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Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Titel: Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilia Milstein , Dmitri Popov
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Vergnügen zu, wie man es den entfesselten Mafiosi gab. Mit staunenden Augen sahen die Armen und Schwachen, wie Reiche und Starke untergingen.
    Den außenpolitischen Durchbruch vom Januar in Russland konnte Julia Timoschenko im Herbst festigen, als sie den zweiten Hauptlieferanten von Gas in die Ukraine, den turkmenischen Präsidenten Nijasow, aufsuchte. Turkmenistan, das ins Mittelalter zurückgefallen war, hielt nichts von Freiheiten für Frauen. Man nahm an, der Vater aller Turkmenen werde die Vizechefin der ukrainischen Regierung gar nicht empfangen, denn noch nie war eine Politikerin zu ihm vorgelassen worden. Julia Timoschenko erreichte nicht nur das. Ihr genügten zwei Stunden, um bei Nijasow einen Zahlungsaufschub für die ukrainischen Schulden zu erreichen und mit ihm Gaslieferungen zu Vorzugsbedingungen für einen Zeitraum von 50 Jahren zu vereinbaren. »So eine zierliche Frau, und leitet so ein schwieriges Gebiet«, sagte der Turkmenbashi mit einem schalkhaften Lächeln dem ukrainischen Gast. Nun kokettierte nicht sie, sondern er.
    Ihre Turkmenien-Initiative sollte Julia Timoschenko teuer bezahlen. Die Vereinbarung mit Nijasow schockierte Kutschma und Putin. Trotz der Erklärung der ukrainischen Regierung vom Januar hatte es Moskau nicht eilig, seine gestohlenen Milliarden von Kiew zurückzufordern. Das Monopol auf die Lieferung von Gas zu verlieren, schreckte den Kreml viel mehr. Und Kutschma war entsetzt, dass er in dem langjährigen Verhältnis zu seinem turkmenischen Freund die Initiative zu verlieren drohte. Er nannte Timoschenkos Gasvereinbarung einen »echten Betrug« und erklärte, der Orient sei delikat zu behandeln – keine Frauensache.
    Der Präsident spann jetzt seine eigene außenpolitische Intrige zwischen Kiew, Moskau und Aschchabad. Er lehnte es rundweg ab, den Vertrag zu unterstützen. Der Grund war vor allem Russlands Nachsicht bei der Rückzahlung der Schulden. Nijasow suchte er später selber auf. In Aschchabad nutzte er geschickt Julia Timoschenkos Verhandlungsergebnisse, im Lande aber präsentierte er die Sache als sein persönliches Verdienst.
    Natürlich war das Programm »Saubere Energie« zum Teil eine Rache der Gasprinzessin. Denn es traf ihre früheren Konkurrenten im Energiegeschäft am härtesten. Für die Ukraine sollte sich diese Rachsucht jedoch als segensreich erweisen.
    Später wurde einmal errechnet, dass dank der Reformen Julia Timoschenkos über zehn Milliarden Griwna der Schattenwirtschaft entzogen werden konnten. Mit diesem Umbau der Geschäftsbeziehungen des Wirtschaftszweiges, der in der Ukraine als der korrupteste galt, stiegen die Einnahmen der Staatskasse erheblich an. Während man zu Beginn ihrer Regierungszeit von den Verbrauchern klägliche acht Prozent der Produktionskosten der Elektroenergie einnahm, gelang es ihr, diesen Anteil zunächst auf 50 und später auf 70 Prozent zu erhöhen. Der Bock als Gärtner wurde zum gefürchteten Feind anderer Böcke. Seit sie die Fronten gewechselt hatte, liebte sie ihren Garten mit der Heftigkeit einer Neubekehrten.
    Die Ergebnisse der stürmischen Tätigkeit Julia Timoschenkos als stellvertretende Ministerpräsidentin lagen auf der Hand, lange bevor sie zurücktreten musste. Nüchterne Betrachter, die sich von der allgemeinen Kriegsstimmung gegen die Oligarchen nicht anstecken ließen, stellten Tatsachen fest. Die aber zeugten von einem erstaunlichen Erfolg.
    Die Regierung Juschtschenko-Timoschenko war die erste in der jüngeren Geschichte der Ukraine, die die Auslandsschulden des Landes wesentlich zu senken vermochte. Zum ersten Mal verabschiedete die Oberste Rada den Staatshaushalt termingemäß. Etwas Unwahrscheinliches stellte sich im Herbst heraus: Die Ukraine war auf den Winter vorbereitet! Julia Timoschenko hatte ein Versprechen gehalten, das ihr im Sommer niemand abnehmen wollte. Die Kohle- und Gasvorräte waren aufgefüllt, und selbst die Atomkraftwerke hatten genügend Rohstoff eingelagert. Das bedeutete, im Winter 2000/2001 waren die Wohnungen geheizt, brannte in den Küchen das Gas, in den Zimmern das Licht, und die Leute konnten fernsehen, so viel sie wollten. Schließlich zahlte die Regierung Juschtschenko erstmalig den Staatsbediensteten den Löwenanteil der Lohn- und Gehaltsschulden nach. Die Renten wurden nicht nur nachgezahlt, sondern sogar geringfügig erhöht.
    Es ist nicht klar, wann bei Kutschma ernste Sorgen aufkamen. Wann er spürte, dass seine Pique Dame daranging, die Grundpfeiler der von ihm

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