Julia Sommerliebe Band 24
kann ich Ihren Transporter nicht fahren. Haben Sie niemanden, den Sie anrufen können?“
Blue kratzte sich mit seiner unverletzten Hand am Kopf. „Bis mein Kumpel hier ist, kann es ein, zwei Tage dauern. Die Rinder müssen zum Markt.“
Da schaltete sich Bonnie ein. „Ich kann den Laster bis Uluru fahren, wenn Sie mich begleiten und mir ein paar Anweisungen geben, Blue. Dann versorgen wir Ihre Hand, und Sie können weiter zum Markt fahren.“ Harry registrierte Blues bewundernden Blick. Auch das passte ihm gar nicht.
„Ich habe so ein Ding mal von Halls Creek nach Kununurra gefahren, nachdem der Fahrer einen Herzanfall hatte“, erklärte Bonnie und warf Harry einen – wie er fand – ziemlich herablassenden Blick zu.
Gab es etwas, das diese Frau nicht fertigbrachte? Jetzt wollte sie also einen dreiteiligen Viehtransporter über eine unbefestigte Landstraße steuern. Großartig. Blue und sie würden sich sicherlich bestens unterhalten. Harry hätte am liebsten laut geflucht. Dabei ging ihn das überhaupt nichts an.
„Am besten, Sie machen sich gleich auf den Weg, Doktor St Clair“, schlug Bonnie vor.
Nun gut. Auf diese Weise bekam er wenigstens etwas Abstand von ihr. Vielleicht fand er einen Weg, seinen Posten in Uluru früher zu verlassen, ohne Steve vor den Kopf zu stoßen.
„Also dann, alle einsteigen!“, befahl Harry mürrisch. Sofort kletterte Bernie wieder in den Fond, während Tante Dell den Beifahrersitz in Augenschein nahm. „Ich setz’ mich neben Sie nach vorne, Doktor. Das ist gemütlicher für ’ne alte Frau wie mich“, verkündete sie fröhlich.
„Sehr gerne.“ Harry biss die Zähne zusammen. Nachdem alle eingestiegen waren und die Türen geschlossen hatten, startete er den Motor.
„Wissen Sie was, Sie und diese Schwester sollten hier eine kleine Geburtsstation aufmachen. Die Mädchen wollen bei ihren Familien bleiben, wenn sie ihre Kleinen bekommen.“ Tante Dell sah ihn erwartungsvoll an.
„So einfach ist das leider nicht.“
„Ein Baby zu kriegen ist das Einfachste von der Welt, Doktor. Es ist viel komplizierter, die Mädchen so weit weg ins Krankenhaus zu schicken.“
Am nächsten Tag merkte Bonnie, dass Harry ihr aus dem Weg ging. Jedes Mal, wenn sie nach ihm einen Raum betrat, verließ er ihn unter irgendeinem Vorwand, wenn seine Anwesenheit nicht zwingend erforderlich war.
Als die kleine Leila mit ihrer Mutter und Tante Dell hereinkam, richtete Harry seine ganze Aufmerksamkeit auf das Mädchen, das an einer schweren Magen-Darm-Grippe litt. Sein liebevoller Umgang mit dem Kind machte Bonnie erst richtig bewusst, wie kühl er sich ihr selbst gegenüber verhielt.
Kritisch musterte er Leilas stumpfen Teint und ihre eingefallenen Augen. „Sie sollten Ihre Tochter ins Krankenhaus nach Alice Springs bringen“, sagte er zu Shay.
Shay und Tante Dell warfen Bonnie, die innerlich genervt aufstöhnte, Hilfe suchende Blicke zu. Wie üblich wollte Harry auf Nummer sicher gehen. Aber sie hatte keine Lust mehr, sich ständig mit ihm anzulegen.
Er wusste so gut wie sie, dass es für die beiden Frauen schwierig sein würde, eine Mitfahrgelegenheit aufzutreiben, ganz zu schweigen von der stundenlangen Reise mit einem kranken Kleinkind. Dabei wäre Leila mit ein paar Elektrolyten schon geholfen.
„Wir könnten es zunächst mit Infusionen versuchen.“ Bonnie vermied es, Harry anzusehen, und sprach direkt mit Shay. „Bei kleinen Kindern verbessert sich der Zustand meistens schnell, wenn sie genug Flüssigkeit aufnehmen. Dann könnte Leila zu Hause bleiben, und Sie bringen sie morgen wieder zur Kontrolle.“
Shay schaute hoffnungsvoll zu Harry, der über Bonnies Vorschlag nachzudenken schien. „Und was, wenn sich ihr Zustand verschlechtert?“, fragte er.
„Dann würde Shay sie natürlich sofort zu uns bringen, nicht wahr?“
Shay nickte lebhaft, und auch Tante Dell schien zufrieden. Spring über deinen Schatten, Harry!, dachte Bonnie. Das Mädchen war sehr krank, aber ihr Zustand war nicht kritisch. Sie konnten die Situation unter Kontrolle behalten, ohne der Familie eine so beschwerliche Fahrt zuzumuten.
Tatsächlich schien das auch Harry einzusehen. „Nun gut. Ich sehe sie mir heute Nachmittag noch einmal an, und dann entscheiden wir.“
Das war ein Fortschritt. „Übrigens ist Shay eine ältere Cousine von Tameeka“, ergänzte Bonnie.
„Wirklich?“ Zu ihrer Überraschung verzog sich Harrys Gesicht zu einem Lächeln. „Wie geht es Tameeka und ihrem
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