Julia Sommerliebe Band 24
fünf Jahren für ihn, und sie sorgte dafür, dass im Büro alles so reibungslos lief wie bei einer gut geölten Maschine.
„Efkharistó.“ Er hob seinen Blick nicht von den Zahlenreihen auf dem Computerbildschirm und wartete auf das leise Klicken, das anzeigen würde, dass Aletha sein Büro wieder verließ.
Das Klicken kam nicht.
„Dimitri – kann ich Sie kurz etwas fragen?“
„Ich habe darum gebeten, nicht gestört zu werden“, erinnerte er seine Assistentin ungeduldig.
„Es tut mir leid … aber die junge Frau, die Sie vorhin sehen wollte, ist noch immer da.“
Er zuckte mit den Schultern. „Wie schon gesagt, ich kenne keine Louise Frobisher. Ich habe noch nie von ihr gehört, und wenn sie keinen Grund für ihren Besuch angeben kann, würde ich vorschlagen, Sie rufen den Wachdienst und lassen sie vom Gelände bringen.“
Aletha Pagnotis kannte die Warnzeichen und wusste, dass der Vorsitzende von Kalakos Shipping gereizt war. Eine Unterbrechung seiner Routine brachte ihn immer schnell in Rage. Doch ein milliardenschweres Unternehmen zu leiten, musste ihm auch viel abverlangen, gestand Aletha ihm zu.
Mit seinen 33 Jahren war Dimitri einer der einflussreichsten Geschäftsmänner des Landes. Schon bevor er nach dem Tod seines Vaters Kalakos Shipping übernommen hatte, war Dimitri mit einem Internet-Unternehmen zum Millionär geworden. Er hatte sich mit seiner Firma darauf spezialisiert, Designerware an die schnell expandierenden asiatischen Märkte zu verkaufen. Durch seine überragende Energie und Entschlossenheit hatte er in nur wenigen Jahren Millionen gemacht, und sein Scharfsinn und seine Rücksichtslosigkeit waren in der Vorstandetage bereits eine Legende.
Aletha hatte manchmal den Eindruck, er wollte seinem Vater immer noch etwas beweisen, auch wenn der schon vor drei Jahren gestorben war. Das Zerwürfnis zwischen Vater und Sohn war öffentlich bekannt, und sie fand es bedauerlich, dass die beiden ihre Differenzen nicht mehr hatten klären können.
Was auch immer ihn antrieb, Dimitri setzte sich ein Arbeitspensum, das ihm alles abverlangte, und bezahlte seine Angestellten großzügig dafür, dass sein Leben wie ein Uhrwerk funktionierte. Üblicherweise hätte sie ihn nicht wegen einer Besucherin belästigt, die ihn ohne Termin und ohne Angabe von Gründen sehen wollte. Doch unter der stillen Entschlossenheit der englischen Frau spürte Aletha eine tiefe Verzweiflung, die sie dazu gebracht hatte, Dimitris Anweisung, ihn unter gar keinen Umständen zu stören, zu ignorieren.
„Miss Frobisher hat mich gebeten, Ihnen zu sagen, dass Sie sie vor einigen Jahren unter ihrem Spitznamen kannten. Loulou. Und dass Sie mit Ihnen über Eirenne sprechen möchte.“
Aletha war sicher, dass sie die Nachricht korrekt wiederholt hatte, aber jetzt klangen die Worte eher lächerlich, und sie wappnete sich gegen Dimitris Zorn.
Seine Augen wurden schmal, und er starrte sie einige Sekunden lang schweigend an, bevor er zu ihrer Überraschung kurz angebunden sagte: „Sagen Sie ihr, dass ich ihr genau drei Minuten meiner Zeit gebe, und bitten Sie sie herein.“
Im Büro der Assistentin war es so still, dass das Ticken der Uhr mit Louises pochendem Herz zu wetteifern schien. Aus dem Fenster hatte man einen fantastischen Blick über die Stadt, doch die Skyline von Athen konnte sie nicht lange fesseln. Ihre Nerven waren aufs Äußerste gespannt, und der Klang der sich öffnenden Tür ließ sie herumfahren, als Aletha Pagnotis das Büro wieder betrat.
„Mr Kalakos hat kurz für Sie Zeit“, sagte die Assistentin ruhig. Sie war vermutlich neugierig, aber viel zu professionell, um das zu zeigen. „Folgen Sie mir bitte.“
Schmetterlinge flatterten in Louises Bauch. Wenn du dich selbstbewusst gibst, wird er dich auch nicht einschüchtern können, sagte sie sich. Aber die Schmetterlinge setzten ihren Tanz fort, und ihre Knie waren weich, während sie auf ihren Pfennigabsätzen in die Höhle des Löwen stolzierte.
„Also, wann ist aus Loulou Hobbs Louise Frobisher geworden?“
Dimitri saß hinter einem riesigen Mahagonischreibtisch und stand auch nicht auf, als Louise hereinkam. Sein Gesicht zeigte keinerlei Regung, sodass sie keine Ahnung hatte, was in ihm vorging. Aber ihn umgab eine Aura von Macht und Autorität, die sie einschüchterte. Außerdem sah er umwerfend gut aus mit seinem dunkel mediterranen Teint und den fein gemeißelten Gesichtszügen. Dann sah sie in seine olivgrünen Augen, mit denen er sie kühl
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