JULIA VALENTINSBAND Band 21
Universität in Salzburg, wo sie während eines Studentenaustauschprogramms im Grundstudium ein Zimmer zusammen bewohnten. Noch immer von ihren Erlebnissen in der Highschool verletzt und verunsichert, war Caro zuerst distanziert und reserviert gewesen.
Das enge Zusammenleben in dem Apartment, Sabrinas sprudelnde Persönlichkeit und Devons leidenschaftliche Liebe zu allem Historischen hatten ihr Schutzschild jedoch nach und nach aufgelöst. Wenn sie zurückblickte, würde Caro dieses Jahr in Salzburg als Geburtsstunde ihres neuen Lebens bezeichnen.
Jetzt führten die drei zusammen eine Firma, waren Partnerinnen in ihrem jungen Unternehmen mit dem Namen „European Business Services, Incorporated“, kurz EBS. Seit der Gründung von EBS vor einem Jahr boten sie ihre Dienste bei der Organisation von Reisen und Übersetzungen an sowie auch Serviceleistungen für Manager, die in Europa Geschäfte abwickelten. Bisher hatte Caro sich mit allen Kunden sehr gut verstanden.
Dieser eine jedoch war nun eine andere Geschichte.
„Vielen Dank für die moralische Unterstützung“, sagte sie dankbar zu ihren Freundinnen.
„Moralische Unterstützung, zum Teufel!“, schimpfte Sabrina. „Ich bin immer noch entschlossen, in ein Paar Eier zu treten!“
„Vergiss deinen Vorsatz nicht“, erwiderte Caro mit einem leichten Lächeln. Dieses Gespräch war in ihrem Schockzustand wirklich genau die Medizin gewesen, die sie benötigt hatte. „Ich weiß dein Angebot zu schätzen, die Dreckarbeit für mich zu übernehmen, aber …“
Ihr Blick schweifte zu den Wellen hinüber, die an den Strand rollten. Sie waren endlos. Und unbarmherzig. Wie die Zeit. Wie ihre Vergangenheit. Die einzige Möglichkeit, damit umzugehen, der einzige Weg, wie Caro wusste, Probleme anzugehen, war, ihnen die Stirn zu bieten.
„Wenn es nötig ist, jemandem in die Eier zu treten“, erklärte sie ihren Partnerinnen, „dann werde ich das selbst tun.“
„Willst du wirklich nicht, dass eine von uns rüberkommt?“, erkundigte sich Devon besorgt und klang keineswegs überzeugt.
„Ich bin mir ganz sicher. Ich musste nur mit euch Mädels reden und wollte euch darauf vorbereiten, dass es bei diesem Auftrag Probleme geben könnte.“
Sie schaffte es, sicherer zu klingen, als sie sich fühlte. Viel sicherer.
„Wie immer du dich entscheidest“, betonte Sabrina unnötigerweise. „Dev und ich stehen zweihundertprozentig hinter dir. Bleib in Spanien oder reise ab. Rasier den Mistkerl oder lass ihn in Ruhe. Halte uns nur auf dem Laufenden, okay?“
„Das tu ich.“
Caro stellte das Handy aus. Sie fühlte sich so viel leichter und hundert Jahre jünger. Die Erinnerungen an diese schreckliche Zeit konnte sie nicht auslöschen. Damit würde sie immer leben müssen. Aber sie musste nicht zulassen, dass sie ihre Zukunft verdüsterten.
Ich habe mein Leben voll im Griff, sagte sie sich entschlossen. Vor allem war sie Teilhaberin eines Unternehmens, das gerade einen sehr lukrativen Auftrag an der Angel hatte.
Sie würde die Zeit bis zum Dinner nutzen, um den Schock über ihre plötzliche Konfrontation mit der Vergangenheit zu verarbeiten und sich zu überlegen, wie sie diese unmögliche Situation am besten anging. Wenn sie Rory Burke an diesem Abend traf, so schwor sie sich, würde sie ruhig, beherrscht und vollkommen professionell auftreten.
Der Vorsatz, ruhig und beherrscht zu bleiben, löste sich innerhalb von zwei Sekunden in Rauch auf, nachdem Caro ihren Klienten in der schicken Bar des Resorts erblickt hatte.
Vor ihm stand ein Drink – Whiskey, wie sie annahm, nachdem sein Assistent ihr nahegelegt hatte, in seiner Suite für entsprechenden Vorrat zu sorgen –, und er kaute an einem der Appetithäppchen, die auf dem Cocktailtisch serviert worden waren.
Er hatte sicher, kurz bevor er heruntergekommen war, geduscht. Sein blondes Haar glitzerte noch feucht. Außerdem trug er, wie Caro erregt feststellte, einen schwarzen Pullover mit V-Ausschnitt und ausgeblichene Jeans. Beides betonte einen sehr viel reiferen und muskulöseren Körper, als sie ihn in Erinnerung hatte.
Verdammt, sie hatte sich auf ein Treffen mit einem aalglatten Manager eingestellt. Sie hatte sich zurechtgelegt, was sie sagen wollte, die Konditionen für eine Fortführung ihrer geschäftlichen Zusammenarbeit genau überlegt. Doch ihre vorbereitete Rede passte nicht zu dem Mann, der jetzt aufstand und ihr entgegenkam.
Er sah zu gelöst aus, zu lässig und viel zu gefährlich. Sein
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