JULIA VALENTINSBAND Band 21
richtig. „Ich bin hier. Du bist hier. Wir werden die nächsten vier Tage zusammenarbeiten.“
„Dann möchte ich von dir die Bestätigung, dass es das Einzige ist, was uns verbindet“, betonte sie. „Die Arbeit.“
Die Muschel wurde ein weiteres Mal langsam in der Soße gedreht. Er betrachtete die dunkle Spur ein paar Sekunden andächtig, bevor er den Kopf hob und diese außergewöhnlichen Augen mit dem dunklen Irisring auf Caro richtete.
„Das kann ich dir nicht versprechen. Wer sagt, dass es nicht wieder zwischen uns funkt, so wie damals in Millburn? Aber eins kann ich versprechen“, fügte er hinzu, als sie sich bei seinen Worten unwillkürlich versteifte. „Ich werde nicht dieselben Fehler machen wie damals. Und ich werde auch nichts tun, womit du nicht einverstanden bist. Du bist bei mir auf der sicheren Seite, Caroline. Das schwöre ich dir.“
„Jaja“, murmelte sie. „Das hat der große böse Wolf dem Rotkäppchen auch versprochen.“
Er grinste und sah plötzlich wieder aus wie dieser großspurige Junge von damals, in dessen Gegenwart sie vor so vielen Jahren immer heftiges Herzklopfen bekommen hatte.
„Stimmt“, sagte er nur.
3. KAPITEL
Am nächsten Morgen war Caroline bereits um halb sieben aufgestanden. Da die meisten der Teilnehmer von GSI direkt von ihren Einsätzen kamen, hatte ihr Boss legere Kleidung angeordnet. Caroline als Veranstaltungskoordinatorin musste sich allerdings mit ihrer Garderobe etwas mehr Mühe geben. Jeans und Wanderstiefel wären für sie nicht passend gewesen.
Stattdessen entschied sie sich für taubengraue Hosen und eine Baumwolltunika in einem warmen Orangeton und mit weiten Ärmeln. Dazu trug sie die farbenfrohen Espadrilles, die sie auf dem Markt in Tossa de Mar gekauft hatte. Ihr Haar, das sie wie üblich im Nacken zu einem festen Knoten zusammenfasste, steckte sie mit einer Spange fest. Ein Hauch von Rouge und kurz etwas Lipgloss aufgetragen, und sie war fertig.
Sie überprüfte ihren Konferenzfolder zum fünften oder sechsten Mal. Versichert, dass sie alles dabeihatte, was sie benötigte, ging sie zur Tür. Bevor die Konferenzen um elf Uhr beginnen würden, hatte sie mit ihrem Verhandlungspartner von der GSI ein gemeinsames Frühstück verabredet, bei dem sie noch kurz die letzten Einzelheiten durchgehen wollten. Caro und Harry Martin hatten im Verlauf der vergangenen zwei Monate Dutzende von E-Mails ausgetauscht. Sie hatten die Briefe kurz und geschäftsmäßig gehalten. Seine Nachrichten waren manchmal sogar so knapp gewesen, dass sie Mühe gehabt hatte, sie zu verstehen. Harry Martin, ein Mann, der nicht viele Worte gebrauchte.
Und laut Rorys überraschender Eröffnung am Tag zuvor, war er der Mann, der den großspurigen Teenager vor so vielen Jahren überredet hatte, sich im Büro des Armeeanwerbers zu melden, um sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Nach dem, was Rory ihr über seinen Senior-Vize berichtet hatte, erwartete sie einen großen, bulligen Polizisten im Ruhestand.
Martin war definitiv groß. Mindestens eins neunzig. Er musste sich ducken, um nicht gegen die Weinranken zu stoßen, die vom Türbogen hingen, durch den man zur Restaurantterrasse gelangte. Doch bullig war er keineswegs. Eine elegante Ray-Ban-Sonnenbrille beschattete seine Augen über den hohen Wangenknochen und einem Mund, der nicht die Spur eines Lächelns zeigte. Seine Kakihosen trug er mit einer messerscharfen Bügelfalte, und sein himmelblaues Polohemd spannte sich über einem breitschultrigen Körper, der gut durchtrainiert wirkte. Lediglich die grau melierten, kurz geschnittenen Haare gaben einen Hinweis auf sein Alter.
„Mrs. Walters?“ Er legte ein Notizbuch auf den Tisch und drückte ihre Hand mit seinen kräftigen rauen Fingern. „Harry Martin.“
„Schön, Sie endlich kennenzulernen, Mr. Martin.“
„Harry, bitte.“ Er setzte sich an den von einem Sonnenschirm beschatteten Tisch. „Darf ich Sie Caroline nennen?“
„Natürlich. Wie war Ihr Flug von Casablanca?“
Sie wusste, dass er vor zwei Tagen nach Marokko geflogen war und von dort aus vergangene Nacht nach Barcelona.
„Angenehm.“
Er goss sich aus einer Stahlkaraffe Kaffee ein und löffelte dann fünf gehäufte Löffel Zucker in seine Tasse. Erstaunt, wie er es schaffte, dabei so schlank zu bleiben, beobachtete Caro fasziniert, wie er das süße Zeug umrührte.
„Ich bin ein Süßschnabel“, sagte er, als er ihren Blick bemerkte, nahm einen großen Schluck, stellte die Tasse
Weitere Kostenlose Bücher