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Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Titel: Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilia Milstein , Dmitri Popov
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sollte reformiert und die Privatisierung einzelner Unternehmen, bei dem es nicht mit rechten Dingen zugegangen war, rückgängig gemacht werden. Vor allem aber sollte ein anderes Klima im Lande einziehen. Die Menschen, die gegen Kutschma und Janukowitsch gestimmt hatten, wollten in einem Staate leben, dessen Organe professionell arbeiteten, mit dem Volk offen und ehrlich umgingen. In der Ukraine nannte man das den »europäischen Weg«.
    Nach Europa wollen alle – Viktor Juschtschenko, Julia Timoschenko, die neuen Oligarchen, ja, selbst die alten. Aber jeder hat dabei ein anderes Europa im Kopf. Und der europäische Weg nimmt bei manchem derart eigenwillige Züge an, dass nicht jeder Mitkämpfer von gestern noch zum Weggefährten von heute taugt. Hier verläuft der Bruch: Viele passen ideologisch einfach nicht zusammen. Zum Beispiel der Präsident und die Ministerpräsidentin. Die Differenzen, die früher Methoden des Kampfes gegen Kutschma und dessen Regime betrafen, liegen wesentlich tiefer. Sie sind im Grunde unüberwindbar.
    Juschtschenko hat den Kampf satt. Für Julia Timoschenko dagegen ist der Sieg auf dem Maidan und der Posten der Ministerpräsidentin nur der Anfang des Krieges gegen das Verbrechen, der erste Schritt zu einer grundlegenden Umwälzung des Landes. Oder die Fortsetzung des Krieges, den sie vor vier Jahren als stellvertretende Ministerpräsidentin begonnen hat. Die Attacke auf wirtschaftlichem Gebiet muss rasch, entschlossen und hart geführt werden. Julia bebt vor Ungeduld.
    In der neuen Auseinandersetzung stehen sich zwei Länder gegenüber – die Ukraine Viktor Juschtschenkos und die Julia Timoschenkos. Hier eine Politik von vielen Worten und wenigen Taten, dort eine Politik der raschen Ausschaltung von Rivalen. Ein Kurs der vorsichtigen Schritte gegen einen Kurs der zielgerichteten Maßnahmen. Ein Stil von Kontrolle und Ausgleich, der immer mehr an den Kutschmas erinnert, gegen einen Stil des Großangriffs auf die Oligarchen, der eher an Putins Vorgehen gegen die Oligarchen der Jelzin-Zeit denken lässt.
    Der Präsident sucht die politischen Schwergewichte gegeneinander auszubalancieren. Dadurch schafft er im Grunde selbst zwei Machtzentren im Lande. Zum Hauptthema in der postrevolutionären Ukraine werden nicht die Versuche der deprimierten Opposition, Rache zu nehmen. Dagegen wachsen im Lager der Sieger die politischen Spannungen. Tag für Tag.
    Am Tag nach Julia Timoschenkos Wahl zur Ministerpräsidentin berichten die ukrainischen Zeitungen nicht über das neue Regierungsprogramm, sondern über ihr neues Kleid. Bereits bei der Amtseinführung des Präsidenten ist sie nicht mehr in Orange, sondern in engelhaftem Weiß erschienen. Zu ihrer eigenen Wahl kommt sie in einer figurbetonten Robe, deren Grau wohl symbolisieren soll, dass sie sich auf schwere Alltagsarbeit zum Wohle des Landes einstellt. Auf keinen Fall will die erste Regierungschefin in der Geschichte der Ukraine, Lady Ju, aber eine graue Maus sein. Das soldatisch anmutende Feldgrau des Kleides kontrastiert scharf mit der schwarzen Spitze des Rückenteils. Ihre Arme sind von halb durchsichtiger Gaze umspielt.
    Julia Timoschenkos Robe hat wie immer klarere Akzente gesetzt als jedes gedruckte Programm. Arbeit bis zur Erschöpfung und das Streben, stets im Mittelpunkt zu stehen, charakterisieren alle sieben Monate ihrer Regierungszeit.
    Der Wechsel der Farbe soll allerdings keinen grundsätzlichen Sinneswandel andeuten. In den Adern der Ministerpräsidentin Timoschenko schäumt immer noch das orangefarbene Blut des Maidan. Bald nach ihrem Amtsantritt legt sie der Rada ihren Haushaltsentwurf vor. Da sie den üblichen zermürbenden Kuhhandel mit den Lobbyisten verschiedenster Couleur erwartet, droht Julia Timoschenko den ehemaligen Abgeordnetenkollegen schon einmal mit den Demonstranten, die bereitstehen, um auf ihr Signal den Sitzungssaal zu stürmen.
    Anfangs herrscht in fast allen Amtsstuben orangefarbene Stimmung. Überall ist man auf Kampf eingestellt. Hauptthema für den Präsidenten und die Ministerpräsidentin, ja, für die gesamte neue Mannschaft, ist der Kampf gegen die Korruption. Das System Kutschma muss zerschlagen werden. Wirtschaft und Staatsmacht sollen nach neuen, ehrlichen Regeln arbeiten. In den ersten Monaten werden die Ideale des Maidan auch nahezu von allen mit den revolutionären Methoden des Maidan durchgesetzt. Die Losungen sind nicht vergessen. Eine der wichtigsten lautet: »Banditen hinter Gitter!«
    Im

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