Julia Sommerliebe Band 24
worden.
Schnell wandte sie sich ab, um ihr Gesicht und ihre Gefühle vor ihm zu verbergen. Ohne hinzusehen spürte sie, dass er das Gleiche tat. Beide kämpften darum, die Kontrolle wiederzuerlangen. Zwei Herzen, die hinter zwei dicken Mauern verborgen waren.
Wie konnte sie sich bloß derartig hinreißen lassen, nachdem sie gerade erst über Jeremys Betrug hinweggekommen war! Bonnie schalt sich selbst für ihre Dummheit und zwang sich, ein tapferes Gesicht aufzusetzen.
„Vielleicht war das keine so gute Idee.“ Harry lächelte schwach, aber sein Blick war ernst. Sie wusste nur zu gut, wie er sich fühlte. „Wie wäre es jetzt mit einem Rundgang durch den Garten und das Haus?“
Sie nickte. Seite an Seite gingen sie hinein. Harry griff wieder nach ihrer Hand, und sie ließ es zu, obwohl alles in ihr Alarm schrie.
Das Haus war groß und verwinkelt. Wie in einem seltsamen Traum drifteten sie von Raum zu Raum, vorbei an Fenstern und Möbelstücken, und schließlich hinaus in den Garten.
An jedem Brunnen und jeder Bank hielten sie an und küssten sich erneut. Es waren vorsichtigere, flüchtige Küsse, die von ihrem bevorstehenden Abschied sprachen.
Noch eine Umarmung. Noch eine Berührung, bevor der Tag zu Ende ging. Die Zukunft hatte keinen Platz in ihren Gedanken und Gesprächen.
Die Schatten wurden länger, ebenso ihre Küsse und Umarmungen. Sie waren in ihrer Leidenschaft gefangen wie in einem tropischen Fieber, für das es nur ein Heilmittel gab. Am Ende fanden sie sich in Harrys Schlafzimmer wieder, ohne dass einer von ihnen sagen konnte, wie sie dort hingekommen waren.
Sie standen vor einem riesigen Himmelbett, über das ein schneeweißes Moskitonetz gespannt war. Sanft drückte Harry Bonnie auf die Bettkante und sah sie fragend an.
Sie wusste, dass sie im Begriff war, einen Fehler zu begehen, den sie schon morgen bereuen würde. Trotzdem kämpfte sie nicht länger gegen ihre Gefühle an. Dies war ihr Abschiedsgeschenk an Harry und seine verwundete Seele, die sie vielleicht zu heilen vermochte.
Ihr ganzer Körper verlangte nach ihm. Doch was würde aus ihrer eigenen Seele? Der Schmerz würde kommen, ganz gleich, ob sie ihn jetzt verließ oder nicht. Sie fühlte sich stark genug, um den Schmerz zu ertragen.
Ihre Finger noch immer ineinander verschlungen, sanken sie auf die weiche Matratze. Sie fühlte Harrys Lippen auf ihren, seinen Herzschlag an ihrer Brust, immer schneller, während sein Kuss immer verlangender wurde.
Bonnie wollte ihn ganz und gar. Sie hatte keine Angst mehr, weder vor Harry noch vor ihren eigenen Gefühlen.
Harry hielt inne und suchte in ihrem Gesicht nach einem Zeichen. Bonnie wusste, dass er sie zu nichts drängen würde, wenn sie ihm nur das kleinste Signal gab. Doch da war kein Zweifel, kein Halten mehr, nur die tiefe Sehnsucht und Begierde, die er in ihren Augen lesen konnte.
Als er schließlich in sie eindrang, fühlte sie sich so vollkommen und glücklich wie schon lange nicht mehr. Es war, als hätte er ihr ein fehlendes Stück ihrer selbst zurückgegeben.
Höher und höher ließen sie sich von der Welle ihrer Leidenschaft tragen, bis ihre Körper und Herzen eins wurden.
Danach lagen sie eng umschlungen unter dem dünnen Laken. Harry streichelte Bonnies Haar und Wangen, flüsterte ihr Koseworte ins Ohr und küsste die Tränen von ihren Augenlidern – Tränen der Freude und der Vollkommenheit.
Keiner von ihnen wusste, wie viel Zeit vergangen war. Die Dämmerung war bereits angebrochen, als sie schließlich aufstanden und zusammen unter die Dusche traten. Durch die weit geöffneten Fenster drangen der Duft von Orchideen und das Lachen der Arbeiter, die aus den Reisfeldern heimkehrten.
Unten auf der Veranda hatte Ketut bereits den Tisch für sie gedeckt, und sie setzten sich. „Wirst du zurückkommen?“, fragte er leise.
„Wir werden sehen.“ Sie wussten beide, dass dies ein Nein bedeutete. Morgen um diese Zeit würden ein Ozean und ein ganzer Kontinent zwischen ihnen liegen. Bonnie wusste, dass es keine gemeinsame Zukunft für sie geben konnte. Dennoch bereute sie nichts. Sie hatten einander ein kostbares Geschenk gemacht, das ihnen niemand nehmen konnte.
Ein Gefühl tiefen Friedens erfüllte beide, als sie schweigend über die Felder und hinunter ins Tal blickten.
Auch beim Abendessen herrschte keine Spur von Verlegenheit zwischen ihnen. Sie lachten und scherzten miteinander und tauschten immer wieder kleine Zärtlichkeiten aus. Beide waren fest entschlossen,
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