Julia Sommerliebe Band 24
Gepäck. „Wie ich sehe, hast du immer noch dieselbe alte Reisetasche. Vicki lässt grüßen. Sie und Bonnie halten in der Klinik die Stellung.“
Harry bemühte sich um einen unbeteiligten Gesichtsausdruck. Scheinbar war er erfolgreich, denn Steve fuhr unbeirrt fort: „Bonnie ist unsere neue Krankenschwester. Sie sagt, ihr kennt euch?“
„Bonnie McKenzie? Groß, etwas zu dünn, grüne Augen?“
„Mit der Augenfarbe bin ich mir nicht sicher, aber der Rest stimmt.“
Neugierig sah Steve ihn an. „Wo steht dein Auto?“, sagte Harry hastig, um weiteren Fragen auszuweichen. „Ich habe dir eine Kiste balinesisches Bier mitgebracht. Sie steht noch an der Gepäckausgabe.
„Fantastisch.“ Steve war begeistert. „In der Wüste kann man nie genug Bier haben. Also, woher kennst du Bonnie?“
„Bali.“ Mehr sagte Harry nicht dazu. Das musste Steve fürs Erste genügen.
Bonnie versorgte zur gleichen Zeit eine Platzwunde an der Hand eines jungen Aborigine. Es war der Junge, der ihr an ihrem ersten Abend die Vorfahrt genommen hatte.
„Bist du etwa vom Motorrad gefallen, Bernie?“
„Nee.“ Er grinste. „Hab zu fest gegen ’ne Mülltonne gehauen, weil meine Freundin sauer auf mich war.“
Bonnie musterte den Schnitt, der sich über mehrere Fingerknöchel zog. Diese jungen Männer hatten einfach zu viel Energie. „Hast du dich danach wenigstens besser gefühlt?“
Er grinste sie breit an. „Klar. Die Schmerzen haben mich abgelenkt.“
„Und was ist mit der Mülltonne?“
„Die hat’s besser weggesteckt als ich.“
„Ihr Männer seid seltsame Wesen“, kommentierte Bonnie kopfschüttelnd.
Genau in diesem Moment betrat Harry das Behandlungszimmer, dicht gefolgt von Steve. Bonnie sah ihn an, ohne eine Miene zu verziehen. Er sah unverschämt gut aus – und viel zu vertraut.
„Bonnie, hier ist Harry. Ihr kennt euch ja schon, darum verschwinde ich gleich wieder und lasse euch in Ruhe arbeiten.“ Fröhlich pfeifend verließ Steve den Raum. Wenigstens einer ist zufrieden, dachte Bonnie.
Natürlich war es gut, dass Harry sich aus seinem Schneckenhaus herauswagte. Ihre persönlichen Befindlichkeiten hatten damit nichts zu tun. Immerhin war sie gewarnt. Noch einmal würde sie sich nicht von ihm an der Nase herumführen lassen.
„Hallo, Bonnie.“ Da war wieder dieses strahlende Lächeln. Bonnies gute Vorsätze konnten nicht verhindern, dass jede Nervenfaser ihres Körpers auf Harrys Anwesenheit reagierte.
„Harry.“ Sie nickte knapp und fixierte ein Stück Wand neben seinem linken Ohr. „Australien ist wohl nicht groß genug, damit wir uns aus dem Weg gehen können?“
„Anscheinend nicht.“ Er wirkte entspannt und aufgeräumt, als wäre er glücklich, sie zu sehen. Sein Kurzzeitgedächtnis schien nicht das beste zu sein. Bonnie für ihren Teil hatte nicht vergessen, unter welchen Umständen und in welcher Stimmung sie auseinandergegangen waren. Männer. Sie waren und blieben ihr ein Rätsel. Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich wieder Bernies Hand zu.
Doch auch ohne ihn anzusehen spürte sie Harrys Gegenwart, wie einen Sonnenstrahl, der ihren Körper wärmte.
Er kam näher und warf einen Blick über ihre Schulter. „Wie ich sehe, kannst du auch Wunden nähen.“
Bonnie setzte den letzten Stich und verknotete das Ende des Fadens. „Was bleibt mir anderes übrig. Wenn ich es nicht tue, tut es keiner.“ Sie klebte ein breites Pflaster über die Wunde. „Pass auf, dass kein Wasser an die Naht kommt“, instruierte sie Bernie. „In fünf Tagen sehen wir uns zum Fädenziehen. Alles klar?“
„Klar.“ Bernie schnappte sich schon seinen Cowboyhut. „Erst mal schau ich bei meinem Mädchen vorbei.“
„Denk daran, dass sie in ihrem Zustand besonders viel Aufmerksamkeit braucht. Bestimmt fühlt sie sich unbeholfen und unsicher. Sag ihr, dass du sie schön findest, auch mit ihrem dicken Bauch.“
Bernie grinste. „Sie ist die Allerschönste.“ Dann zwinkerte er Bonnie zu. „Aber Sie sehen auch nicht übel aus.“
„Danke für die Blumen“, sagte Bonnie trocken. „Und sei bitte vorsichtig mit dem Motorrad. Ich habe keine Lust, dich nach einem Unfall von der Straße zu kratzen.“
Harry lachte laut auf, nachdem Bernie die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Du hast einen neuen Verehrer.“ Aus seinen meerblauen Augen sah er sie an. „Noch einen.“
Dieser Blick . Schnell trat Bonnie zum Waschbecken und wusch sich die Hände besonders gründlich, damit sie ihn nicht ansehen
Weitere Kostenlose Bücher