Julia Sommerliebe Band 24
Gesichtsausdruck schnürte Bonnie die Kehle zu. Niemand hatte es verdient, ganz allein auf der Welt zu sein.
„Haben Sie schon vom Sounds of Silence Dinner gehört? Das ist ein organisierter Ausflug mit einem Picknick in den Felsen. Die Aussicht soll spektakulär sein. Und es ist eine gute Gelegenheit, um mit anderen Reisenden ins Gespräch zu kommen.“ Bonnie sah Iris aufmunternd an. „Probieren Sie es einfach mal aus. Es wird Ihnen bestimmt gefallen.“
Nachdem sie Iris verabschiedet hatte, sah Bonnie erleichtert, dass das Wartezimmer inzwischen leer war – bis auf Vicki, die sie verheißungsvoll ansah. „Geh doch mal zu Steve hinein. Er hat eine gute Nachricht für dich!“
Bonnie fand Steve entspannt an seinem Schreibtisch sitzend. Ein zufriedenes Grinsen lag auf seinem Gesicht. „Bonnie, stell dir vor: Der Arzt, der uns abgesprungen war, hat es sich anders überlegt. Er fängt morgen Nachmittag bei uns an. Was sagst du dazu?“
„Das sind wirklich gute Neuigkeiten.“ Bonnie war erleichtert. „Kennst du ihn schon?“
„Ja, wir sind sogar zusammen aufgewachsen, haben uns dann allerdings aus den Augen verloren. Der Arme hat während eines früheren Einsatzes seine Frau und sein Baby verloren. Es gab Komplikationen bei der Geburt. Danach hat er sich für eine Weile von allem zurückgezogen.“
Bonnie stand wie vom Donner gerührt da. Ihre Kehle wurde trocken. Konnte das sein? Sie musste auf der Stelle den Namen dieses Arztes erfahren. Doch Steve kam ihr zuvor.
„Harry ist einer der besten Ärzte, die ich kenne. Er hatte immer alles im Griff. Außer sich selbst. Aber das ist nur zu verständlich nach einer solchen Tragödie. Wie es scheint, hat ihm die Auszeit gutgetan.“
Das darf doch nicht wahr sein! „Du sprichst nicht zufällig von Harry St Clair? Ich dachte, er lebt zurzeit auf Bali.“ Sicher, Bonnie höchstpersönlich hatte ihm ins Gewissen geredet, sein Leben wieder in die Hand zu nehmen. Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, dass er ihren Rat so schnell befolgen würde.
Überrascht sah Steve auf. „Das stimmt. Er hat dort ein Haus geerbt. Wir waren in den letzten Wochen per E-Mail in Kontakt, und ein Freund von mir hat ihn sogar persönlich auf der Insel getroffen und versucht ihn zu überreden, zu uns zu kommen. Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, aber gestern Abend hat er mich angerufen und zugesagt.“ Steve strahlte sie an. „Ihr kennt euch bereits? Das ist ja ein toller Zufall.“
„Ja, ein toller Zufall“, wiederholte Bonnie tonlos.
Das hatte sie nun von ihren Bemühungen, Harry wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Eine ständige lebende Erinnerung an ihren Ausrutscher auf Bali. Die nächsten Wochen würden ein Albtraum werden. Wie konnte er ihr das antun!
7. KAPITEL
Harrys Anspannung wuchs, je näher er dem Ziel seiner Reise kam.
Eine Flut von Erinnerungen stürzte auf ihn ein. Erinnerungen, die er nicht länger zurückdrängen konnte. Ein Wettlauf gegen die Zeit. Eine Tragödie, die er hätte verhindern können, wenn er sich nur durchgesetzt hätte.
Wenn er Claras Wunsch, mit der Fahrt ins Krankenhaus noch etwas zu warten, nicht nachgegeben hätte.
Bonnie hatte recht. Er musste sich dem Leben stellen, statt sich vor der Vergangenheit zu verkriechen. Die schrecklichen Bilder in ihm waren nach wie vor lebendig, aber vielleicht hatten sie ein klein wenig von ihrer Macht über ihn verloren.
Als er das Flugzeug in Uluru über die Gangway verließ, traf ihn die Hitze wie eine Wand. Immerhin war das Klima längst nicht so feucht wie auf Bali. Es hatte auch seine Vorteile, zurück in Australien zu sein.
Am Gate sah er schon von Weitem Steve, der eifrig winkte. Harry hob seine Hand zu einem Gruß. Jetzt wurde es ernst. Würde er dem Druck standhalten? Den ganzen Flug über hatte er Fachbücher studiert, als könne er die verlorene Zeit auf diese Weise aufholen. Letztlich konnte er nur darauf vertrauen, dass ihn sein ärztlicher Instinkt nicht im Stich lassen würde.
Im Prinzip hatte er kein Problem mit Notfällen und den schnellen Entscheidungen, die eine solche Situation erforderte. Es waren die Babys und Mütter, mit denen er schlecht umgehen konnte. Dummerweise schien Bonnie genau diese Fälle anzuziehen wie ein Magnet.
„Du bist wirklich gekommen.“ Steve war ganz aus dem Häuschen, und auch Harrys Stimmung hellte sich auf.
„Das bin ich, Steve, und ich verspreche dir, dass ich für die nächsten vier Wochen bleibe.“
Steve schnappte sich Harrys
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