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Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Titel: Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilia Milstein , Dmitri Popov
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Rahmen des Sofortprogramms »Stoppt den Schmuggel!« lässt Julia Timoschenko von allen bewaffneten Organen mobile Kommandos aufstellen, um an den Grenzen endlich Ordnung zu schaffen. Diese Trupps, die auf den Straßen des Landes patrouillieren, bestehen aus Vertretern von Innenministerium, Sicherheitsdienst und Zoll. Sie sind berechtigt, jedes Fahrzeug anzuhalten, Zollerklärungen und Fracht zu prüfen.
    Der neue Innenminister lässt seine Truppen in die Gebiete Donezk und Transkarpatien einrücken, um das organisierte Verbrechen zu bekämpfen. Donezk ist die Domäne von Janukowitsch und Achmetow, Transkarpatien die des Clans von Surkis und Medwedtschuk. Mit dem Segen des Sekretärs des Sicherheitsrates, Poroschenko, versucht dessen langjähriger Geschäftspartner, der Russe Grigorischin, Surkis überall im Lande die Filetstücke seines Imperiums abzunehmen. Sogar auf dessen Allerheiligstes, den Fußballklub Dynamo Kiew, hat er ein Auge geworfen. Die Gerichte fällen rasch die notwendigen Urteile, und bewaffnete Sondereinheiten der Miliz stürmen die Büros von Surkis’ Firmen. Am meisten zittert aber ein anderer Oligarch: Pintschuk, der Schwiegersohn des gestürzten Präsidenten. Er ahnt, dass die neue Ministerpräsidentin sein Reich als Erstes aufs Korn nehmen wird. Julia Timoschenkos Rache hält er für unausweichlich und macht sich kaum Hoffnung, dass der Präsident ihn vor ihr schützen wird.
    Ein Skandal nach dem anderen erschüttert die neue Ukraine. Bereits an ihrem ersten Arbeitstag tauscht die Regierung alle Gouverneure aus. Sie kündigt die Entlassung von 18 000 Beamten an. In den ersten Monaten werden 149 Strafverfahren wegen Amtsmissbrauch eröffnet. Der Präsident verspricht, auch allen früheren Fällen nachzugehen, die die Öffentlichkeit so bewegt haben – vom Mord an Gongadse bis zu den Manipulationen bei den jüngsten Wahlen. Alle Schuldigen sollen streng bestraft werden.
    Bald darauf berichten die zuständigen Organe, es seien bereits 19 262 Fälle von Wirtschaftsvergehen aufgedeckt worden. Der Vorsitzende des Donezker Gebietssowjets, Kolesnikow, wird verhaftet und ins Gefängnis geworfen. Gegen Janukowitsch laufen Ermittlungen. Ihm wird zur Last gelegt, er habe eine Milliarde Griwna aus der Staatskasse in seinen Wahlkampffonds geleitet. Wenn man den Staatsanwälten Glauben schenken will, hat die Administration von Präsident Kutschma eine weitere Milliarde veruntreut. Auch deren ehemaliger Chef Medwedtschuk wird zum Verhör geladen.
    Allein die Drohung mit Strafverfolgung führt schon kurz nach der Revolution zu den ersten Opfern. In seinem Landhaus erschießt sich der einflussreiche Verkehrsminister Kirpa, über dessen Behörde offenbar die Haushaltsgelder in Janukowitschs Wahlkampffonds geflossen sind. Er hat auch organisiert, dass Tausende Donezker zur Unterdrückung der Revolution mit der Eisenbahn nach Kiew gebracht wurden. Viele Verdächtige haben sich bereits abgesetzt – entweder in Richtung Osten nach Russland, in Richtung Westen oder nach Israel.
    Sehr bald aber wird klar, dass Minister Kirpa etwas übereilt gehandelt hat.
    Die meisten Verfahren gehen glimpflich aus. Keine der Hauptfiguren des vorherigen Regimes muss vor Gericht erscheinen. Nicht, weil die Vorwürfe nicht zutreffen, sondern weil die Beweislage schwach ist. Die Wege der Korruption sind verschlungen. Um derartige Fälle aufzudecken, braucht es Ermittler mit großem Können und Erfahrung. Die gibt es nicht, denn in der postsowjetischen wie auch in der sowjetischen Ukraine war die Staatsanwaltschaft jeglicher Selbstständigkeit beraubt und eine treue Dienerin der Machtpartei. Außerdem ist die neue Staatsmacht, wie in einer Nomenklatura-Revolution üblich, durch Tausende Fäden mit der vorherigen verbunden. Frühere und heutige Geschäftspartner stehen jetzt auf verschiedenen Seiten der Barrikade. Jeder große Fall von Wirtschaftskriminalität der Kutschma-Zeit kann für manche heutige Revolutionäre und deren Verbündete gefährlich werden.
    Was den unglückseligen Gongadse betrifft, so sind die Hauptverdächtigen vor ernsthaften Ermittlungen oder gar einem Gerichtsverfahren zuverlässig geschützt. Kutschma ist offenbar in gewissen Geheimprotokollen des internationalen runden Tisches im Marien­palast Unantastbarkeit zugesichert worden, wenn auch Jusch­tschen­ko schwört, er habe dem scheidenden Präsidenten keinerlei Garantien gegeben. Der frühere Chef der Präsidialadministration und heutige

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