Julia Sommerliebe Band 24
musste. „Warum bist du hergekommen, Harry?“
„Eine bestimmte Person hat mir dringend dazu geraten, der Medizin noch eine Chance zu geben. Also habe ich Steves Angebot angenommen, um zu sehen, was passiert.“
Bonnie gab sich keine Mühe, ihren Unmut zu verbergen. „Als ich dir diesen Rat gegeben habe, wollte ich dich nicht insgeheim auffordern, mir hinterherzufliegen.“
Er zog eine Augenbraue hoch. „Ist meine Anwesenheit ein Problem für dich?“
„Ehrlich gesagt, ja.“ Bedauerte sie, dass er gekommen war? Und wie. Vor allem, weil er so verdammt attraktiv war und sie die ganze Zeit daran denken musste, wie gut er sich angefühlt hatte. „Wenn ich gewusst hätte, dass wir bald zusammenarbeiten müssen, hätte ich mich wahrscheinlich anders verhalten.“ Zum Beispiel hätte ich gleich nach dem Abend in Jimbaran die Flucht ergriffen .
Eine unangenehme Pause entstand. „Es sind doch nur vier Wochen“, sagte Harry schließlich.
„Das weiß ich. Genau damit habe ich mich heute schon mehrfach getröstet.“ Bonnies Stimme war eisig. „Ich kann dir nicht mehr vertrauen, Harry. Und du wirst verstehen, dass ich überhaupt nicht gut auf dich zu sprechen bin.“
Sie wusste selbst nicht, welche Reaktion sie erwartet hatte, aber sein mitfühlender Blick trieb ihr die Tränen in die Augen.
„Natürlich kann ich das verstehen. Ich habe nicht mit offenen Karten gespielt, und das tut mir aufrichtig leid. Vielleicht wirst du eines Tages verstehen, wie es dazu kam. Was zwischen uns auf Bali geschehen ist, ist vorbei. Das muss ich akzeptieren.“
Das war alles schön und gut, änderte aber nichts an der Tatsache, dass sie mit einem Mann geschlafen hatte, der nicht das war, wofür sie ihn gehalten hatte. Ihr wurde vor Scham abwechselnd heiß und kalt, wenn sie daran dachte, dass sie jede Stelle seines Körpers mit ihren Lippen berührt hatte.
Es war eine einzige Folter.
Soviel zum Thema Urlaubsflirt ohne Reue. Wie naiv sie gewesen war. Aber von jetzt an würde sie auf der Hut sein. Nach einigem Zögern streckte sie ihm ihre rechte Hand entgegen. „Also dann, auf gute Zusammenarbeit. Rein platonisch.“
„Versteht sich.“ Es klang, als würde er sie nicht ganz ernst nehmen.
Dann ergriff er ihre Hand, und Bonnie wurde klar, dass sie ihre Gefühle für ihn nicht einfach abstellen konnte.
Reflexartig zog sie ihre Hand zurück, als hätte sie sich an einer heißen Herdplatte verbrannt. Was hatte sie sich da nur eingebrockt.
Zum Glück verbrachte Harry den Rest des Tages zusammen mit Steve und Vicki. Sie erstellten die neuen Dienstpläne und besprachen die Abläufe auf der Station. Daneben plauderten sie ausgiebig über alte Zeiten und lachten viel. Bonnie fühlte sich wie das fünfte Rad am Wagen.
Abends war Bonnie völlig erschöpft, was nicht an der Arbeit lag. Im Gegenteil, sie hätte sich noch mehr Patienten gewünscht, die sie von ihren Gedanken an Harry ablenkten. Es hatte sie ihre ganze Anstrengung gekostet, seinem Charme nicht wieder zu erliegen. Aber sie hatte ihre Lektion gelernt.
Sie erlebte eine kurze Schrecksekunde, als sie bemerkte, dass Harry das Zimmer direkt neben ihrem bewohnte, aber glücklicherweise begegnete sie ihm vor dem Zubettgehen nicht mehr. Er saß wohl immer noch mit Steve und Vicki zusammen. Es war nach elf Uhr, als Bonnie das Licht ausknipste und in einen tiefen, traumlosen Schlaf fiel.
Trotzdem fühlte sie sich wie gerädert, als sie am nächsten Morgen noch vor dem Wecker erwachte. Sie beschloss, einen weiteren Spaziergang am Ayers Rock zu unternehmen. Vielleicht würde ihr die beruhigende Kraft, die von dem Felsen ausging, dabei helfen, auch diesen Tag zu überstehen.
Schon als sie auf dem Parkplatz hielt, sah sie vor sich ein anderes Auto. Es war Harry, und er hatte sie bereits gesehen. Unwillig stieg sie aus und ging ihm über den roten Sand entgegen.
„Du scheinst richtig begeistert darüber zu sein, mich zu sehen.“ Erwartungsvoll sah er sie an, aber ihr war nicht nach Scherzen zumute.
„Nicht wirklich.“
Er grinste. „Ich habe deine warmherzige Art echt vermisst.“
„Lass es gut sein, Harry. Mir ist heute wirklich nicht nach Ironie zumute.“
„Schon gut. Lass uns einfach die Aussicht genießen“, sagte er versöhnlich und richtete seinen Blick auf den Berg, der zum größten Teil noch im Schatten lag. „Wow. Es ist wirklich beeindruckend.“
Bonnie entfernte sich ein Stück von ihm und folgte demselben Pfad wie gestern. Abermals ließ sie ihre Hand
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