Julia Sommerliebe Band 24
arbeiten sollte.
Er hatte Louise nicht mehr aus dem Kopf bekommen, seit sie in seinem Büro aufgetaucht war. An das, was zwischen ihnen auf Eirenne geschehen war, konnte er sich nur zu gut erinnern. Aber sieben Jahre waren eine lange Zeit. Eine Zeit, in der er sich darauf konzentriert hatte, seine eigene Firma zu etablieren und schließlich zu beweisen, dass er ein würdiger Nachfolger seines Vaters bei Kalakos Shipping war. Und seine Erinnerungen an das neunzehnjährige Mädchen, das er als Loulou gekannt hatte, waren verblasst.
Die erwachsene Louise war eine attraktive Frau, die kein heißblütiger Mann so leicht vergessen würde, sinnierte Dimitri. Doch er hatte seit seiner Jugend mehr schöne Geliebte gehabt, als er zählen konnte oder wollte. Es war ihm schleierhaft, was das mit Louise war. Er wusste nur, dass er nicht wagte, ihrem kühlen Blick zu begegnen. Er fürchtete, sie könne erraten, dass er davon fantasierte, sie hier und jetzt in der berühmtesten Galerie der Welt zu lieben.
Er räusperte sich. „Ich bin oft geschäftlich in Paris, aber ich hatte noch nie Zeit für den Louvre.“ Er blickte auf seine Uhr und verzog den Mund. „Bedauerlicherweise ist meine freie Zeit auch jetzt knapp bemessen. Ich habe in einer halben Stunde eine Telefonkonferenz und muss zurück ins Hotel.“
Eine Andeutung von Erschöpfung lag in seiner Stimme, und die kaum sichtbaren Fältchen um seine Augen verrieten, dass er oft Überstunden machte und zu viel Zeit vor einem Computerbildschirm verbrachte. Louise spürte einen unwillkommenen Anflug von Mitleid. Aber vielleicht war er auch aus einem anderen Grund müde. Immerhin hatte er einen Ruf als Playboy, und seine zahlreichen Affären wurden ausführlichst in den Klatschkolumnen breitgetreten. Sie schämte sich für den Anfall von Eifersucht, die sie verspürte, als sie sich ihn mit einem der umwerfenden Supermodels vorstellte, die er zu bevorzugen schien. Wie Dimitri sein Leben führte, ging sie nichts an. Und doch – irgendetwas zog sie zu ihm hin …
„Ich habe gehört, dass dein Vater dich zu seinem Nachfolger bestimmt hat, trotz seiner Drohung, dich zu enterben“, murmelte sie.
Sie wollte ihn fragen, ob er die Schwierigkeiten mit seinem Vater vor dessen Tod hatte klären können, aber sie wagte nicht, den bitteren Streit zwischen den beiden zu erwähnen – den Streit um Kostas Affäre mit ihrer Mutter.
Dimitri nickte. „Das war ein Schock, offen gesagt. Ich hatte das nicht erwartet. Du weißt ja, dass wir uns zerstritten hatten. Ich war entschlossen, es in der Geschäftswelt ohne seine Hilfe zu schaffen, und habe mein eigenes Geschäft aufgebaut, mit dem ich sehr erfolgreich geworden bin. Aber ich habe Fine Living vor einem Jahr verkauft, damit ich mich ganz auf Kalakos Shipping konzentrieren kann. Die Leitung so eines großen Unternehmens ist eine riesige Verantwortung – insbesondere jetzt, wo mein Land in der Krise steckt. Wir haben Tausende Angestellte, und ich habe die Pflicht, ihre Jobs zu schützen. Daher ist das Geschäft, das ich gerade verhandle, auch so wichtig.“
„Wenn du so beschäftigt bist, warum verzichten wir dann nicht auf das Abendessen?“ Louise ergriff die Gelegenheit, ein Wiedersehen mit ihm vermeiden zu können. „Du hast meine Nummer, und du kannst mich anrufen, sobald du eine Entscheidung getroffen hast. Wir müssen uns heute Abend nicht extra treffen.“
Dimitris plötzliches Lächeln verwandelte sein hartes Gesicht von ernst zu ernsthaft sexy, und ein Kribbeln durchlief Louise bis hinunter in ihre Zehenspitzen.
„Da muss ich widersprechen“, sagte er gedehnt, und das amüsierte Aufblitzen in seinen Augen warnte sie, dass er ihre List durchschaut hatte. „Wir haben uns sieben Jahre lang nicht gesehen, und ich freue mich darauf, alles darüber zu hören. Au revoir , Louise – bis heute Abend“, murmelte er, bevor er aus der Galerie strebte, während sie ihm hinterherstarrte und dachte, dass seine Worte eher nach einer Drohung denn nach einem Versprechen geklungen hatten.
Louise brauchte nur zehn Minuten vom Louvre bis zu ihrer Wohnung. Im Sommer bummelte sie oft noch gern an den Buchständen an der Seine entlang, aber an diesem Abend hatte sie es eilig.
Sobald sie zu Hause ankam, fütterte sie Madeleine und rief im Krankenhaus an und erklärte einer Krankenschwester, dass sie ihre Mutter erst morgen besuchen kommen würde. Dann duschte sie, föhnte ihre Haare und legte in Rekordzeit Make-up auf, immer bewusst, dass
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