entwicklung. Tausend neue Möglichkeiten schienen sich ihr zu eröffnen.
Als es wenige Minuten später erneut an der Tür klopfte, wusste sie, dass er es war. Sie öffnete, und Harry stand vor ihr, groß und breitschultrig und augenscheinlich vollkommen entspannt.
Sie sah ihn einfach nur an, und er erwiderte ihren Blick mit einem so hellen, strahlenden Lächeln,
Weitere Kostenlose Bücher